Kindergärten: Kritik an ungleichen Gehältern

Eltern und Fachleute ärgern sich darüber, dass künftig nur Personal öffentlicher Kindergärten besser bezahlt wird. Private Krippen seien benachteiligt, obwohl sie die meisten Kleinkinder betreuen würden. Die zuständige Landesrätin sagt dazu, das sei Sache der Privaten.

Magdalena Schneebauer ist berufstätige Mutter eines eineinhalb Jahre alten Mädchens. Ohne gute Kinderbetreuung wäre für sie die eigene Berufstätigkeit nicht möglich: „Es wäre finanziell nicht möglich, weil man als junge Familie das Geld braucht. Wenn die Krabbelstube noch teurer würde, dann würde sich für mich das Arbeiten nicht mehr auszahlen.“

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Arbeit in der Krabbelstube bzw. Kinderkrippe: Experten sagen, das neue Gehaltssystem könnte demnächst eine Abwanderung zu besser bezahlten Jobs in öffentlichen Kindergärten auslösen

Kein Plus bei Förderungen für Private

Rund 20.000 Kinder sind im ganzen Bundesland in Betreuungseinrichtungen untergebracht. Das betrifft Kindergärten, alterserweiterte Gruppen für Zwei- bis Sechsjährige oder Krabbelgruppen. Drei Viertel davon sind öffentliche, ein Viertel private Einrichtungen.

Betreuungen bald in Konkurrenzkrise?

Bei den 170 privaten Trägern seien die Sorgen nun sehr groß, sagt Erika Karlsböck vom Verein „pro domo“: „Die privaten Einrichtungen fürchten um ihre Existenz, weil die Förderungen für 2016 nicht angehoben werden sollen. Es gibt einen Brief von der Frau Landesrätin Berthold, in dem sie mir schreibt, dass die Förderung für die Tagesbetreuung nicht angehoben werde. Dagegen werden bei den öffentlichen Einrichtungen die Gehälter der Pädagoginnen um 300 Euro angehoben. Die Frau Landesrätin hat nicht mit der privaten Kinderbetreuung verhandelt, mit Städte- und Gemeindebund aber schon.“

Pädagoginnen wollen zu Öffentlichen wechseln

Wenn Betreuerinnen in den öffentlichen Kindergärten und Krabbelgruppen mehr verdienen, die privaten aber für ihre Lohnzahlungen kein Förderungsplus von der Landesregierung bekommen, dann sei die Krise nun programmiert, heißt es. Viele Mitarbeiter würden den Arbeitgeber wechseln und abwandern, bestätigt auch die Kindergärtnerin Michelle Reiner: „Ich bin dann schon am Überlegen, ob ich in einen Kindergarten einer Gemeinde oder Stadt wechseln kann. Weil ich das nicht einsehe und nicht nachvollziehen kann, wenn so unterschiedlich bezahlt wird. Es ist auch sehr ungerecht, weil wir bei den Privaten die gleiche Qualifikation haben.“

Druck der Eltern auf Politik?

Um die Mitarbeiter mit besseren Löhnen in privaten Einrichtungen zu halten, müsste man die Mehrkosten auf die Eltern abwälzen, heißt es auch beim Waldorf-Kindergarten. Leiter Harald Walter-Arndt: „Die Aufgaben im sozialen Bereich werden immer größer, aber die Töpfe der öffentlichen Hand werden nicht entsprechend angepasst. Wir werden den Eltern unserer Kinder das natürlich mitteilen. Und ich gehe schon davon aus, dass sich die an die Politik wenden werden.“

Ob die Betreuung für die rund 4.500 Salzburger Kinder in privaten Betreuungseinrichtungen wie bisher weitergehen kann, das ist derzeit für Experten sehr fraglich.

Was sagt zuständige Politikerin?

Salzburgs Landesrätin Martina Berthold (Grüne) verweist im ORF-Interview auf die Fördersysteme insgesamt. Diese würden nun „mit einem neuen Gesetz besser aufgestellt“. Und das neue Gesetz dazu sei nun erst in Planung: „Es ist noch nichts beschlossen. Und ich versichere allen: Wir haben ausgebaut, und wir bauen aus. Und wir werden in Zukunft auch kräftig die Kinderbetreuung in Salzburg ausbauen.“

Nach zehn Jahren zäher Verhandlungen mit Gemeinden und der Stadt sei es gelungen, die Gehälter in öffentlichen Kindergärten nun zu erhöhen: „Mit dem neuen Gesetz haben wir dann die Chance, auf verschiedenen Ebenen anzupacken. Das betrifft die Rahmenbedingungen der Pädagoginnen, die Qualität in der Kinderbetreuung und die Vereinfachung der Förderabwicklung.“

Land: Causa sei Sache der Privaten

Doch was sagt Berthold konkret zur Kritik der privaten Betreiber von Betreuungseinrichtungen, dass die Bezahlung nun ungerecht verteilt sei, die Förderungen aus dem Landessäckel nicht erhöht würden und eine Abwanderung von Fachkräften zu den Öffentlichen drohe. Die Landesrätin betont, schon der Name „privat“ sage, „dass diese Institutionen selbst entscheiden, wie sie ihre Mitarbeiter entlohnen“.`

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Bleiben ungleiche Gehaltssysteme?
Reportage von ORF-Redakteurin Katharina Garzuly über die Kinderbetreuung - plus Interview mit Landesrätin Martina Berthold.