Chaos Pinzgau: Kritik an Regierung

Die Landesregierung von ÖVP, Grünen und SBG führe den Pinzgau „auf das Abstellgleis“. So reagieren Politiker der SPÖ auf die laufende Verkehrsdebatte. Die Aussage der Grünen, wonach Pinzgauer selbst am Verkehrschaos schuld sind, sei eine Verhöhnung der Bevölkerung.

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ORF

Wer über Zell am See fährt, sollte zu Stoßzeiten und tagsüber mittlerweile 30 bis 60 Minuten mehr einplanen - egal in welche Richtung

Der Abgeordnete Karl Schmidlechner aus Neukirchen am Großvenediger sitzt für die oppositionelle SPÖ im Landtag. Der von ihm vertretene, in den engen Talbereichen dicht besiedelte Bezirk Pinzgau ist größer als das Bundesland Vorarlberg. Der Politiker vermisst im neuen Mobilitätskonzept der Salzburger Landesregierung den - früher von ihr angekündigten - Ausbau der S-Bahn bis Saalfelden oder Leogang an die Grenze des Tiroler Unterlandes: „Die jüngsten Aussagen von Verkehrslandesrat Mayr lassen befürchten, dass die Regierung eine Verbesserung der Lage nun auf den St. Nimmerleinstag verschoben hat.“

„Grüne verhöhnen Bevölkerung“

Schmidlechner reagiert schwer verärgert auf jüngste Aussagen von Cyriak Schwaighofer, des Klubchefs der Grünen im Landtag. Der Politiker aus Goldegg (Pongau) hatte Dienstag sinngemäß geäußert, die Pinzgauer bzw. Zeller Bevölkerung sei wohl auch selbst schuld an dem Verkehrschaos, weil sie öffentliche Verkehrsmittel zu wenig benutze. Schmidlechner sieht darin eine „Verhöhnung der Bevölkerung“.

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„Wollen nicht ewig warten“

ORF-Redakteur Lukas Möschl hat sich im Pinzgau erkundigt, was Kommunalpolitiker und Bevölkerung von der Verkehrspolitik der Landesregierung halten.

Das Südufer des Zeller Sees von Schüttdorf bis zur Gemeindegrenze von Bruck an der Glocknerstraße sei nämlich ein Nadelöhr, an dem täglich Tausende Pendler aus mehreren Himmelsrichtungen vorbeifahren müssen, so Schmidlechner: "Es gibt da keine Ausweichrouten. Und gerade in ländlichen Regionen sind viele Arbeitnehmer auf ihre Privatautos angewiesen, weil es noch immer keine guten Angebote bei den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. Gerade diese wären eine Aufgabe für eine Landesregierung, wenn diese effizient arbeiten würde.“

„Vier Stunden bis in die Landeshauptstadt“

Schmidlechner verweist darauf, dass er aus seiner Heimatgemeinde Neukirchen im westlichen Oberpinzgau mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch immer vier Stunden bis in die Landeshauptstadt unterwegs wäre: „Um die Lage bei Zell am See zu verbessern, muss endlich etwas getan werden.“

Und der rote Zeller Vizebürgermeister Andreas Wimmreuter betont, im Stadtgebiet der Bezirksmetropole sei der öffentliche Verkehr mittlerweile gut organisiert: „Aber wir können nicht allein die Lage für den gesamten Pinzgau verbessern. Die Stadt hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten vieles getan.“

„S-Bahn einzige Chance“

Wimmreuter fordert wie Schmidlechner den raschen Ausbau der S-Bahn durch das Salzachtal von Schwarzach über Bruck, Zell am See bis Saalfelden und eventuell bis Leogang: „Nur damit kann der Pinzgau entlastet werden. Zell am See liegt als Ballungsraum im Schnittpunkt von mehreren wichtigen Verkehrsrouten.“

Beide SPÖ-Politiker wollen nun von der Landesregierung und dem zuständigen Landesrat Hans Mayr (SBG) konkrete Taten sehen. Das nötige Geld für die S-Bahn müsse zur Verfügung gestellt werden: „Lippenbekenntnisse reichen nicht.“

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