Nur St. Gilgen gedenkt Ebner-Eschenbachs
Bereits 2016 jährte sich der Tod Ebner-Eschenbachs zum 100. Mal. Doch weil es dazu in Österreich nirgends ein Gedenken gab, verlängerte St. Gilgen seine kleine Ausstellung über die Dichterin heuer bis Weihnachten. Ebner-Eschenbach war zehn Jahr lang zur Sommerfrische im Ort am Wolfgangsee und hier auch als Wohltäterin aktiv.
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Spenden für Arme - und genaue Beobachtungen
Marie von Ebner-Eschenbach schwärmte von St. Gilgen - und war dort auch sozial engagiert, weiß Augustin Kloiber vom Heimatmuseum St. Gilgen: „Wir sprechen heute von Marie von Ebner-Eschenbach als großer Wohltäterin. Sie hat Geld gesammelt, auch verschiedene Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert. Und dieses Geld gab sie dann einem Mann in St. Gilgen, den Herrn Pochlin. Den hat sie dann als ‚Armenvater‘ bestimmt - und der hat das Geld dann an die armen Familien verteilt.“
Aber die Schriftstellerin war auch eine genaue Beobachterin - mit feiner Ironie, wie ihr Tagebuch aus St. Gilgen verrät: „Von den St. Gilgenern darf man nicht sagen, dass sie durch übertriebene Frömmigkeit von den Freuden des Lebens abgelenkt werden. Ihre Bigotterie verträgt sich vortrefflich mit Liederlichkeit: Musik im Wirtshaus, Ringelspiel bis tief in die Nacht bei Trompeten- und Paukenklang.“
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Ehrung trotz Widerständen
Marie von Ebner-Eschenbach war eine couragierte Frau, allen männlichen Widerständen zum Trotz. Auch das thematisiert die kleine Ausstellung bis Weihnachten im Museum St. Gilgen, weiß Augustin Kloiber: „Sie war die erste Frau, die das Ehrendoktorat der Universität Wien bekommen hat - und die Professoren damals waren dagegen. Wenn sie heute in den Arkadenhof der Universität kommen, wo die ganzen Büsten, Tafeln und Reliefs sind, ist da nur eine schlichte Tafel für Marie von Ebner-Eschenbach, weil sich die Professoren aufgeregt haben.“
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Ebner-Eschenbach-Gedenken am Wolfgangsee
In St. Gilgen gedenkt das Heimatmuseum der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Sie war eine Wohltäterin des Ortes.
Mehr als „Krambambuli“
Mit Ebner-Eschenbach verbinden viele seit der Schulzeit wohl vor allem die traurige Geschichte um den Jagdhund Krambambuli - eine verkürzte Wahrnehmung. Sie selbst sah dagegen andere Bücher als ihre Hauptwerke an: „Das Gemeindekind“, „Bozena“, „Lotti, die Uhrmacherin“ oder „Er lasst die Hand küssen“, weiß Kloiber: „Das sind nur ein paar der Hauptwerke, die man wieder lesen sollte und wenn man das liest, kommt man genau wieder in die Zeit, wie sie heute ist - eben zwischen reich und arm.“
Und nicht vergessen darf man die vielen Aphorismen von Ebner-Eschenbach, von denen viele damals wie heute gelten - so wie zum Beispiel „Der Gescheitere gibt nach - ein unsterbliches Wort. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit.“
Link:
- Renaissance von Ebner-Eschenbach in Reichenau (noe.ORF.at; 5.8.2017)