Architekten-Kritik: „Spielplätze wie Käfige“

Zahlreiche Kinderspielplätze in Salzburg seien phantasielos bis lieblos gestaltet und würden oft an Käfighaltung erinnern. Mit dieser Kritik lässt die Architektin Anna Detzlhofer aufhorchen. Sie sitzt seit heuer im Salzburger Gestaltungsbeirat.

Der Gestaltungsbeirat der Stadt Salzburg ist für große Wohnprojekte in der Landeshauptstadt zuständig. Das Salzburger Bautechnikgesetz regelt die Vorgaben für Spielplätze und schreibt vor, dass pro Anlage mindestens eine Sitzgelegenheit, eine Rutsche, eine Schaukel und eine Sandkiste vorhanden sein müssen.

Gestaltungsbeirätin: Spielplätze oft Käfigcharakter

Die Architektin und Gestaltungsbeirätin Anna Detzlhofer aber kritisiert, in der Praxis erfüllen zahlreiche Spielplätze in der Stadt lediglich die Mindestanforderungen des Bautechnikgesetzes. „In der Praxis wird diesem Gesetz auf dem Mindeststandard Genüge getan. Meist wird es auch erst nachträglich appliziert. Es wirkt sehr selten an das ganze Baukonzept eingebunden und erinnert in der Umsetzung oft an eine Käfighaltung, die man den Kindern nicht wünschen würde“, sagte Detzlhofer.

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Die Kritik: Spielplätze in der Stadt haben oft Käfig-Charakter

Die Wiener Architektin gehört seit Jahresbeginn dem Salzburger Gestaltungsbeirat an. Bei Wohnbauprojekten in der Landeshauptstadt bemängelt sie außerdem die Freiraumgestaltung. „Die Freiraumgestaltung ist oft nicht vorhanden. Ich sehe hier wenige Ansätze und ich glaube, dass man hier sehr viel Luft nach oben hat“, kritisierte Detzlhofer.

Wohnbaugenossenschaften wehren sich gegen Käfig-Kritik

Die Kritik, viele Spielplätze würden an Käfighaltung erinnern, wollen die Wohnbaugenossenschaften nicht gelten lassen. Bei älteren Bauvorhaben treffe die Kritik zu, aber bei neuen Wohnanlagen sei man um die Außengestaltung sehr bemüht, sagten die Geschäftsführer und präsentierten ihre Idealbeispiele - wie beispielsweise in Salzburg-Itzling.

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Wohnbaugenossenschaften kontern mit Vorzeige-Spielplätzen bei modernen Anlagen

Niedrige Betriebskosten versus Gestaltungswünsche

Hier wurde bei einem neuen Wohnbauvorhaben ein großzügiger Spielplatz angelegt. Dieser wurde an die Stadt übergeben, die nun für die Pflege zuständig ist. Andernfalls wäre die Pflege der Anlage nicht zu finanzieren. „Eine schöne Außenanlage mit Bepflanzung, mit Bäumen und Gräsern kostet in der Errichtung und auch in der Pflege. Gräser und Sträucher zu pflegen kostet das Drei- bis Fünffache, als wie wenn man nur eine Rasenfläche hat. Es werden niedrige Betriebskosten gefordert, Heizkosten und Baukosten sollen ebenso niedrig sein, das verträgt sich oft nicht mit den Gestaltungswünschen“, sagte Stephan Gröger von der Wohnbaugenossenschaft „Heimat Österreich“.

Spielplatz: Vier Prozent der Gesamtgeschoßfläche

Laut Bautechnikgesetz muss die Spielplatzfläche vier Prozent der Gesamtgeschoßfläche ausmachen. Bei einer großen Wohnanlage kommen da schon einmal 400 Quadratmeter zusammen. Aber nicht immer ist die Spielplatzdiskussion ein Platzproblem. "Bei Bestandsobjekten, wo man die Situation verbessern will und den Spielplatz besser ausstatten will, kommt oft ein Widerstand von den Bewohnern, sagte Johann Steckenbauer von der Wohnbaugesellschaft „gswb“. Oft würden sich Anrainer gegen einen Spielplatz vor ihrem Wohnungsfenster wehren.

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Architektin kritisiert Spielplätze
In der Landeshauptstadt seien zahlreiche Kinderspielplätze phantasielos bis lieblos gestaltet und würden oft an Käfighaltung erinnern.

Genossenschaften: Öffentliche Spielplätze nutzen

Als Kompromiss könnten laut Wohnbaugenossenschaften auch öffentliche Spielplätze benutzt werden, um Kosten- und Bewohnerkonflikte zu vermeiden. „Wenn wir bei Wohnhausanlagen keinen separaten Spielplatz errichten müssten, sondern ein öffentlicher Spielplatz in unmittelbarer Nähe vorhanden ist, dann könnten die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, auf den öffentlichen Anlagen eingesetzt werden“, sagte Thomas Maierhofer von der „Salzburg Wohnbau“. In Salzburg-Taxham gibt es diese Lösung bereits.