Landkrimi-Premiere: Totentanz in Krimml

Gedreht wurde in den Bergen um die Wasserfälle bei Krimml (Pinzgau). Der ORF-Landkrimi „Drachenjungfrau“ orientiert sich am Roman des früheren Salzburger ORF-Redakteurs Manfred Baumann. Der neue Film wurde nun im steirischen Ausland in einem Kino erstmals vorgeführt.

Bundesweit ausgestrahlt werden soll der mittlerweile siebente ORF-Landkrimi traditionell vor Weihnachten. In der TV-Reihe ausständig sind nach Salzburg nun noch Wien und Tirol, wobei auch Südtirol als weitere Bonus-Folge in Planung steht.

Krimmler Wasserfälle Dreharbeiten Landkrimi Drachenjungfrau

ORF

Filmset bei den Krimmler Wasserfällen

Premiere in Graz: „Clevere Stilbrüche“

Das Publikum in dem zum Bersten gefüllten Schubertkino in Graz dürfte Donnerstagabend bei der Premiere des neuesten ORF-Landkrimis „Drachenjungfrau“ aus Salzburg auf seine Rechnung gekommen sein. Regisseurin Catalina Molina gelang mit ihrem Krimidebüt ein über weite Strecken höchst unterhaltsamer und mit cleveren Stilbrüchen versehener Fernsehfilm, der eindeutig zu den bisher besten der Landkrimi-Serie zählt.

Wasserfälle in „verkappter Hauptrolle“

Angesiedelt ist der das Bundesland Salzburg vertretende Krimi im malerischen Krimml, dessen berühmte Wasserfälle in Catalinas Film eine verkappte Hauptrolle spielen. Die Story dreht sich um den mysteriösen Tod der jungen Laura Stiegler, die am Tag nach einer ebenso erfolgreichen wie für die Siegerin katastrophalen „Marketenderinnen“-Misswahl tot am Ufer der Krimmler Ache gefunden wird. Kommissar Merana (Manuel Rubey) wird durch den Vorfall jäh aus seinen Urlaubsplänen gerissen und zu den notwendigen Ermittlungen an den Ort seiner Jugend geschickt.

„Konventionell, wenig Überraschungen“

Was dann folgt, ist oberflächlich und rein krimitechnisch betrachtet ein recht konventioneller TV-Krimi mit verhältnismäßig wenig Überraschungsmomenten in der Handlung und ein paar dramaturgischen Längen. Dass die „Drachenjungfrau“ dennoch zu einem eindrücklichen und durchwegs vergnüglichen Unterhaltungsfilm gerät, liegt an mehreren Faktoren.

Krassnitzer als skrupelloser Bürgermeister

Die Pointen - egal ob subtiler oder offensichtlicher Natur - kommen locker und in bester österreichischer Krimitradition daher: Tatort-Kommissar Harald Krassnitzer mimt als skrupelbefreiter Bürgermeister diesmal genüsslich einen Fiesling und Catalina lässt ihn von einem unübersehbar der Linie einer österreichischen Parlamentspartei rechts der Mitte nachempfundenen Wahlplakat feixen.

„Viele junge Schauspieler, gute Entscheidung“

Der Einsatz von ansonsten eher unbekannteren, hauptsächlich jungen, aber nichtsdestoweniger starken Schauspielern beiderlei Geschlechts erweist sich ebenfalls als gute Entscheidung. Dem Team ist über die gesamte Länge des Streifens die Spielfreude deutlich anzumerken. Dass sich daraus mitunter fast Kaurismäki-hafte Anachronismen ergeben, ist laut Catalina zumindest teilweise erwünscht.

Salzburger Ex-ORF-Redakteur als Quelle

Empfohlen hat sich auch der Autor der Buchvorlage, der frühere Salzburger ORF-Redakteur Manfred Baumann, der sich nach der Vorführung über die Verfilmung seines Romans „begeistert und bewegt“ zeigte. Bestimmte Aspekte, wie die wiederkehrende Mystik, die die gesamte Handlung durchzieht, kommen im Film voll zur Geltung. Hübsch sind weiters Anklänge an Dürrenmatts ewigen Klassiker „Der Besuch der Alten Dame“, in der Hinsicht, dass am Schluss auch auf gewisse Weise ein ganzes Dorf als Täter dasteht.

Regisseurin Catalina scheint jedenfalls im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt zu haben. Im Gespräch mit der APA schloss sie nicht aus, auch in Zukunft den einen oder anderen Krimi drehen zu wollen. Derzeit arbeitet sie jedoch an zwei anderen Projekten, von denen sie lediglich verriet, dass eines von beiden mit ihrer ursprünglichen Heimat Argentinien zusammenhängt.

Sendung vor Weihnachten 2016

Bundesweit ausgestrahlt werden soll der mittlerweile siebente ORF-Landkrimi traditionell vor Weihnachten.

Andreas Stangl, Austria Presse Agentur

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