„Theatermacher“ ohne Skandal aufgeführt
„Der Theatermacher“ ist ein Stück Salzburger Festspielgeschichte. 1985 wurde die Komödie in Salzburg uraufgeführt, Regie führte Claus Peymann. Für seine Uraufführung forderte er 800 um einen Misthaufen umherschwirrende Fliegen. Die Behörde gestattete dies, allerdings - wohl auch mit Augenzwinkern - unter strengen Auflagen. Gespielt wurde letztlich ohne Misthaufen, was blieb, ist ein Paradebeispiel dafür, wie Theatermacher ihre eigenen Skandale schaffen.
Theatermacher sehnt sich nach Skandal
So ähnlich will es auch die Titelfigur, der alternde Staatschauspieler Bruscon, der während des gesamten Stücks einen Notlichtskandal befürchtet und insgeheim herbeisehnt. Auch dieser „Skandal“ eine Anspielung auf die Festspiele, die 1972 mit der Bernhard-Uraufführung von „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ wohl einen ihrer größten Skandale lieferten, eben weil das Notlicht am Ende nicht wie angekündigt gelöscht wurde.
Jan Friese
Bruscon, der Theatermacher - auch er ist ignorant und wahnsinnig - herrscht über seine ganz eigene Theaterwelt. Mit seiner -außer ihm selbst- nur mäßig begabten Familie reist er durch die Provinz, um sein Stück das „Rad der Geschichte“ aufzuführen. Von Gaspoltshofen kommend führt ihn sein Weg in ein heruntergekommenes Wirtshaus in Utzbach. Der denkbar ungeeignetste Ort für seine Weltkomödie, aber der ideale Boden, um seine Tiraden gegen Wirtsleute, Landbevölkerung und vor allem gegen die eigene Familie loszuwerden.
Jan Friese
Abrechnung mit dem Theaterbetrieb
Eigentliches Feindbild ist dem Theatermacher aber der Theaterbetrieb selbst, ironisch thematisiert Bernhard in den endlosen Monologen der Hauptfigur Bruscon den Kunstbetrieb an sich. Die unendlich verschachtelte Textmenge, die weder Anfang, Ende, noch irgendeinen Punkt zu kennen scheint, meistert Harald Fröhlich gekonnt. Am Utzbacher Wirt, verkörpert von Marcus Marotte, scheinen diese Textmengen durch Unverständnis und Nervenstärke glaubhaft abzuprallen.
Jan Friese
Alle anderen Darsteller (Daniela Enzi, Sophia Fischbacher, Ute Hamm, Matthias Hinz, Kristina Kahlert) sind im Kosmos des Theatermachers „naturgemäß“ zu Randfiguren verdammt oder werden rasch von ihm in die Schranken gewiesen. Und das ist auch gut so, denn allzu leicht können vereinzelte darstellerische Einfälle vom Bernhardschen Text ablenken. Die Beklemmung der gepeinigten Charaktere tritt aber gerade im sensiblen und unauffälligen Spiel am besten hervor.
Weitere Vorstellungen bis 23. Juni im Schauspielhaus Salzburg, Erzabt-Klotz-Straße 22
Und weil auch die Regie von Intendant Robert Pienz ebenso wie die Ausstattung von Ragna Heiny (das Bühnenbild erinnert stark an jenes der Uraufführung) auf allzu viele Ablenkungen vom Text verzichten, erlebte das Premierenpublikum - wenngleich die eine oder andere Textwiederholung nach etwas mehr Variation verlangen würde - einen über weite Strecken unterhaltsamen Theaterabend, während der Theatermacher selbst im Chaos untergeht.
Eva Halus, Lukas Möschl, salzburg.ORF.at