Werktagung: „Den Kindern ihre Rechte lassen“

Im Zentrum der diesjährigen pädagogischen Werktagung steht die Reformpädagogik. Ihre Prinzipien werden in der Kinderstadt in Salzburg umgesetzt. In Mini Salzburg gehört die Stadt den Kindern - von der Bäckerei über die Bank bis zur Politik.

Dort tun die Kinder, was sie wollen und was sie können - ohne Passagiere der Erwachsenenwelt zu sein. Dabei sollen das Grundrechte der Kinder sein, wie sie der polnische Reformpädagoge Janusz Kortcak bereits vor 100 Jahren formuliert hat. Seine Lehre steht im Zentrum der diesjährigen Internationalen Pädagogischen Werktagung.

Es geht zum Beispiel um das Recht auf den heutigen Tag, das Recht auf Achtung und das Recht auf das eigene Risiko. Doch im Gegensatz zur Kinderstadt werden diese Rechte im echten Leben oft nicht umgesetzt, bedauert der Erziehungswissenschafter Andreas Paschon.

Experte: „Der Kindergarten hat´s heraußen“

„Ich glaube, der Kindergarten hat´s heraußen. In der Schule wird´s für manchen schon ein bisschen zu stressig, weil da schon die Leistung betont wird und nicht mehr die Ressourcen des Kindes. Und ich glaube, Kortcak und alle anderen, die sich mit Kinderrechten auseinandersetzen, werden sagen: Schaut auf das, was in den Kindern steckt und nicht auf das, was wir versuchen, in die Kinder reinzubringen. Denn das ist - glaube ich - der eigentliche Bruch in den Seelen der Kinder“, sagt Paschon.

In der Kinderstadt lernen Kinder, zu entscheiden

In der Kinderstadt halten sich die Pädagogen zurück, beobachten und lernen selbst, weniger einzugreifen und zu erziehen. „Kinder sind unglaublich kompetent, unglaublich kreativ, nehmen das Spiel sehr, sehr ernst und kommunizieren auf eine Art und Weise, die wir Erwachsenen immer wieder unterschätzen“, betont Petra Burgstaller vom Verein Spektrum.

Kinderstadt Salzburg

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Auch den Umgang mit Geld können die Kinder in Mini-Salzburg lernen

In der Kinderstadt erfahren die Kinder, was es heißt, Entscheidungen zu fällen und Verantwortung zu haben - etwa als Bankdirektor, schildert der zwölfjährige Markus. „Da schreibe ich ein, wenn sie etwas einzahlen oder zum Beispiel auch, wieviel sich jemand auszahlen lässt.“

„Zu viel Pädagogik schadet den Kindern“

In der Kinderstadt können die Kinder aber auch einfach nur das machen, was sie eben gerne machen, wie zum Beispiel die zwölfjährige Lynea. „Letzten Samstag habe ich sieben Stunden in der Bäckerei gearbeitet. Und inzwischen war ich schon fünf Mal da und habe immer in der Bäckerei gearbeitet“, schildert Lynea.

Kinderstadt Salzburg

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In Mini-Salzburg haben die Kinder das Sagen

Erziehungswissenschafter Andreas Paschon lobt das in der Kinderstadt praktizierte Modell. „Kinder haben immer dort Recht und Platz, wo man ihnen diesen Platz auch gibt. Sie sind von Haus aus neugierig und lernwillig und erobern sich dann ein Thema sehr schnell. Wenn man ihnen mit zuviel Pädagogik kommt, dann kann das oft das Problem sein. Da sollte man eher ein bisschen warten und ihnen das Recht zugestehen, sich selbst zu entdecken. Und dann sollte man ein bisschen mithelfen, dass Kinder das realisieren können, was sie sich vorstellen“, sagt Paschon.

Werktagung läuft noch diese Woche

Über Kinderrechte in Theorie und Praxis diskutieren internationale Pädagogen bei der Werktagung noch bis Ende der Woche.

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Im Zentrum der diesjährigen pädagogischen Werktagung steht die Reformpädagogik. Ihre Prinzipien werden in der Kinderstadt Salzburg umgesetzt. In Mini Salzburg gehört die Stadt den Kindern

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