„Kasimir und Karoline“: Publikum gespalten

Die New Yorker Theatergruppe „600 Highwaymen“ führte bei den Salzburger Festspiele den Bühnenklassiker „Kasimir und Karoline“ von Ödön von Horvaths mit Profis und Laien aufgeführt - mit sehr unterschiedlichen Reaktionen.

Die neue und gekürzte Fassung (Uraufführung des Stücks war 1932) wird von Laien und Profis gemeinsam gespielt und soll so zum echten „Volksstück“ werden. Premiere war Freitagabend. Das Szenario sah in Salzburg so aus: Kein Bühnenbild und keine Kulissen. Ein buntes Ensemble bevölkerte das Studio der Universität Mozarteum.

Buhs für stark veränderte Fassung

Doch nach der Premiere wurde das Stück schon ausgebuht, bevor der Beifall der Begeisterten die Aufführung dann doch noch hochleben ließ. Denn die durch die Fassung war das Stück über die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit kaum wiederzuerkennen: Sprache und deren Funktion als Versuch, gesellschaftliche Besserstellung vorzutäuschen, wurden völlig verändert - geschuldet wohl auch der vielfachen Übersetzung von Deutsch auf Englisch und wieder retour.

Denn das Regie-Duo aus New York, das sich 600 Highwaymen nennt, spricht kein Deutsch. Es lässt das Stück von Schauspielabsolventen und Laien spielen. Auf der leeren Bühne entwickelt sich ein Spiel - unterstützt von choreografierten Gesten in einem merkwürdig distanzierten Duktus, in einer strengen Kunstsprache fern von Gefühlen und jeglichem Lokalkolorit.

Kasimir und Karoline Ödön vor Horvath bei den Salzburger Festspielen

ORF

Handlung auf dem Münchner Oktoberfest

Bei dem Stück befindet sich der Chauffeur Kasimir mit seiner Verlobten Karoline auf dem Münchner Oktoberfest. Sie will sich amüsieren, Kasimir ist jedoch nicht zum Feiern zumute, da ihm gerade seine Anstellung gekündigt wurde. Deshalb kommt es zum Streit. Ihre Wege trennen sich. Im Lauf der Handlung begegnen sie sich mehrfach wieder, eine Versöhnung liegt greifbar nah, ihre Gespräche enden jedoch immer wieder im Streit - eine Metapher für die chronische Einsamkeit des Menschen, auch in Beziehungen.

Schwierige Proben für das Team

Hier wechseln sich Laien und hauptberufliche Darsteller ab, sagt Maresi Riegner, professionelle Schauspielerin: „Am Anfang war alles sehr chaotisch. Wir mussten zuerst diese Struktur lernen. Und dann fängt man an, sich selbst gut zu spüren.“

Immer wieder geht es um persönliche Probleme und heiße soziale Themen, wie Bettina Hering schildert, die Schauspielchefin der
Salzburger Festspiele: „Es ist ein Volksstück, das auch in dieser Umsetzung nun mehr zu einem Volksstück wird. Es ist ja sehr abstrakt geschrieben von Horvath, und es sind viele choreografische Elemente darin.“

Abstraktes „Volksstück“

Gruppendynamische Prozesse auf der Bühne sind die Essenz der Aufführung. Und es gebe keine Haupt- oder Nebenrollen, erzählt Laiendarsteller Aldo Banovaz: „Ich bin kompletter Laienschauspieler. Und in meinem Alter ist das ein Debut.“

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Künstlerisch anspruchsvolles Projekt

Sozialkritische und poetische Romane und Stücke Ödön von Horvaths sind oft gut verständlich. Hier experimentierte er in der Zwischenkriegszeit.

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