Teile der Altstadt sinken weiter ab

Teile der Salzburger Altstadt rutschen und sinken millimeterweise weiter in den Untergrund aus Seeton. Vor allem entlang des Mönchsbergs sind einige Bauten stärker betroffen.

Schuld sind besondere geologische Formationen. Und auch die häufiger werdenden Hochwasser haben laut Experten in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen.

Beim Klausentor am Ursulinenplatz geht der stabile Mönchsbergsockel im Boden in den weichen Salzburger Seeton über. Viele Altstadthäuser stehen genau in dieser Zone, die Übergänge verlaufen dabei unsichtbar teils mitten durch die Gebäude.

Markuskirche schief

Mönchsberg Seeton Geologie Altstadt

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Die Folgen sind auch an der Markuskirche deutlich zu sehen. Eine Seite steht auf stabilem Fels, die andere sinkt im weichen Seeton immer mehr ab. Die Stuckatur im Eingangsbereich ist schon deutlich schief. Die Sockel aus Konglomeratgestein erscheinen unterschiedlich hoch, sagt Landesgeologe Rainer Braunstingl: „Das Sonderproblem ist, dass hier über dem Seeton zwar eine tragfähige Schotterschicht liegt. Der Seeton liegt aber senkrecht an der Felswand an. Das heißt es tritt die volle Setzung ein an dieser Felskante im Boden.“

Der Salzburger Seeton besteht aus weichen Ablagerungen, die nach dem Abschmelzen eiszeitlicher Gletscher im Salzburger Becken zurückgeblieben sind. Diese weichen Schichten sind teils mehr als hundert Meter dick.

Flusspegel und Grundwasser sinken dauernd

Dazu kommt, dass die Salzach immer tiefer in ihr Flussbett sinkt – gut zu sehen an den Pfeilern des Mozartstegs ganz im Hintergrund. Der untere, dunkelgraue Teil sollte eigentlich komplett im Flussbett stecken, erzählt Geologe Braunstingl: „Wir wissen seit 150 Jahren, dass sich die Salzach eintieft. Allein bei einem Hochwasser im Jahr 1959 betrug die Eintiefung 2,5 Meter. Entsprechend sinkt auch das Grundwasser.“

Das hat laut Fachleuten zwar auch Vorteile - wie etwa trockenere Keller. Es trägt aber gleichzeitig zur Instabilität des Seetons bei.

Große Risse im Haus der Natur

Besonders zu spüren bekommt das das Haus der Natur: seit Jahrzehnten tauchen im Gebäude immer wieder Risse auf, insgesamt sind rund 20 sogenannte Rissmonitore im ganzen Haus verteilt, die akribisch überwacht werden. Die größten Risse mussten mit massiven Stahlankern abgesichert werden. Seither ist Ruhe, zumindest vorerst. Seit dem Sommer wird die Stabilität des Gebäudes an speziellen und weiteren Messpunkten regelmäßig überprüft. In den kommenden Jahren soll ein Sanierungsplan erstellt werden. Solange sich die Risse im Millimeterbereich bewegen, besteht laut Fachleuten für das Gebäude vorerst keine akute Gefahr.

Festspielhäuser auf labilem Boden

Der instabile Boden zieht sich bis in den Festspielbezirk. Im Toscaninihof sind an mehreren Stellen die Folgen zu sehen: Risse in den Hausmauern, schiefe Fassaden-Elemente. Betroffen ist auch die Rückseite des kleinen Festspielhauses. Teile der Altstadt sinken zwar weiter schief - und damit möglicherweise gefährlich, aber dafür sehr langsam. Das muss allerdings nicht immer so sein, betont Rainer Braunstingl: „Wir haben Messungen seit 1972. Und die größten Schäden beim Haus der Natur gab es 1975 und 1976. Damals waren es viele Zentimeter pro Jahr. Verglichen mit einigen Millimetern pro Jahr, die wir in letzter Zeit konstant messen.“

Vorhersagen lässt sich ein mögliches stärkeres Absinken nicht. Die bisherigen Messreihen deuten darauf hin, dass ein solches Szenario zumindest vorerst nicht bevorsteht.

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ORF-Redakteur Andreas Landrock hat sich die Lage in der Salzburger Altstadt angesehen.

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