Immer mehr pendeln ins Innviertel

Immer mehr Arbeitnehmer aus Salzburg und Umgebung pendeln zu Industriebetrieben im nahen Innviertel von Oberösterreich. Die Pendlerströme, die seit Jahrzehnten in die Landeshauptstadt führen, drehen sich neuerdings zum Teil um.

Laut Statistik Austria fahren zwar täglich noch immer 16.700 Arbeitskräfte von Oberösterreich nach Salzburg. In der Gegenrichtung sind es aber schon 7.400 Pendler. Großbetriebe wie KTM in Mattighofen oder Palfinger und das Gewerbegebiet INKOBA in Lochen-Lengau bieten viele attraktive Jobs auch für Salzburger.

Lokalaugenschein des ORF bei KTM

Schichtwechsel um 14.00 Uhr bei der KTM Group in Mattighofen. Zu Fuß gehen die meisten Arbeitnehmer vom Werkstor hier nur bis zum Parkplatz. Die meisten Pendler kommen mit dem Auto zur Arbeit.

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Facharbeiter und Ingenieure in Mattighofen

Allein bei KTM sind es mittlerweile fast 400 Salzburger aus dem Flachgau und dem Zentralraum um die Landeshauptstadt, erzählt Vorstandsassistentin Elisabeth Gritzner, selbst eine Grödigerin: „Ich pendle täglich von Grödig nach Mattighofen, fahre 50 Minuten und immer gegen den Verkehrsstrom. Es ist kein Problem. Und ob ich jetzt von der Vogelweiderstraße 50 Minuten nach Grödig pendle oder nach Mattighofen, da fahre ich lieber durchgehend und ohne Stau.“

„Ohne Stau in die Arbeit fahren“

KTM-Schichtleiter Richard Bauer fährt aus Oberndorf (Flachgau) täglich nach Mattighofen: „Wenn ich in die Stadt müsste, hätte ich überall Ampeln und Staus. So komme ich wenigstens von A nach B, mal ein bisschen schneller, mal langsamer. Lkw und Traktoren sind auch unterwegs, aber meistens komme ich in einem Rutsch durch ohne Ampeln.“

Arbeitskräfte aus Salzburg sind im Innviertel mittlerweile unverzichtbar. Viktor Sigl ist Vorstand der KTM Group: „Wir suchen aktuell 100 bis 150 Mitarbeiter und sind ständig auf der Suche nach neuen Fachkräften. Es beginnt in der Produktion über Forschung und Entwicklung bis in die Service-Bereiche und Marketing und Vertrieb. Vor einigen Jahren war der Radius 25 Kilometer, dann wurde er 50. Jetzt sind wir bei 50 und 100 Kilometern.“

Gemeinden fordern bessere ÖBB-Verbindungen

Die Eisenbahn als Alternative zu den vielen Autos der Pendler ist das Ziel. In Lengau sammelt man noch Unterschriften gegen die geplante Ausdünnung der Haltestellen an der Mattigtalbahn von Straßwalchen über Mattighofen nach Braunau. Die Haltestellen Teichstätt und Achenlohe soll es laut ÖBB künftig nicht mehr geben. Dagegen wehren sich Einheimische, Pendler und Manager von Industriefirmen.

Auch Bürgermeister Erich Rippl (SPÖ) aus Lengau fordert den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Haltestellen: „Wir haben bei der Firma Palfinger eine Umfrage gemacht. Von den 780 Mitarbeitern wäre die Hälfte bereit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit zu fahren – wenn die Takte der Verbindungen gut passen würden. 70 nehmen es bereits in Anspruch, die von Salzburg her schon die Mattigtalbahn nehmen.“

S-Bahn bis 2020?

Die Verlängerung der S-Bahn von Salzburg bis Lengau ist bis 2020 geplant, eine Art Lokalbahn für das ganze Innviertel bleibe das Wunschziel, so Bürgermeister Rippl: „Wir bräuchten einen Takt von halben Stunden.“ Und KTM-Manager Sigl sieht die Lage so: „Unsere Frühschichten lassen sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen, bei der Spätschicht sieht es derzeit noch anders aus.“

Es dürfte noch viel Geduld brauchen. Und wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass tausende Salzburger eines Tages zum Arbeiten täglich ins Innviertel pendeln. Das ist nun längst Realität.

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Verkehrsströme ändern Richtung

ORF-Redakteurin Hannelore Hopfer hat sich im Innviertel über die und bei den Salzburger Pendlern erkundigt.

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