Notarztstützpunkt für Flachgau gefordert

Der nördliche Flachgau und das grenznahe Innviertel bräuchten dringend einen Notarztstützpunkt. Das fordern Bürgermeister der Region von Landespolitik und Rotem Kreuz. Beim Land lehnt man einen neuen Stützpunkt ab.

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In immer mehr Regionen Österreichs müssen Schwerverletzte und Herzpatienten länger auf professionelle Hilfe warten, sagen Fachleute

Wenn bei Straßwalchen, oder im angrenzenden Oberösterreich ein schwerer Unfall geschieht oder bei einem anderen Notfall rasch ein Mediziner gebraucht wird, dann heißt es warten.

Die nächstgelegenen Notarztstützpunkte sind nämlich ca. 30 Kilometer entfernt - in Braunau am Inn, Ried im Innkreis oder in der Stadt Salzburg. Das müsse sich rasch ändern, fordern die Bürgermeister der Region. Ihnen geht es ähnlich wie den Kollegen im Salzburger Tennengau bzw. dem Lammertal und dem nördlichen Mitterpinzgau um Lofer und Unken, die schon seit Jahren heftige Kritik üben und von gefährlicher Unterversorgung sprechen.

Regional- und Lokalpolitiker besorgt

Der Lengauer Bürgermeister Erich Rippl (SPÖ) betont wie viele seiner Kollegen, für den nördlichen Flachgau und das Innviertel müsse ein neuer Notarztstützpunkt her: „Es wird gerade in Straßwalchen eine neue Rotkreuzstelle gebaut. Und da wäre es möglich, grenzüberschreitend hier einen Notarztstützpunkt zu errichten – gerade für die Zukunft.“

Beim Roten Kreuz kennt man diese Forderungen, sagt Landesrettungskommandant Anton Holzer: „Wenn die Kosten dafür übernommen werden, ist es für das Rote Kreuz selbstverständlich, dort einen Stützpunkt auch für einen Notarzt einzurichten. Derzeit gibt es keine finanziellen Zusagen des Landes.“

Ressortchef Stöckl beim Land lehnt ab

Ein Notarzt würde nur in Kooperation mit Oberösterreich Sinn machen, heißt es beim Roten Kreuz. Aus dem Büro von Vize-Regierungschef und Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) heißt es dazu, die Versorgung für den nördlichen Flachgau sei angemessen. Es gebe keinen Bedarf für einen weiteren Notarztstützpunkt.

ÖAMTC-Chefarzt: „Lage immer angespannter“

Wolfgang Voelckel, leitender Arzt bei der ÖAMTC-Flugrettung und Anästhesist im Salzburger Unfallkrankenhaus, kritisiert seit langem die allgemeine Entwicklung in Österreichs Regionen und ländlichen Räumen. Es gebe mittlerweile verschieden große bzw. kleinere Überlebenschancen für Verletzte oder Schwerkranke - je nach Wohnort von Betroffenen: „Wir müssen diesem Trend entgegensteuern und mehr Ärzte ausbilden und motivieren, auf dem Land zu arbeiten - auch als Notärzte.“

Wolfgang Voelckel Flugrettung Unfallkrankenhaus leitender Arzt

Christophorus Flugrettung

Voelckel

Voelckel verweist auf große Nachteile für Patienten, wenn die professionelle Hilfe spät oder sehr spät erfolge: „Ein Mensch kann hirnphysiologisch um 36 Jahre altern, wenn ein Schlaganfall ein paar Stunden unbehandelt bleibt. Innerhalb einer Stunde ohne Hilfe sterben bei einem Schlaganfall 714 Kilometer Nervenbahnen in einem Gehirn ab. 830 Milliarden Synapsen und 120 Millionen Gehirnzellen gehen bei einem einzelnen Menschen dabei verloren. Je länger es dauert, bis ein Notarzt beim Patienten ist, oder dieser im Krankenhaus, umso schwieriger wird es für den Rest seines Lebens.“

Schwere Unfälle, Schlaganfälle, Herzinfarkte

Die Flugrettungsteams des ÖAMTC werden besonders in strukturschwachen Regionen im Nordwesten, Norden und Nordosten Österreichs mittlerweile zu Einsätzen gerufen, die normalerweise von gut ausgebildeten Hausärzten und bodengebundenen Notärzten absolviert werden sollten: „Der Ärztemangel ist in manchen Regionen schon so groß. In der Nacht und bei Schlechtwetter, wenn nicht geflogen werden kann, kann man sich vorstellen, wie schwierig die Versorgung dieser Menschen werden kann“, so der Spezialist Voelckel.

Gerald Gundl, Gerald Lehner - ORF Radio Salzburg

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