Tourenbindungen: Immer mehr Dynafit-Kopien

Immer mehr Hersteller von Tourenbindungen und Skischuhen weltweit kopieren das ultraleichte System des Herstellers Dynafit, der in Bergheim (Flachgau) und Bozen seinen Hauptsitz hat. Dort ist man über die vielen Kopien gar nicht traurig und freut sich sogar.

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Gerald Lehner

Aufstiegsspur in frischem Pulverschnee

Das Patent auf das Grundprinzip dieser Bindung ist nach 30 Jahren für Dynafit ausgelaufen. Neuerdings sind deshalb fast baugleiche bzw. ähnliche Bindungen und ähnliche Schuhe von anderen Firmen und Herstellern in vielen Shops und auf vielen Bergen zu sehen. Zuletzt haben Salzburger Skibergsteiger das auch in Norwegen, Kanada, USA und Neuseeland beobachtet. Der Weg dieser Bindung ist längst auch ein Kapitel der alpinen Industrie- und Wirtschaftsgeschichte.

International als Standard etabliert

Die Marke gehört zur Oberalp Holding mit Hauptsitz in Bozen. Von Bergheim bei Salzburg wird der mitteleuropäische Markt bearbeitet.

Dynafit Low Tech Tourenbindung im Wandel der Zeit - viele bauen das Patent nach

Gerald Lehner

Vordere Befestigung mit seitlichen Drehpunkten zum Schuh

Kein Grund zum Jammern, diese Entwicklung mit den Kopien belebe den ganzen Markt, sagt der Salzburger Dynafit-Manager Chris Mannel: „Es überwiegt bei uns definitiv der Stolz gegenüber dem Ärger, dass jetzt auch andere auf unseren Zug aufgesprungen sind. Wir sind da recht happy.“

Der technische Minimalismus ist legendär. Dynafit-Tourenbindungen haben keinen Rahmen oder Bügel unter dem Schuh, weil dieser selbst an seiner Spitze seitlich über kleine und gefederte Stahlklauen beweglich auf dem Tourenski befestigt wird. Das spart dem Skibergsteiger sehr viel Gewicht. Für die Abfahrt lässt sich der Schuh hinten ähnlich leicht fixieren.

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Vor 30 Jahren in Tirol entwickelt

„Low Tech“ hießen frühere Versionen zu Beginn der Vermarktung, ehe Dynafit vor Jahrzehnten das private Patent vom Erfinder kaufte und selbst in oberbayerischen Werkstätten zu produzieren begann, erzählt Mannel: „Der Erfinder ist ein Österreicher, der Fritz Bartl aus Bad Häring im Tiroler Unterland, ein ehemaliger Lehrer und Techniker einer Ingenieurschule. Der hat sich vor 30 Jahren des alten Gewichtsproblems bei Tourenbindungen angenommen und - aus ein bisschen mehr wie nichts - diese Bindung konstruiert. Wir haben sie seither immer weiter verbessert, weitere Versionen für verschiedene Anwendungen herausgebracht.“

Marker

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Nachbau aus den USA von Marker

„Weiter unangefochten Marktführer“

Manager Chris Mannel sieht keinen Nachteil, dass das grundlegende Patent für Dynafit ausgelaufen ist und nun immer mehr Hersteller ihre Kopien auf den Markt bringen, auch große Skikonzerne in Österreich und anderen Staaten: „Es ist doch schön, wenn sich eine solche Ideen so durchsetzt. Auf der anderen Seite sind wir glücklich, weil wir weiter unangefochtener Marktführer sind und viele Leute die Original-Bindungen kaufen wollen.“

Dynafit verkauft jährlich Tourenbindungen für 45.000 Paar Ski, weltweit sind es 250.000. Die Firma lässt für diesen Bereich weiterhin ausschließlich in bayerischen Werkstätten produzieren. Man verkauft daneben auch hochwertige Tourenbekleidung. Mannel: „70 Prozent unserer Produkte insgesamt werden in Europa hergestellt.“

Skitouren Skibergsteiger Skibergsteigen Tourengehen

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Skibergsteiger im Gasteiner Tal

Neuerdings gibt es immer mehr Anfragen von Tourengehern, die sich kopierte Bindungen oder Schuhe von anderen Herstellern gekauft haben. Zum Teil produzieren diese in Billiglohnländern. Hier gebe es ab und zu Mängel, sagt Manager Mannel. Man versuche jedoch, den neuen Konkurrenten bei der Qualitässicherung zu helfen, weil es allen nutze, wenn Bindungen und Schuhe kompatibel sind.

40 kleinere Patente laufen weiter

„Wir beliefern nun immer mehr andere Hersteller mit unseren stählernen Original-Einsätzen für die Schuhe. Dadurch erhöht sich insgesamt die Qualität für alle, die das System lieben. Das ist auch in unserem Interesse, weil alle anderen Produkte mit unseren besser zusammenpassen. Und die Marktführerschaft macht uns so schnell niemand streitig, auch weil unsere Bindungen noch intelligente Zusatzfunktionen haben, die rechtlich geschützt bleiben", so Chris Mannel. 40 kleinere Patente seien dabei weiterhin gültig.

Bergführer und Bergretter als Entwickler

Der Manager - selbst ein Hochleistungssportler beim Skibergsteigen - verweist auf einen weiteren Faktor, der den Marktvorsprung gewährleiste: „Unsere Position kommt auch aus dauernden Verbesserungen des Grundproduktes. Wir arbeiten seit langem mit Praktikern, Bergführern und Bergrettungsleuten in Tirol und Salzburg zusammen. Die geben uns viele Rückmeldungen und machen Vorschläge, wie das System noch effizienter wird.“

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at