Zwölfjähriger hing an Sesselift: Polizei ermittelt

Nach den dramatischen Minuten auf einem Sessellift in Obertauern (Pongau/Lungau), bei dem ein Schüler an einem Sessel hing, ermittelt jetzt die Alpinpolizei. Sie untersucht, warum der Vorfall offenbar keine Liftmitarbeiter auffiel.

Bei der Fahrt über 1,5 Kilometer hing der Zwölfjährige an der Fußraste des Sessellift in Obertauern: Mit Muskelkraft und der Hilfe seiner Lehrerin überstand der Bursche das Ganze mit einem leichten Bluterguss - mehr dazu in Zwölfjähriger hing an Sessellift, Lehrerin hielt ihn (salzburg.ORF.at; 12.1.2017).

Für die Polizei bleibt nun die Frage nach der Aufsichtspflicht der Liftangestellten. In den Bügel gerutscht sein soll der Schüler nämlich bereits beim Zustieg. Das Liftpersonal stoppte die Vierersesselbahn allerdings nicht. Jetzt geht es um den möglichen Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung gegen die Liftbetreiber. Zwei Lehrerinnen wurden bereits zum Hergang befragt, zudem vernahmen die Polizisten die diensthabenden Angestellten des Sesselliftes. Die Ermittler prüfen auch, ob der Sicherheitsbügel des Liftes ordnungsgemäß funktionierte. Ein Bericht wird kommende Woche an die Staatsanwaltschaft Salzburg geschickt.

Öffentlich hält sich der Liftbetreiber bedeckt: Auch 48 Stunden nach dem Vorfall war für den ORF niemand zu erreichen.

„Bei jeder Liftstütze ist er nach unten gerutscht“

Die Physiklehrerin Michaela Kohles und drei Schüler des Salzburger Christian-Doppler-Gymnasiums stiegen am Mittwoch in den Vierersesselift. Aber nur die Lehrerin und zwei Kinder behielten ihre Plätze, der zwölfjährige Schüler rutschte weg: „Der Schüler ist beim Einstieg vom Sessellift abgerutscht und ist dann mit der Achsel am Fußbügel hängen geblieben“, schildert Kohles. „Die andere Hand habe ich gehalten - und er ist die ganze Fahrt lang da gehangen. Die Ski sind nach unten gebaumelt.“

Das Liftpersonal der Seekarspitzbahn dürfte den Zwischenfall nicht bemerkt haben, sagt die Lehrerin: „Ich bin davon ausgegangen, dass der Sessellift gleich gestoppt wird. Das war dann aber nicht der Fall. Ich habe versucht, den Schüler so gut wie möglich zu beruhigen und ihm zu sagen: Wir fahren nicht lange. Er soll sich festhalten. Bei jeder Liftstütze habe ich gemerkt, dass der Schüler noch ein bisschen weiter nach unten rutscht. Es war schon hoch. Es war kaum Skipiste, sondern freies Gelände, wo wir drübergefahren sind.“

Talstation der Seekarspitzbahn in Obertauern mit Skidoo

FMT Pictures

Die Lehrerin ist froh, dass der Sessellift nicht angehalten wurde, weil der Zwölfjährige den Ruck beim Anhalten „nicht gehalten“ hätte

Für die vier dauerte die Liftfahrt eine gefühlte Ewigkeit, schildert die Physiklehrerin am Salzburger Christian-Doppler-Gymnasium: „Gefühlt war das eine Stunde. Aber es waren in Wirklichkeit maximal zehn Minuten.“

Lehrerin „froh, dass der Sessellift durchgefahren ist“

Mit einem Schrecken, aber erleichtet erreichte die Lehrerin mit den drei Schülern die Bergstation. Im Rückblick ist sie froh, dass der Lift nicht angehalten wurde: „Ich bin froh, dass der Sessellift durchgefahren ist. Denn durch den Ruck (beim Anhalten - Anm.) weiß ich nicht, ob der Schüler das gehalten hätte. Es war für den schon anstrengend - aber es ist zum Glück nichts passiert. Ich will keine Vorwürfe machen.“

Die Physiklehrerin ist stolz auf den Zwölfjährigen, der so tapfer durchhielt: „Ich habe mir gedacht: Der darf da nicht hinunterfallen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er herunterfällt. Für mich war klar, dass er das schafft - und er hat es auch geschafft. Aber ich sage: Ich habe meine Sünden abgebüßt.“