Nationalpark: Angst um Wegefreiheit
Es geht um das Ober- und Untersulzbachtal in Neukirchen (Pinzgau) bis hinauf zu den weitläufigen Gipfelbereichen des Großvenedigers und seiner vergletscherten Nachbarn. Das Land hat hier mit EU-Geld große Grundstücke gekauft, um Sonderschutzgebiete „frei von menschlichen Eingriffen“ – wie es wörtlich im Text der geplanten Verordnung heißen soll - zu schaffen.
Gerald Lehner
Nur noch ein paar Normalwege erlaubt?
Es sei dann dort offenbar nur noch die Begehung markierter Steige erlaubt, und keine Unternehmungen im freien Gelände mehr, sagen Kritiker. Sie sehen traditionelle und neue Anstiege, Gratbegehungen und Felsklettereien auf dem Großvenediger, dem Großen Geiger und anderen Riesen der Region in Gefahr, die abseits der technisch leichten und gut überwachbaren Normalrouten verlaufen.
Unter Bergsteigern, Kletterern, Skitourengehern und Wanderern ist neuerdings Unruhe zu spüren. Sie befürchten, dass bald auch in den Hohen Tauern ähnliche Bedingungen wie in den USA herrschen könnten, wo große Teile von Nationalparks äußerst streng überwacht und alpinistische Nutzungen stark erschwert werden. Dort drohen zum Beispiel hohe Strafen, wenn jemand seinen Hund - an der Leine - in Kernbereiche mitnimmt.
Bei Abgeordneten rumort es
Auch gewählte Mandatare im Landtag spüren mittlerweile den Unmut der regionalen Bevölkerung. Der Oberpinzgauer SPÖ-Landtagsabgeordnete Karl Schmidlechner fürchtet eine massive Einschränkung des freien Wegerechts in den Hohen Tauern. Neben alpinistischen Fragen sei die Arbeit der heimischen Mineraliensammler gefährdet, so der Sozialdemokrat. Der freiheitliche Naturschutz-Sprecher Hermann Stöllner sieht die Lage ähnlich und fordert vehement eine Überarbeitung der geplanten Verordnung.
Gerald Lehner
Nationalparkdirektor weist Vorwürfe zurück
Nationalparkdirektor Wolfgang Urban sieht dagegen keinen Grund für Aufregung und Kritik: Die Wegefreiheit für jedermann bleibe unangetastet, an dem Text der geplanten Schutzverordnung müsse noch gefeilt werden. Wanderer und Bergsteiger könnten sich auch künftig frei in den Sulzbachtälern bewegen.
Und Verbote beim Thema Mineraliensammeln gebe es hier schon seit 1984. Es bedeute einen Gebietsschutz für die heimischen Mineraliensammler: Weil deren Arbeit offiziell als Forschungstätigkeit erfolgt, würden die Sammler von einer generellen Ausnahme für wissenschaftliche Projekte im Nationalpark profitieren. Freies Mineraliensammeln in großem Stil - etwa mit Hilfe von Sprengstoff - bleibe verboten, so Nationalparkdirektor Urban.
Heftige Kritik der FPÖ
Der freiheitliche Naturschutzsprecher Hermann Stöllner kritisiert die für den Nationalpark zuständige LHstv. und Naturschutzreferentin Astrid Rössler (Grüne). Diese schieße mit der geplanten Verordnung "weit über das Ziel hinaus, gefährdet damit den Tourismus in dieser Region und schränkt die Bewegungsfreiheit von Wanderern und Bergsteigern stark ein“.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Angst um Wegefreiheit
Eine geplante Verordnung der Landesregierung sorgt momentan in den Sulbachtälern im Oberpinzgau für Aufregung.
Es gebe in dem von Rössler geplanten „Wildnisgebiet“ nur drei Gipfel mit markierten Wegen: „Dagegen wären knapp 30 Gipfeltouren nicht mehr möglich, darunter ca. 20 Dreitausender“, so Stöllner. Weiters seien Salzburger und Osttiroler Hüttenpächter betroffen, dazu viele staatlich geprüfte Berg- und Skiführer sowie Mineraliensammler: „Auch wenn Nationalparkdirektor Urban die Kritik aus der Region zurückweist, sollte er sich den Gesetzesentwurf noch einmal durchlesen. Dort steht alles Schwarz auf Weiß. Ich fordere jedenfalls eine Überarbeitung dieser Verordnung.“
Gerald Lehner - salzburg.ORF.at