Erste Züge befahren neue Angertalbrücke

Zehn Jahre nach Baubeginn ist der erste Zug über die neue Angertalbrücke bei Bad Hofgastein (Pongau) gefahren. Ein langer Rechtsstreit mit Umweltbehörden lähmte das Projekt. Die alte Brücke soll Denkmalschutz erhalten. Die ÖBB wehren sich.

Neue und alte Angertalbrücke

Anton Ernst Lafenthaler

Die neue, bald zweigleisige Betonbrücke - vor der historischen Fachwerk-Stahlkonstruktion der alten. Diese ist für viele Fans ein Meisterwerk der Baugeschichte an der Tauernbahn

Der zusätzliche Rechtsstreit mit der Umweltanwaltschaft Salzburg, die zusätzlichen Lärmschutz forderte, hat laut Experten der ÖBB auch die Projektkosten stark erhöht. Auch bei der Gemeinde Bad Hofgastein herrscht seit Jahren großes Unverständnis über die lange Verzögerung bei der Inbetriebnahme. Seit 2008 steht die neue Angertalbrücke nun schon. Der Bau hat insgesamt 22 Mio. Euro gekostet.

Acht Jahre Dornröschenschlaf

Kurz nach Fertigstellung intervenierte damals die Landesumweltanwaltschaft. Und die neue Brücke lag bzw. stand dann knapp acht Jahre im Dornröschenschlaf. Montag gegen 17.30 Uhr fuhr der erste Zug über das 136 Meter lange Bauwerk. Die neue Betonkonstruktion sei deutlich leiser als die mit Fachwerk deutlich feingliedriger gebaute Stahlbrücke, heißt es. Weiters wird der Verkehr über die neue Brücke künftig zweigleisig geführt, nicht eingleisig wie auf der alten.

Galerie

mit Bildern von Ernst Anton Lafenthaler und Felix Bauer:

Erleichterung bei Gemeinde Hofgastein

Die Verzögerung bei der Inbetriebnahme kostete zusätzlich viel Geld, weil der Verkehr weiter auf der alten Brücke abgewickelt werden musste. Die ÖBB investierten nach eigenen Angaben pro Jahr 100.000 Euro in die Instandhaltung.

Das nun auch der lange Rechtsstreit zu Ende ist, darüber freut sich der Hofgasteiner Bürgermeister Fritz Zettinig (ÖVP) sehr: „Es st eine große Errungenschaft, dass das nun noch möglich ist. Gottseidank ist es unter Dach und Fach. Wir sind sehr glücklich darüber.“

Viele für Fortbestand der alten Brücke

Die alte Stahlbrücke ist 111 Jahre alt und nur wenige Meter von der neuen entfernt. Derzeit prüft der Verwaltungsgerichtshof in Wien als oberste Instanz, ob das historische Bauwerk nun unter Denkmalschutz steht oder nicht. Das Bundesdenkmalamt hat diesen Schutz schon vor einiger Zeit offiziell ausgesprochen. Die ÖBB haben diese Entscheidung bisher zwei Mal beeinsprucht.

Alte Angertalbrücke

Franz Fuchs, 1905

Vier Dampflokomotiven beim ersten Belastungstest der Angertalbrücke (1905)

Denkmalschutz von ÖBB beeinsprucht

Geht es nach den Österreichischen Bundesbahnen, dann soll die historische Stahlbrücke abgerissen werden. Das Management argumentiert mit Kostengründen. Neben dem Bundesdenkmalamt sind auch Eisenbahnfreunde, Kunstfreunde und Architektur-Historiker vehement gegen den Abriss. Das Thema beschäftigt mittlerweile international die Fachkreise.

Ähnliche Höhe wie Trisannabrücke

Brücke über die Trisanna bei Landeck

Roland Siegele

Arlbergbahn: Brücke über die Trisanna bei Landeck in Tirol unweit der Mündung zum Fluss Rosanna, Originalzustand aus der Zeit vor 1923

Die Gasteiner Angertalbrücke gilt bei Sachverständigen als eines der besonders schönen und spektakulären Relikte der österreichischen Bahnbaugeschichte - ähnlich wie die Brücke über die Trisanna für die Arlbergbahn in Landeck. Allerdings wurde dort der zentrale Brückenteil von den ÖBB schon 1923 und 1964 stark verändert und modernisiert. Die Verlauf der Bahntrasse und die aus behauenem Stein gemauerten Brückenköpfe und Viadukte sind im Tiroler Westen (Oberland) noch fast im Originalzustand.

Vieles ist verschwunden

Mit ähnlichen Konstruktionen in großer Zahl bezauberte früher auch die Tauernbahn in Salzburg und Kärnten ihre Fans, bevor sie auf weiten Strecken zweigleisig ausgebaut wurde. Viele historische Bauten sind dabei verschwunden. Die Trisannabrücke in Tirol gilt architektonisch weiter als hervorragend in die Landschaft integriert; wie viele traditionelle Bahnbauten, als man noch ohne massiven Beton und Lärmschutzwände über hunderte Kilometer auskam. Die Aussicht während der Fahrt auf prachtvolle Berglandschaften und Täler galt beim Bau von Bahnstrecken in der Gründerzeit als wesentlicher und sinnstiftender Bestandteil des Reisens. Heute ist eine Aussicht vielerorts kaum noch möglich.

Mariella Treml, Gerald Lehner - ORF Salzburg

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Erste Züge befahren neue Angertalbrücke

Zehn Jahre nach Baubeginn ist der erste Zug über die neue Angertalbrücke bei Bad Hofgastein (Pongau) gefahren. Die alte Brücke soll Denkmalschutz erhalten. Die ÖBB wehren sich.

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