Drohungen: Kirche sagte Protestläuten ab

Das für Freitagnachmittag geplante Protest-Glockenläuten von Salzburger Pfarren gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung wurde kurzfristig abgesagt. Grund dafür waren etliche Drohanrufe.

In St. Veit und Goldegg (beide Pongau) hätten um 15.00 Uhr zehn Minuten lang die Glocken läuten sollen. Auf dringendes Ersuchen des Erzbischofes und auch wegen etlicher Drohanrufe blieben die Kirchenglocken nun aber doch still - so wie auch in allen anderen Pfarren am Karfreitag.

Exakt zur Todesstunde Jesu wären die Kirchenglocken als politisches Zeichen gedacht gewesen, zum Wachrütteln und Hellhörigmachen und auch im Gedenken an die Opfer des Terrors in Brüssel. Nach Dutzenden heftigen Reaktionen sagten der Dechant von St. Veit, Alois Dürlinger, und Erzbischof Franz Lackner bei einem langen Telefonat die Aktion jedoch ab.

Goldegg mit Schloss und See

ORF

Der Kirchturm von Goldegg blieb am Karfreitagnachmittag doch still - das Protestgeläut wurde abgesagt

„Unsere Position bleibt aufrecht“

Inhaltlich bleiben die beiden Geistlichen allerdings bei ihrer Meinung, wie Pfarrer Dürlinger betonte: „Unsere Position bleibt aufrecht und die Botschaft dieselbe. Aber durch das Läuten der Glocken am Karfreitag fühlen sich viele Menschen offenbar derart irritiert und im Innersten angegriffen, dass manche sogar mit dem Kirchenaustritt drohen und mir gesagt haben: ‚Seien Sie vorsichtig, ob Ihr Kirchturm am Karfreitagnachmittag noch steht.‘“

„Ein Anrufer hat auf die Mobilbox gesprochen, ich solle mich in Acht nehmen, dass am Karfreitag noch der Kirchtum steht“, ergänzte Dürlinger. Das sei ein Tatbestand der massiven Drohung. Dürlinger zeigte sich sehr betroffen darüber, dass in den Mails, die er erhalten hatte, Flüchtlinge und Terroristen „in einer Zeile“ genannt wurden. Er sitze jeden Tag mit 25 Flüchtlingen zu Tisch, die vor dem radikalen Islam geflohen seien. Sie mit Terroristen in Verbindung zu bringen, tue ihnen sehr weh, sagte der Pfarrer.

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Protestläuten abgesagt

Die für Freitagnachmittag geplante Protest-Aktion von mehreren Salzburger Pfarren wurde im letzten Moment abgesagt.

Stacheldraht um Osterkerzen als Symbol bleibt

Den Aufruf, in allen Pfarren einen Stacheldraht um die Osterkerzen zu wickeln, nimmt Erzbischof Lackner allerdings nicht zurück: „Die Osterkerze im Salzburger Dom ist mit Stacheldraht umgeben. Sie ragt gleichsam aus einer Dornenkrone und brennt für alle Gewaltopfer dieser Tage“, erklärte Lackner.

Die Erzdiözese habe mit dieser Osterkerze bewusst eine Anregung der Menschenrechtsorganisation „Christian Solidarity International“ (CSI) aufgegriffen. Damit werde die Verbundenheit mit den Millionen verfolgten Christen deutlich, von denen „alle fünf Minuten“ einer für seinen Glauben getötet wird.

Der Erzbischof wandte sich aber erneut gegen die Forderung nach einer „Festung Europa“ im Blick auf die Flüchtlingssituation. „Abschottung kann nicht das letzte Wort sein, wenn verfolgte und bedrohte Menschen flüchten müssen.“ Europa müsse alles tun, um die Ursachen von Flucht und Vertreibung zu bekämpfen und konkret zu helfen. „Wenn wir das Christliche in Europa leben und seine menschenrechtlichen Errungenschaften für die Welt ernst nehmen, wird es gehen.“

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