Hobbyforscher erhalten regionale Mundarten

Alte Dialektbegriffe und regionale Mundarten für kommende Generationen dokumentieren - dieses Ziel haben sich in Salzburg einige passionierte Hobbyforscher gesetzt. Sie halten die Sprechweisen in ihrer Umgebung fest.

Nicht nur der Salzburger Germanistik-Universitätsprofessor Hannes Scheutz kümmert sich mit seinem „Sprachatlas“ um die Aufzeichnung von Mundartbegriffen. Auch einige private Dialektforscher bemühen sich in Salzburg darum. Einer von ihnen ist der Dichter und ehemalige Deutschlehrer Franz Haitzmann aus Altenmarkt im Pongau.

„Spezielle Merkmale“ erfasst

Haitzmann widmet sich vor allem der Recherche und Aufzeichnung seines heimatlichen Ennspongauer Dialekts: „Da gibt’s eben ganz spezielle Mundartmerkmale - zum Beispiel die Doppelkonsonanten“, schildert Haitzmann. „Das ’R’ wird umgelautet in das ‚Sch‘. Es heißt also nicht ‚Wirt‘ oder ‚Wurst‘, sondern ‚Wiascht‘ und ‚Wuascht‘.“

Bücher mit Dialekttexten

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Franz Haitzmann hat schon Bücher zum Ennspongauer Dialekt veröffentlicht

Denn sprachlich gesehen gehören Pinzgau und Pongau zum südmittelbairischen Übergangsgebiet. Und die Ennspongauer haben durchaus ihre ganz eigenen Begriffe: „‚Oschauschirch‘, das ist so etwas wie Höhenangst, oder man fürchtet sich, dass man nach unten fällt“, sagt Christine Schlager aus Altenmarkt. Auch Werner Klausner aus Altenmarkt erinnert sich: „Wie ich jung war, hat es das Wort ’Z’sommverloss’ gegeben - das heißt übersetzt Rendezvous. Das war eigentlich ganz schön verbreitet.“ Und für Anneliese Steiner aus Flachau ist klar: „‚Nox‘ - das ist ein Mann, ein ‚Noxei‘.“

Bewahrer der Mundart

Im Land Salzburg haben sich gleich mehrere Archive der Bewahrung regionaler Mundarten verschrieben - in St. Koloman und Niedernsill.

Salzburgs südlichster Bezirk, der Lungau, zählt zum dagegen zum südbairischen, die nördlichen Bezirke Flach- und Tennengau wiederum zum mittelbairischen Sprachkreis.

Mundartarchiv in St. Koloman wird digitalisiert

Im Tennengau stehen die Angehörigen des 1999 verstorbenen St. Kolomaner Mundartdichters August Rettenbacher zurzeit vor einer wahren Herkulesaufgabe: sie digitalisieren die handschriftlichen Aufzeichnungen des Lehrers, Sprach- und Dialektforschers - insgesamt Tausende Notizen auf losen Zetteln.

Erika Rettenbacher im Mundartarchiv in St. Koloman beim Durchsehen von Unterlagen

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Erika Rettenbacher arbeitet das von ihrem Vater in St. Koloman aufgebaute Archiv durch

Rettenbacher begann mit dem Aufbau seines Mundartarchivs - eines von zwei im Land - in den 1960er Jahren, schildert Tochter Erika Rettenbacher, selbst Mundartdichterin: „Er war Lehrer und hat mit den Kindern zusammengearbeitet, dass sie Mundartwörter sammeln, dass sie zu den Eltern oder Großeltern gehen. Und dann war ein Trick dabei: Er hat ihnen immer einen Schilling von seinem privaten Geld gegeben. Jetzt sind die Kinder natürlich gelaufen. Wir sind nicht reich dabei geworden.“

Archiv auch in Niedernsill

Im Samerstall in Niedernsill (Pinzgau) befindet sich das zweite Archiv für Mundart im Land Salzburg. Und die Niedernsiller Dichterin Gerlinde Allmayer wurde heuer sogar für ihre Arbeit mit dem Walter-Kraus-Mundartpreis ausgezeichnet.

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