Kletterer in Not: Retter 230 Meter abgeseilt

Flug- und Bergretter haben auf dem Großen Grundübelhorn unweit von Weißbach bei Lofer (Pinzgau) einen 71-jährigen Kletterer gerettet - taktisch sehr schwierig. Und der Salzburger Rettungshubschrauber Christophorus 6 war zeitgleich beim Königssee im Einsatz.

71-jährigen Kletterer aus Mittelfranken gerettet auf dem Grundübelhorn

RK/Bergwacht Ramsau

Bergretter im Quergang

Der Kletterer aus der Nürnberger Gegend in Mittelfranken befand sich auf diesem Berg der Reiter Alpen - im direkten Grenzland Bayerns zum Salzburger Pinzgau - im Nachstieg zu seinem Seilgefährten. Er kam wegen starker Erschöpfung unter einem Überhang in der Südverschneidung des Grundübelhorns nicht mehr weiter. Sie konnten wegen des Überhangs auch keinen gemeinsamen Rückzug durchführen und setzten via Mobiltelefon einen Notruf ab.

Taktischer „Kriegsrat“ im Tal

Das Team des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ fand den 71-Jährigen bei einer ersten Erkundung sofort, konnte wegen des großen Überhangs jedoch keine Taubergung durchführen. Dazu bräuchte es in der Falllinie eine direkte Erreichbarkeit mit dem langen Tau. Die Einsatzkräfte entschieden sich bei einer Besprechung im Tal zu einer besonderen Taktik.

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Retter mit „Dyneema“ über 230 Meter abgeseilt

Der Pilot flog drei Bergrettungsmänner aus Ramsau in die Wand weit oberhalb des erschöpften Franken. Dieses Team querte dann seitlich über Standplätze der Route und ein Seilgeländer in die Falllinie zum Geschwächten und ließ einen Retter rund 80 Meter an einem speziellen „Dyneema-Seil“ ab. Der Helfer versorgte den 71-Jährigen und wurde dann mit diesem noch weitere 150 Höhenmeter abgeseilt - insgesamt 230 Meter in ein Gelände, wo die Rettung mit dem Hubschrauber dann möglich wurde. Diese Aufgabe übernahm die ebenfalls angeforderte Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 8“ aus München. Diese hat eine elektrische Stahlseilwinde zur Verfügung. Sie brachte die beiden Männer ins Tal.

Die Bergretter oberhalb des Überhangs wurden von „Christoph 14“ wieder ans Tau genommen und ins Tal geflogen.

Salzburger Notarzthubschrauber beim Königssee

Die deutschen Einsatzkräfte hatten in den vergangenen Tagen noch weitere Einsätze im bayerischen Grenzland zu Salzburg zu bewältigen. Zeitgleich zum Geschehen auf dem Grundübelhorn mussten Berg- und Wasserretter sowie das Team des Salzburger ÖAMTC-Rettungshubschraubers „Christophorus 6“ zum Obersee beim Königssee ausrücken. Dort war eine 73-jährige Frau schwer gestürzt. Sie erlitt Kopfverletzungen. An der Unfallstelle selbst war keine Hubschrauberlandung möglich. Die Frau wurde von Bergrettern und einem Notarzt weiter ins Tal gebracht, dann mit dem Tau geborgen und ins Krankenhaus geflogen. Kräfte der Wasserwacht brachten drei Angehörige der Wanderin über den See in Sicherheit.

Auf dem Watzmann in Not

Watzmann und Watzfrau von Süden

Gerald Lehner

Watzmann-Südspitze (links oben). Die Gratüberschreitung des riesigen Kamms von Norden her ist lang und anstrengend. Flugbild aus 7.000 Metern über Saalfelden (Pinzgau). Vordergrund: Steinernes Meer. Hinten: Berchtesgaden

Und auf der Watzmann-Südspitze rettete die Besatzung von „Christoph 14“ aus Traunstein einen 53-jährigen Alleingänger, der nach der Überschreitung des Gipfelgrates über heftige Knieschmerzen klagte und so erschöpft war, dass er nicht mehr weitergehen konnte. Ein Bergführer der Polizei, der privat unterwegs war, fand den Mann und alarmierte das Hubschrauberteam.

Markus Leitner, Bergwacht Ramsau &
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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