„Brexit“: Schaden für Wintertourismus?

Großbritanniens nun beschlossener Austritt aus der EU wirft in Salzburg die Frage auf, wie es mit den Briten im Salzburger Wintertourismus und als Kunden der heimischen Wirtschaft weitergeht. Der Schock bei EU-Befürwortern sitzt tief.

Es ist schon lange her, dass eine Volksabstimmung so heftige und gegensätzliche Reaktionen hatte. Großbritannien war schon bisher kein Mitglied der Währungsunion und kein Vollmitglied des „Schengenabkommens“ über Grenzkontrollen und Außengrenzen. Und britische Regierungen haben sich immer wieder zahlreiche Ausnahmen vom Regelwerk der EU ausverhandelt.

Urlaube in Österreich werden teurer

Nach dem „Brexit“ hängen die wirtschaftlichen Folgen für Österreich und Salzburg vor allem von zwei Faktoren ab - von der weiteren Entwicklung des britischen Pfund und von möglichen, künftigen Handelsverträgen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Immerhin hat die EU auch eine sehr tragfähige Freihandelszone mit der Schweiz und Norwegen, die fast vollständig in den EU-Markt integriert sind.

Wirtschaft: „Es gibt gute Freihandelszonen“

Christian Möller ist der zuständige Sprecher der Salzburger Wirtschaftskammer: „Es gibt gute Möglichkeiten für ein Freihandelsabkommen nach dem Vorbild des Europäischen Wirtschaftsraums. Es ginge auch eine Zollunion. Und es gibt Modelle, die schon mit der Türkei in dieser Hinsicht sehr gut funktionieren.“ So sieht es auch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP).

Die Arbeiterkammer befürchtet zwar negative Auswirkungen auch für Salzburg. Wie stark die zu spüren sein werden, sei allerdings noch ungewiss, sagt AK-Präsident Siegfried Pichler: „Es ist eine dramatische Entwicklung. Das wirkt sich auf die Exporte aus und natürlich auf den Tourismus, weil Urlaube für Briten in Österreich nun teurer werden. Der „Brexit“ wird aber den Briten selbst mehr schaden als Österreich und den EU-Ländern.“

Touristiker machen sich Sorgen

Briten zählen zu den wichtigsten Gästen im Salzburger Tourismus – vor allem im Winter. Touristiker sagen, Großbritannien sei Nummer vier bei den ausländischen Gästen – mit 800.000 Übernachtungen pro Jahr. Das Produkt Urlaub in Salzburg werde nun mit einem Schlag teurer.

Haslauer sieht keine Gefahr für EU-Totalcrash

Politisch befürchten nun viele ein Auseinanderbrechen der gesamten EU. Dem britischen Beispiel könnten andere Bevölkerungen folgen. Diesen Domino-Effekt erwarte er nicht unbedingt, sagt der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP):

„Man muss ein bisschen auf die Unterschiede achten. Großbritannien hat sich nie in der EU verflochten, wie Österreich das gemacht hat. Natürlich wird der Ruf auch in anderen Ländern laut werden, dem Vorbild der Briten zu folgen. Vermutlich auch in Österreich. Ich sage, wir hatten schon eine Abstimmung über den Beitritt zur EU. Man sollte nicht bei sich ständig wechselnden Stimmungslagen erneut abstimmen. Für uns ist das derzeit kein Thema.“

Der Schock über den „Brexit“ sitzt bei EU-Befürwortern in ganz Europa tief in den Knochen, auch wenn seine tatsächlichen Auswirkungen noch unklar sind. Bei einem Treffen der Agrarreferenten in Salzburg sprach Salzburgs Agrarreferent Josef Schwaiger von einer „sehr gefährlichen Situation“. Populisten könnten diese weiter für sich nutzen, warnte Schwaiger.

EU: Brititsche Mehrheit hat die Nase voll

Nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union hat Premierminister David Cameron seine persönliche Niederlage eingestanden und seinen Rücktritt erklärt.

Er werde bis Oktober sein Amt als Regierungschef aufgeben, sagte er am Freitag in London. Das Land brauche einen neuen Führer, der dann auch den Prozess zum Austritt aus der EU leiten soll - mehr dazu in Cameraon tritt als Premier zurück (ORF.at; 24.6.2016)

Was tut sich bundesweit?

Die Entscheidung Großbritanniens sorgt auch in Österreich für zahlreiche Reaktionen. Vor allem Betroffenheit und Bestürzung, aber auch Forderungen nach energischem Einschreiten der Wirtschaft werden laut - mehr dazu in Bundesweite Beunruhigung nach „Brexit“ (oesterreich.ORF.at; 24.6.2016)