Streit um Seewaldsee vorläufig beigelegt

Der Rundwanderweg beim Seewaldsee in St. Koloman (Tennengau) soll in der Wandersaison vorerst offen bleiben. Zuletzt hatte die Gemeinde mit dem Grundeigentümer heftig gestritten. Bauer Thomas Strubreiter will mehr Ruhe auf seiner Alm.

Der Seewaldsee bei St. Koloman

Gemeinde St. Koloman

Seewaldsee bei St. Koloman im Spätsommer

Bei einer Gemeindevertretungssitzung am Donnerstagabend wurde der Konflikt zumindest entschärft. Manche sagen, er sei beigelegt worden. Derzeit herrschen beim Seewaldsee noch winterliche Bedingungen. An Wanderungen ist ohne Schneeschuhe, Langlauf- oder Tourenski ohnehin kaum zu denken.

Bauer will keinen Massentourismus

Dennoch ging diese heftige Debatte seit Herbst über den Winter weiter. Anrainer und Wanderer hatten auf Pläne des privaten Grundbesitzers empört reagiert. Alm- und Bergbauer Thomas Strubreiter will nämlich auf seiner Seeseite eine „Entschleunigung“ schaffen. Dazu sollte offenbar auch gehören, die vielen Spaziergänger und Wanderer nicht mehr ohne Besucherlenkung über seine Almflächen gehen zu lassen. Von Jahr zu Jahr würden es mehr - auch wegen vieler Medienberichte und Wandertipps, sagt der Spezialist. Er beschäftigt sich mit der Zucht von alten Haustierrassen, die im Zeitalter von EU-Überproduktion und Industrial Farming vom Aussterben bedroht sind. Für seine wirtschaftlichen Ziele brauche er eine intakte Almlandschaft, betont der Landwirt.

Seewaldsee bei St. Koloman im Winter

ORF

Noch ist Winter da oben

„Totalsperre war nie die Absicht“

Strubreiter fordert mehr Rücksicht auf lokale Gegebenheiten beim Seewaldsee: "Es war nie die Absicht, unsere Alm total zu sperren, den Leuten dieses Gebiet zu verwehren. Aber klar ist, dass man bei uns heroben nun Lenkungsmaßnahmen braucht. Dass wir wegen des Andranges unserer Arbeit nicht mehr nachgehen können, das ist auch nicht tragbar. Wir sind weiter für alle Gespräche offen, und in der Zwischenzeit werden wir keine zusätzlichen Flächen sperren.“

Bürgermeister: „Es steht in den Sternen“

Strubreiter bietet der Gemeinde an, eine Arbeitsgruppe einzurichten, an der auch Gemeindevertreter teilnehmen könnten.

Bauer Strubreiter St. Koloman Seewaldsee

ORF

Bauer Strubreiter will mehr Ruhe und Raum für seine traditionelle Viehzucht und Almwirtschaft

Der St. Kolomaner Bürgermeister Wilhelm Wallinger (ÖVP) sagt dazu, es „steht in den Sternen“, ob man nicht in zwei bis drei Monaten wieder eine neue Sitzung brauche: „Momentan nehmen wir diese Chance wahr, um an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten. Wir hoffen, dass eine langfristige Vereinbarung möglich ist, weil ein Rechtsstreit bei Gericht wäre kostspielig und langwierig." Gegner einer Sperre beim Seewaldsee verweisen auf das freie Wegerecht, das in ganz Österreich für Spaziergänger, Wanderer und Bergsteiger gelte.

Auslöser des Konfliktes ist ein neues touristisches Nutzungskonzept, das Bergbauer Strubreiter erstellen ließ. Er will auf seinem Grund künftig auch Tierzucht- und Naturschutz-Seminare anbieten - und deshalb einen Teil gegenüber dem Massentourismus abgrenzen, was laut Experten aus rechtlicher Sicht für einen Eigentümer jederzeit möglich sei.

Strubreiter hat den Eindruck, bisher hätten sich Gemeinde und andere Akteure zu wenig um Anliegen seiner Familie gekümmert, die hier seit 400 Jahren die Alm bewirtschafte. Insgesamt sehe er in den letzten Wochen eine Verbesserung - auch das Verständnis von Wanderern betreffend: "Es waren auch schon Leute vom Alpenverein im Tennengau und aus der Stadt Salzburg bei mir. Bei denen habe ich den Eindruck, dass sie auch unseren Standpunkt berücksichtigen und verstehen wollen.“

Weitere Konflikte beim See seit Jahren

Weil der Seewaldsee auch für weniger konditionsstarke Spaziergänger und Wanderer mit dem Auto leicht erreichbar ist, steigen die Besucherzahlen dort seit Jahren stark an. Im letzten Jahr gab es noch einen zusätzlichen Streit und heftige Debatten um fehlende Parkflächen. Zuvor hatte es sogar einen Strafprozess in Salzburg gegeben, weil ein anderer der Almbauer aus der Region bei den Parkplätzen illegal Gebühren abkassiert hatte. Die Sperre des Rundwanderweges scheint nun vorerst vom Tisch zu sein.

Christine Hackenbuchner, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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Fühlt sich missverstanden, übergangen und zu Unrecht kritisiert: Bauer Thomas Strubreiter im ORF-Interview

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Der St. Kolomaner Bürgermeister Wilhelm Wallinger hofft noch auf eine langfristige Lösung - ohne gerichtliche Auseinandersetzung.

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