Lamprechtshöhle wieder geöffnet
Samstagmittag sperrte die beliebte Schauhöhle wieder - und es standen auch schon interessierte Besucher Schlange.
ORF
Extrem schneller Wasseranstieg am Freitag
Von den Folgen des Einsatzes am Freitag war nicht mehr viel zu merken: Da hatte ja wegen des starken Regens um 15.22 Uhr das Frühwarnsystem der Höhle angeschlagen: Der Wasserpegel kurz unterhalb des Höhleneingangs betrug zu diesem Zeitpunkt knapp zwei Meter - zu viel für sieben Urlauber, um noch zu entkommen. Die fünf Erwachsenen und zwei Kinder - drei und sechs Jahre alt - aus Deutschland und den Niederlanden konnten nicht mehr an die Oberfläche zurück und saßen in 100 bis 300 Metern Tiefe fest.
Zuerst war auch nicht klar, wie viele Personen in der Höhle sind. Ein Bub wurde aber noch von den Wassermassen nach draußen geschwemmt. Er berichtete, dass seine Großeltern und seine Schwester in der Höhle sind.
ORF
Zeit für die Flucht deutlich verkürzt
Laut Höhlenbetreiber ist nach der Aktivierung des Frühwarnsystems normalerweise noch eine Stunde Zeit, um an die Oberfläche zurückzukommen. Freitagnachmittag war der Durchgang laut Polizei aber innerhalb von zehn Minuten nicht mehr passierbar.
Durch den starken Regen sei das Wasser unerwartet schnell angestiegen, sagt die Betreiberin Elisabeth Hollaus. In Zukunft soll es in der Höhle ein verschärftes Sicherheitssystem geben. Hollaus betonte, sie habe alle Vorschriften eingehalten: „Ich bin im siebten Sommer im Einsatz - bei jeglichem Wetter. Ich kann sehr wohl beurteilen, wann ich die Höhle schließen muss. Und ich schließe sie früher, als es mir das Alarmsystem sagt - und es war am Freitag trotzdem zu spät.“
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Wiedereröffnung nach Rettungseinsatz
Nach dem Rettungseinsatz am Freitag ist die Lamprechtshöhle am Samstag wieder geöffnet worden. Mariella Treml berichtet.
Kurzer Weg von Warnleuchte zum Ausgang
Samstagfrüh zeigte ein erster Rundgang, dass die Besucher vom Bereich des Frühwarnsystems innerhalb von zwei Minuten zurück zum Höhlenausgang gelangen können, betonte Hollaus: „Vom ersten Rotlicht weg haben wir am Samstag einen sehr langsamen Kontrollgang gemacht - das waren genau 1:57 Minuten. Schwer beladen haben wir die Höhle verlassen. Deshalb kann ich mir nicht erklären, warum die Leute nicht mehr die Höhle verlassen konnten.“
Laut Polizei wird die Betreiberin angezeigt und ein Bericht an die Staatsanwaltschaft übermittelt - diese entscheidet dann über das weitere Verfahren
„Keine Möglichkeit, uns bemerkbar zu machen“
Vier Stunden lang waren die Urlauber eingeschlossen - und versuchten, ruhig zu bleiben, schilderte einer der Eingeschlossenen, Mario Quante aus Nordrhein-Westfalen: „Wir waren im Prinzip zwischen dem Notfallsystem und dem Ausgang. Wir hatten keine Möglichkeit, uns irgendwie bemerkbar zu machen. Man kann nicht einschätzen, wie das Wasser reagiert, wo wir uns in der Höhle befinden, wie lange das noch dauert. Man funktioniert aber rationell, schaut, dass man warm bleibt, fragt ab, ob die anderen irgendwelche körperlichen Beschwerden haben - Nerven bewahren.“
Langes Warten auf Rettungseinsatz
Insgesamt 25 Höhlenretter aus Salzburg und Bayern rückten auf Grund des Alarms an. Dazu kamen noch Polizei und ein Großaufgebot des Roten Kreuzes. Die Rettungsaktion ging aber nur langsam voran. Die Einsatzkräfte mussten stundenlang warten, denn der Wasserpegel war für eine Rettungsaktion zu hoch: „Es gibt in dieser Höhle herunten einen Bereich, einen Siphon, der eine Engstelle ist“, sagte Einsatzleiter Gernot Salzmann vom Höhlenrettungsdienst Salzburg. „Da hat sich das Wasser aufgestaut und hat den Eingang verschlossen. Wir mussten zuerst warten, bis das Wasser so weit zurückgeht, dass auch die Einsatzkräfte nicht durch das Wasser gefährdet sind.“
Erst um 18.30 Uhr konnten die Einsatzkräfte die ersten Eingeschlossenen retten - es waren die zwei Kinder. In den folgenden 50 Minuten ging der Wasserpegel nach und nach zurück und die Höhlenretter brachten auch die übrigen fünf Urlauber zurück ans Tageslicht. Alle waren unverletzt, aber nass und unterkühlt - mehr dazu in Sieben Eingeschlossene aus Höhle befreit (salzburg.ORF.at; 5.8.2016).
Das Unglück sei glimpflich ausgegangen, sagte der Pinzgauer Bezirksrettungskommandant Anton Voithofer: „Im Verhältnis zu dem, was passiert ist, geht es ihnen gut. Sie sind wohlauf. Jetzt, wo sie alle zusammen sind, sind sie natürlich glücklich - aber trotzdem aufgeregt und sprechen jetzt über das, was da passiert ist.“ Bei der Bergung erlitt lediglich ein 71-jähriger Deutscher leichte Knieverletzungen. Das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreute die Urlauber.
Zuletzt 2013 Urlauber in Höhle eingeschlossen
In der Lamprechtshöhle passiert es immer wieder, dass Urlauber vom plötzlich steigenden Wasser eingeschlossen werden. Zuletzt war das vor drei Jahren der Fall: Damals waren 26 Urlauber stundenlang in der Höhle gefangen - mehr dazu in Flut in Höhle: Eingeschlossene gerettet (salzburg.ORF.at; 28.8.2013).