Jedes zwölfte Baby ist ein Frühchen

Jedes zwölfte Baby, das in Österreich auf die Welt kommt, ist ein Frühchen und wird vor der 38. Schwangerschaftswoche geboren. Die ersten Minuten entscheiden über das Leben der kleinen Patienten. Dafür üben Mediziner an speziellen Puppen.

Die Überlebenschancen von Frühchen steigen stetig, damit die kleinen Patienten gesund groß werden können, brauchen sie besondere Betreuung in den ersten Lebenswochen. Der „Welt-Frühgeborenen-Tag“ am 17. November erinnert an den Überlebenskampf der kleinsten Patienten. Aus diesem Grund werden am Freitag öffentliche Gebäude, wie die Festung Hohen Salzburg oder die Burg Hohenwerfen (Pongau) lila beleuchtet.

Mediziner üben Frühchen-Versorgung an Puppen

An den Salzburger Landeskliniken kam ein Baby mit 600 Gramm auf die Welt, beinahe vier Monate vor dem errechneten Geburtstermin. Für das Überleben waren die ersten Minuten entscheidend. Damit möglichst wenig Fehler passieren, üben die Mediziner an einer Simulationspuppe. „Die Puppe atmet selbständig und zeigt uns an, wie hoch die Sättigung ist. Das fühlt sich an, wie bei einer ersten Erstversorgung und ermöglicht uns auch, Dinge zu trainieren, die man am Frühchen nicht üben kann“, sagte Martin Wald, Leiter der Neonatologie.

Frühchen

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Mediziner der Neonatologie üben an einer Spezialpuppe

Doch bei der Versorgung der Frühgeborenen geht es nicht nur um die medizinische Behandlung. Zahlreiche Frühchen haben im späteren Leben Entwicklungsschwierigkeiten. „Sie haben Schwierigkeiten auf sozialer, emotionaler und kognitiver Ebene. Sie haben Schulschwierigkeiten und das belastet sie das ganze Leben“, sagte Neonatologin Erna Hattinger-Jürgenssen.

Betreuungskonzept mit Eltern

Die Salzburger Landeskliniken setzen bei Frühgeborenen auf ein spezielles Betreuungskonzept und bauen die Eltern stark mit ein. Denn die wichtigsten Pfleger für die kleinsten Patienten sind die Eltern, auch wenn diese zunächst oft verunsichert sind. „Man fürchtet sich am Anfang natürlich, weil es so ein kleiner Mensch ist und man traut sich fast nicht, das Baby anzugreifen, weil man befürchtet, dass man ihm weh tut oder etwas kaputt machen kann. Es ist am Anfang befremdlich, weil man es nicht kennt“, sagte Stephanie Auer, Mutter eines Frühchens.

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Welttag der Frühgeborenen
Jedes zwölfte Baby, das in Österreich auf die Welt kommt, ist ein Frühchen, also vor der 38. Schwangerschaftswoche geboren. Darauf soll der „Welt-Frühgeborenen-Tag“ hinweisen.

Kuscheln soll Gehirnentwicklung anregen

Die Eltern pflegen ihre Kinder ab den ersten Stunden selber und müssen vor allem eines: viel viel Kuscheln, am besten Haut auf Haut. Das fördert die lebenswichtige Bindung zwischen Mutter und Kind, aber auch die Gehirnentwicklung und die Muttermilchproduktion. Die Betreuer versuchen, die Signale jedes einzelnen kleinen Patienten zu lesen. „Wir achten hier auf die Hautfarbe, die Atmung oder die Verdauung und wenn wir sehen, dass der Hautteint der Kinder vom Rosigen ins Blasse oder Bläuliche übergeht, dann ist das ein Zeichen für uns, dass es dem Kind zu viel wird“, sagte Intensivpfleger Johann Binter.

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Das Kuscheln mit den Eltern fördert die Bindung, Gehirnentwicklung und Muttermilchproduktion

Einen festen Betreuungsplan für Frühchen gibt es auf der Frühgeborenen-Station an den Salzburger Landeskliniken nicht, denn laut Medizinern findet jedes der kleinen Lebewesen auf ganz eigenem Weg den besten Start ins Leben.