Bartgeier-Europatour per GPS aufgezeichnet

Ein im Jahr 2016 ausgewilderter Bartgeier hat sich auf große Europareise gemacht. Einen Monat lang war der junge Lucky viele tausend Kilometer weit unterwegs - eine Reise, die aber mittels GPS komplett überwacht wurde.

Es heißt ja, in jungen Jahren sollte man die Welt kennenlernen. Und Lucky könnte von seiner Reise wohl viel erzählen. Vor genau einem Jahr wurde Lucky gemeinsam mit Charly in den Sulzbachtälern ausgewildert. Den Winter dort haben die beiden jungen Bartgeier gut überstanden.

Während Charly aber lieber hier in ihrer Heimat unterwegs ist, hat sich Lucky Mitte Mai auf den Weg gemacht. Zuerst ging es über den Königsee ins Allgäu, dann weiter in den Schwarzwald und den Harz, schildert Ferdinand Lainer von der Nationalparkverwaltung.

Fast 4.000 Kilometer geflogen

„Speziell im Frühjahr beobachten wir, dass die Geier Richtung Norden fliegen. Das dürfte damit zusammenhängen, dass sie sich Zugvögeln anschließen.“ Dann hat Lucky kehrtgemacht - er flog bis Heidelberg und weiter in nordwestlicher Richtung bis Den Haag (Niederlande) und die Texel-Inseln, wo er einige Tage blieb.

Sein Rückflug brachte Lucky fast bis Paris, dann flog er Richtung Osten über Stuttgart und München in den bayerischen Wald mit Tagesstrecken von 500 Kilometern. Über die Alpen flog „Lucky“ zum Triglav und wieder zurück ins Obersulzbachtal. Das sind - ohne jeglichen Umweg - fast 4.000 Kilometer, rechnet Lainer vor. „Es gehört dazu, dass man sich die Welt anschaut. Und bei den Geiern ist dies das normalste“, betont Lainer.

„Wollen Metapopulation aufbauen“

Lainer hat nicht nur Lucky ständig unter Beobachtung. Ziel wäre es, dass die jungen ausgewilderten Bartgeier in Gebiete kommen, wo es wild aufgewachsene Exemplare gibt, ergänzt Lainer. „Eines der großen Ziele bei diesem Bartgeier-Projekt ist, eine Metapopulation aufzubauen und Verbindungen zwischen verschiedenen Bartgeiern zu schaffen. Wer weiß, ob nicht Lucky einmal in die Pyrenäen oder nach Korsika reist, um eine junge Bartgeierfamilie zu gründen.“