Wachsendes Geschäft mit Homöopathie

Trotz der heftigen Kritik von Wissenschaftlern setzen in Salzburg immer mehr Patienten auf homöopathische Mittel bei Erkrankungen. In der Ärztekammer sind mittlerweile 40 Homöopathie-Ärzte registriert. Kritiker bleiben skeptisch.

Erst vergangene Woche stellten die europäischen Akademien der Wissenschaften die Homöopathie in einer gemeinsamen Erklärung massiv in Frage. Es gebe keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass diese auch tatsächlich wirke, so die Wissenschafter in ihrer Erklärung - mehr dazu in Akademien der Wissenschaften warnen vor Homöopathie (help.ORF.at; 26.9.2017).

„Markt mit zunehmendem Interesse“

Dennoch sind homöopathische Mittel - ob als kleine Globuli-Kügelchen oder als Tropfen verabreicht - für einen Teil der Patienten das Mittel der Wahl: „Laut Umfragen verwenden etwa 15 Prozent der Bevölkerung homöopathische Arzneimittel. Den Kenntnisgrad und das Interesse in der Bevölkerung schätze ich aber wesentlich höher ein“, sagt der Salzburger Apotheker Dietmar Schöberl, selbst Produktentwickler für homöopathische Mittel. „Homöopathie ist ganz sicher ein wachsender Markt mit zunehmendem Interesse.“

Homöopathische Globuli auf Glasplatte

ORF

Trotz heftiger Kritik greifen viele Patienten zu homöopathischen Mitteln

Das Konzept der Homöopathie lautet: „Gleiches heilt Gleiches“. Symptome können demnach mit Substanzen behandelt werden, die ähnliche Beschwerden hervorrufen. Dazu werden die Substanzen extrem stark mit Wasser verdünnt. „Die ursprünglichen chemischen Substanzen werden durch diese Prozedur des stufenweisen Verschüttelns dem Lösungsmittel eingeprägt. Es bleibt nur die Information übrig“, sagt ein langjähriger Verfechter der Homöopathie, der Arzt Dietmar Payrhuber aus der Stadt Salzburg. „Und wenn sie das bei einem Menschen auf einer feuchten Fläche - zum Beispiel auf der Zunge - applizieren, dann ist der Organismus fähig, diese Information zu lesen.“

Wirkung in Studien nicht nachweisbar

Kritiker gehen mit der Homöopathie hart ins Gericht: Es gebe keinerlei medizinische Beweise für deren Wirksamkeit, sagt etwa der Pharmakologe Wolfgang Patsch von Paracelsus Medizinischen Privatuniversität PMU in Salzburg: „Es fehlt die Plausibilität. Es gibt mehr als 100 Studien, die die Wirksamkeit der Homöopathie untersucht haben. Und da war in keiner dieser Studien ein stärkerer Effekt als ein Placebo-Effekt nachzuweisen.“

Die Mitglieder der Europäischen Akademien der Wissenschaften fordern von den EU-Behörden, dass auch homöopathische Präparate, die als Medizinprodukte für Mensch und Tier verkauft werden, konsequent und objektiv auf Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität getestet sein sollen. Es müsse strenger Richtlinien zur Aufklärung der Patienten geben, fordert der Pathologe und Pharmazieexperte Helmut Denk. Ohne strikten Nachweis der Wirkung und Sicherheit der Homöopathie dürfe es auch keine Sozialversicherungs-Zuschüsse zu den Behandlungen geben.

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Homöopathie auf dem Prüfstand

Tabletten oder doch Globuli: so mancher Kranke in Salzburg stellt sich momentan diese Frage: Was hilft wirklich?

Immer mehr Mediziner sind Homöopathen

Doch die zahlreichen Studien, die die Unwirksamkeit der Homöopathie zeigen, und die wiederholte Kritik beeindrucken die mittlerweile zahlreichen Homöopathie-Anhänger auch unter den Salzburger Ärzten wenig. In Salzburg bieten laut Ärztekammer schon mehr als 40 Mediziner Homöopathie zusätzlich zur klassischen Schulmedizin an - was für sie auch eine zusätzliche Einnahmequelle ist.

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