Sonderschau: Jagd auf Evangelische und Hexen

Salzburgs Domquartier bringt 2018 neben zwei anderen Sonderausstellungen eine über Erzbischof Max Gandolph von Kuenburg, der 1668 zum Landesfürsten gewählt wurde. Er entfaltete rege Kultur- und Bautätigkeit, ließ Evangelische verfolgen und „Hexen“ hinrichten - darunter viele Kinder.

Max Gandolph von Kuenburg

17. Jahrhundert/unbekannter Künstler

Fürsterzbischof Max Gandolph von Kuenburg, ein gebürtiger Grazer. Seine Herrschaft als Hexenverfolger war sehr blutig

Die erste der drei Sonderschauen beleuchtet Unblutiges und Schönes: Ab Mai 2018 werden im Nordoratorium des Domquartiers Kunstkammerobjekte aus der Sammlung Würth gezeigt, kündigt Elisabeth Resmann, Geschäftsführerin des Domquartiers nun an. Ergänzend zu den kunstvollen Kleinodien aus dem 17. Jahrhundert werden auch zeitgenössische Objekte zu sehen sein.

70 Objekte der Sammlung Würth

Ausgerichtet wird die Schau von dem zum Domquartier gehörenden Dommuseum, das mit der Kunst- und Wunderkammer der Fürsterzbischöfe selbst eine Dauerausstellung mit Objekten besitzt, die laut Fachleuten äußerst interessant und überraschend sind.

Die Sammlung Würth werde rund 70 Objekte für die Schau zur Verfügung stellen, sagt Reinhard Gratz, Direktor des Dommuseums. In Kunstkammern seien Werke gesammelt worden, die durch ihre besondere Kunstfertigkeit und Raffinesse beim Betrachter Staunen hervorrufen sollten, erläuterte Gratz. Diese Objekte wären oft aus besonderen Materialien - wie Elfenbein oder die Schalen der Nautilusschnecken - und von herausragenden Künstlern gefertigt worden. In Salzburg wird beispielsweise ein Nautiluspokal aus der Sammlung Würth zu sehen sein.

153 Menschen hingerichtet, darunter viele Kinder

Das Dommuseum bereitet auch eine zweite Ausstellung vor, zu einem vielschichtigen Thema. Sie ist Maximilian Gandolph von Kuenburg (1622-1687) gewidmet, der 1668 - vor 350 Jahren - vom katholischen Domkapitel bzw. dem Papst in Rom zum Salzburger Fürsterzbischof gewählt wurde. Museumschef Gratz will einerseits auf die damals rasante kulturell-musikalische Entwicklung und die rege Bautätigkeit unter Max Gandolph hinweisen - zum Beispiel auf die von ihm in Auftrag gegebenen neuen Kirchen, Klöster und Bibliotheken. Auch bei der allgemeinen Hygiene auf den Straßen und im städtischen Leben sorgte er für deutliche Verbesserungen.

Dazu kommen harte Schatten. Sie betreffen die vom Erzbischof in der Gegenreformation befohlene erste Vertreibung lutherischer Protestanten (viele Bergknappen vom Dürrnberg in Hallein) und seine massive Hexenverfolgung. Sie entsprach dem katholischen wie evangelischen Wahn dieser Zeit in Europa und Nordamerika. Zwischen 1675 und 1690 ließ Max Gandolph bei „Zauberbubenprozessen“ 153 Personen auf der Richtstätte in Salzburg-Gneis hinrichten. Ein Großteil waren Kinder und Jugendliche, dazu Bettler, Landstreicher und sonstige Arme, auch der als „Zauberer Jackl“ diffamierte Jakob Koller und seine Mutter Barbara. Es gibt für diese Opfer bis heute in Salzburg kein offizielles Gedenken und keinen Gedenkort - dafür seit 1989 ein Theaterstück des Tirolers Felix Mitterer: „Die Kinder des Teufels“. Geschichts- und Kulturinteressierte warten nun mit Spannung auf die Schau im Domquartier, auf die Darstellung von Facetten und Ambivalenz der historischen Fakten.

Dritte Sonderschau: Geheimnisse der Malerei

Aus dem Bestand der Residenzgalerie werde weiters eine didaktische Ausstellung unter dem Titel „Geheimnisse der Malerei. Wie Bilder gemacht wurden“ vorbereitet, kündigt Elisabeth Resmann vom Domquartier an: „Wir wollen den Besuchern neue Schlüssel zur Betrachtung der Werke geben.“ Diese Ausstellung wird die Entstehungsprozesse veranschaulichen und den Umgang mit Materialien, Farben und Werkzeugen zeigen.

Mehr Musik, mehr für Kinder

Das Domquartier will außerdem das musikalische Angebot ausbauen. So gibt es im Februar in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater eine musikalische Entdeckungsreise „Nachts im Museum“. Dabei werden die Besucher samt Taschenlampe in Gruppen durch die Räume geführt, wo in der Dunkelheit Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Michael Haydn oder Heinrich Ignaz Biber erklingen. Carl Philip von Maldeghem, Intendant des Landestheaters, versprach ein „sinnlich-unterhaltsames Fest voller Salzburger Kulturgeschichte“.

Zur noch bis 23. April laufenden Ausstellung über Fürsterzbischof Wolf Dietrich gibt es im Vermittlungsprogramm des Domquartiers eine Gesprächsreihe. Für Kinder wurde im Vermittlungsprogramm ein neues Workshop-Format ins Leben gerufen, das jeden Donnerstag zur kreativen Auseinandersetzung mit Werken im Domquartier einlädt.

APA/salzburg.ORF.at/Gerald Lehner

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