Kopierschutzhersteller Denuvo übernommen

Der Salzburger Kopierschutzhersteller Denuvo - tätig vor allem bei Computerspielen - ist jetzt vom niederländischen Kopierschutz-Weltmarktführer Irdeto übernommen worden. Der Betrieb in Salzburg soll aber weitergehen wie bisher, heißt es.

Das im Salzburger Stadtwerk Lehen beheimatete Unternehmen ist einer der führenden Anbieter für Kopierschutz bei Computer-, Konsolen- und Handyspielen. Zusätzlich bietet Denuvo auch Kopierschutz für Unternehmenssoftware, elektronische Bücher und Filme an. Kunden sind Spieleverlage, Gaming-Plattformen, unabhängige Software-Anbieter, E-Book- und Video-Publisher. International machte sich Denuvo 2015/16 einen Namen - mit einem Kopierschutz, der erst nach Monaten geknackt wurde.

Mit Wirkung vom 1. Jänner 2018 wurde Denuvo Software Solutions von Irdeto übernommen, das wiederum eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des südafrikanischen Medienkonzerns Naspers ist. Die bisherigen Denuvo-Eigentümer bleiben aber auch nach der Übernahme an Bord, sagte Gründer Reinhard Blaukovitsch im Gespräch mit der APA. Blaukovitsch hielt bisher 70 Prozent der Denuvo-Anteile, Minderheitsgesellschafter Robert Hernandez verkaufte seine 30-Prozent-Anteile ebenfalls an Irdeto. „Er sitzt in Amerika an der Westküste und hat dort vor allem Verkauf und Vertrieb betrieben, und ich hier in Österreich habe mit meinem Team die Technologie und das Service entwickelt“, sagte Blaukovitsch.

Möglichkeit, „in die nächste Liga zu wachsen“

Der studierte Nachrichtentechniker Blaukovitsch war zunächst Software-Entwickler und später Manager beim Disc-Hersteller Sony DADC in Salzburg, wo auch der Kopierschutz SecuROM entwickelt wurde. Im Dezember 2013 führte er ein Management-Buy-out durch, im Zuge dessen Denuvo entstand.

Nun entschlossen sich Blaukovitsch und Hernandez, Denuvo zu verkaufen, „weil uns das die Möglichkeit gibt, in eine nächste Liga zu wachsen, wo wir wirklich global auftreten können. Die Firma Irdeto ist ein globales Unternehmen, mit Sitz auch in China, in Europa und in Amerika.“ Obwohl Denuvo nun neue Eigentümer hat, will Blaukovitsch auch künftig Einfluss auf die Unternehmensstrategie nehmen. „Ich denke schon, dass ich das weiterhin so steuern kann wie bisher, das ist auch so vereinbart mit dem neuen Eigentümer. Der neue Eigentümer möchte auch, dass wir uns weiter sehr stark im Game-Bereich engagieren.“

Die etablierte Marke Denuvo soll erhalten bleiben. Über den Kaufpreis, den Irdeto für Denuvo bezahlt, haben die beiden Unternehmen Stillschweigen vereinbart.

„Kein Kopierschutz, der ewig hält“

In den vergangenen Monaten war Denuvo unter Druck geraten, weil der Kopierschutz des Unternehmens in immer kürzeren Zeiten von Software-Piraten geknackt werden konnte: „Es gibt keinen Schutz, der ewig hält, der unknackbar ist“, sagte Blaukovitsch. „Wir haben immer gesagt, dass wir das nicht können - und ich wage auch zu behaupten, dass das sonst auch niemand kann. Wichtig ist, dass wir unseren Kunden einen Schutz bieten für das initiale Release-Fenster, das ist so zwischen zwei und vier Wochen nach Veröffentlichung. Wenn wir da einen Schutz bieten, dann ist dem Kunden sehr, sehr geholfen, weil dort macht er 80 bis 90 Prozent seines Umsatzes.“

Allerdings hatte es zuletzt etliche Berichte gegeben, wonach Spiele mit Denuvo-Kopierschutz bereits nach wenigen Tagen oder gar nur Stunden nach ihrer Veröffentlichung illegal kopiert worden sein sollen, was den Wert des Unternehmens doch erheblich mindern würde.

Ex-Eigentümer: Keine Sorge um Jobs für Mitarbeiter

Denuvo beschäftigt derzeit 30 Mitarbeiter in Salzburg, sieben in Tschechien, fünf in Polen sowie einen Vertriebsmitarbeiter in Japan - und Robert Hernandez kümmert sich um den Vertrieb in den USA. Sorgen um ihre Jobs müssten sich die Denuvo-Mitarbeiter nach der Übernahme nicht machen, betonte Blaukovitsch. „Wir haben unsere Leute informiert und sie sind eigentlich sehr enthusiastisch, weil sie jetzt die Möglichkeiten haben, sich auszutauschen mit anderen Kryptographen oder Programmierern in Kanada, in China, in Holland. Da gibt es auch sehr viele Talente, und das ist natürlich eine Möglichkeit für diese Ingenieure, sich zu matchen und auszutauschen.“

Geeignete Leute in diesem Bereich zu finden sei nicht einfach, sagte Blaukovitsch, der an der TU in Graz Nachrichtentechnik und Elektronik studierte. „Wir investieren auch sehr viel, die richtigen Leute zu finden und nach Salzburg zu bringen, wenn sie nicht in Salzburg sind.“ Man brauche vor allem Programmierer, die maschinennahe programmieren können. „Wenn wir Abgänger von Universitäten bei uns einstellen, dauert es ungefähr sechs Monate, bis wir ihnen auch noch einige von den Dingen beigebracht haben, die wir programmieren und die wir brauchen.“

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