Milizsoldaten üben scharfe Schüsse

Die Miliz habe im Bundesheer wieder mehr Gewicht, sagte Salzburgs Militärchef Heinz Hufler bei einer Übung des Salzburger Jägerbataillons „Erzherzog Rainer“. Dessen 360 Milizsoldaten verließen nun fürs Training wieder einmal Familien und Jobs - für einige Tage.

Milizsoldaten üben scharfe Schüsse

Markus Bender / Bundesheer

Milizionäre am „Abwehrrohr“, das zur Bekämpfung von schweren Waffen und Panzern eingesetzt werden kann. Ohne diese sehr mobile Spezialausrüstung wären Panzer eine vernichtende Bedrohung für leichte Infanterie. Die Hohlladung durchschlägt bis zu 40 cm dicken Stahl.

Das Bundesheer wirbt nun wieder verstärkt um Soldaten, die sich nach Ableistung der Wehrpflicht weiter in der Miliz engagieren wollen.

Was lief bei dieser Übung?

Alle Männer und Frauen des Salzburger Jägerbataillons „Erzherzog Rainer“ wurden mit den neuen Kampfanzügen des Bundesheeres ausgestattet. Diese nehmen sie als Milizionäre nach Abschluss der Übung am 19. November auch mit nach Hause ins Privatleben. Sie trafen sich am 14. November in der Kaserne Saalfelden (Pinzgau) und wurden mit Militärfahrzeugen zum Truppenübungsplatz Hochfilzen im nahen Tiroler Unterland gebracht, direkt an der Landesgrenze zu Salzburg. Die 360 „ehrenamtlichen“ Soldaten trainierten dann Gefechtstechnik zum Schutz von Objekten und Häusern der Energie- und Wasserversorgung.

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Sehr mobile Bewaffnung

50 wehrpflichtige und junge Rekruten stießen dann noch zu den Milizsoldaten. Weitere Aufgaben: Kontrolle von Personen und Fahrzeugen und auch Nahkampf. Eine fundierte Schießausbildung sei immer Teil von großen Übungen, sagt Militärkommandant Hufler: „Beim Scharfschießen mit Sturmgewehr, Pistole, Maschinengewehr und Panzerabwehrrohr zeigten die Soldaten ihr Können.“

Chef aus Wien zu Besuch

Die Offiziere und Unteroffiziere des Bataillons waren schon drei Tage früher eingerückt, um militärische Führungspraxis zu üben. Nach Hochfilzen kam auch Österreichs Generalstabschef Othmar Commenda aus Wien: „Ich habe die Motivation unserer Leute gesehen. Beeindruckend.“

Auch Brigadier Erwin Hameseder kam nach Saalfelden und Hochfilzen. Er ist im Führungsstab Österreichs der Beauftragte für die Miliz: „Ich habe einen absolut positiven Eindruck gewonnen. Das Jägerbataillon Salzburg ist im bundesweiten Vergleich ganz vorne einzureihen. Es ist unser Ziel, möglichst viele für den Dienst in der Miliz begeistern zu können.“

Was ist Miliz?

Milizsoldaten sind Männer und Frauen, die ihren Grundwehr- oder Ausbildungsdienst kürzlich oder schon lange geleistet haben und im Bundesheer – neben ihrem Berufs- und Familienleben - weiterhin eine Aufgabe wahrnehmen wollen. Als Offiziere, Unteroffiziere oder auch als Mannschaften sind sie – neben wehrpflichtigen Rekruten und Berufssoldaten - ein Bestandteil des Wehrsystems. Milizionäre gelten als „Bürger in Uniform“. Das System symbolisiert in der Demokratie auch die Verankerung der Armee in der Bevölkerung. Militärhistorisch geht es letztlich auf Vorbilder in der Schweiz und den USA zurück. Im Staat Massachusetts beispielsweise gab es nach der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 die „Minutemen“. Gemeint waren Bauern, Waldarbeiter und zum Teil auch Frauen aus der Landwirtschaft, die innerhalb einer Minute zu den Waffen griffen, wenn die junge Union der Staaten von Amerika vor Angriffen der britischen Kolonialtruppen beschützt werden sollte.

Im Zuge der heftigen Debatten um ein Berufsheer wurde in den letzten Jahren das Thema Miliz von der Politik eher zurückgefahren. Seit unter dem neuen Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) der strikte Sparkurs beendet und für das Bundesheer wieder mehr investiert wird, wird auch die Miliz offenbar wieder ein stärkeres Thema.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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