Internet: Auch Handarbeits-Shops leiden

Obwohl Handarbeiten im Trend liegt, haben in den vergangenen Wochen etliche Salzburger Woll- und Handarbeitsgeschäfte schließen müssen. Auch hier ist das Internet großer Konkurrent für Einzelhändler.

Weil Kunden immer die neueste Ware wollen, sind gerade in dieser Branche die Lagerkosten hoch. Ein ORF-Lokalaugenschein von „Salzburg heute“ zeigt ein tristes Bild: „Elfi´s Kreativ-Dorfladen“ in Obertrum (Flachgau) - geschlossen. „Treffpunkt Handarbeiten“ in der Stadt Salzburg - geschlossen. Auch das „Wollamt“ in Anthering hat kürzlich zugesperrt. Nach vier Jahren geben Mutter und Tochter das Geschäft auf.

Handarbeits-Geschäfte unter Druck

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Nach vier Jahren geben die Betreiber des „Wollamt“ in Anthering

Erst beim Totalabverkauf - unter dem Einkaufspreis der Ware - wurde das Geschäft gestürmt, schildert Betreiberin Lisa Lebesmühlbacher. „Wir haben uns unserer Sicht wirklich fast alles probiert - wir haben Werbung geschalten, waren auf Facebook und Instagram aktiv, haben Aktionen gestartet und Veranstaltungen durchgeführt. Doch all das hat nicht gereicht.“

Wollgeschäfte schließen

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Erst beim Totalabverkauf wurde das Geschäft gestürmt

„Kunden wollen aus riesigem Angebot wählen“

Vor wenigen Jahren begann der Trend zum Selbermachen. Geschäfte wie das „Wollamt“ haben davon profitiert. Warum man trotzdem nie schwarze Zahlen geschrieben hat, können Mutter und Tochter sich nur mit den hohen Kundenansprüchen erklären.

„Die Kunden wollen aus einer großen Farbpalette und verschiedenen Qualitäten suswählen können. Man muss die ganze Ware einkaufen, es gibt nichts auf Kommission. Und dann hat man einen riesigen Lagerbestand. Ein weiterer wichtiger Grund ist das Internet, über das immer mehr bestellt wird. Es gibt Kunden, die die Wolle bei uns anschauen und anfühlen, aber nur einen kleinen Teil bei uns kaufen. Die übrigen Produkte, die sie bei uns angesehen haben, dürften sie dann übers Internet kaufen. Anders kann ich mir das nicht erklären“, sagt Elfriede Lebesmühlbacher. Sie und ihre Tochter haben bis zum Schluss gekämpft, doch seit Anfang Juli das Wollamt geschlossen.

„Mit Wolle wird man nicht reich“

Eine tapfere Insel ist das „Wollkistel“ in der Stadt Salzburg. Dessen Besitzerin, Andrea Steinbacher, hat jetzt sogar eine zweite Filiale eröffnet. Ihre Kunden halten ihr seit zehn Jahren die Treue. Aber auch sie kennt den Druck, als Einzelunternehmerin in einer Nischen-Branche bestehen zu können.

Wollgeschäfte sperren zu

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Andrea Steinbacher in ihrem Wollgeschäft

„Mit Wolle wird man nicht reich. Vor allem die Mietpreise sind in Salzburg enorm hoch, weshalb man so ein Geschäft kaum in zentraler Lage betreiben kann. Man muss sehr viele Stunden investieren. Ich bin in meinem Geschäft alleine und stehe auch an Samstagen herinnen. Aber mir macht das nichts aus, denn für mich ist das eine schöne Arbeit und daher keine Belastung“, sagt Andrea Steinbacher. Ihr „Wollkistel“ ist somit wohl einer der letzten Farbtupfer in der ausgedünnten Landschaft der Handarbeitsläden.

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Obwohl Handarbeiten im Trend liegt, mussten in jüngster Zeit etliche Salzburger Woll- und Handarbeitsgeschäfte schließen.