FBI-Agenten tagen in Salzburg

Hohe Dichte an FBI-Agenten herrscht derzeit in Salzburg: die FBI NAA in der Mozartstadt ab. Mehr als 300 Teilnehmer und Gäste aus Europa tagen und diskutieren über kriminalpolizeiliche Phänomene und aufsehenerregende Fälle.

Österreich ist nach dem Jahr 1999 in Wien zum zweiten Mal Austragungsort dieser jährlich stattfindenden Fortbildungsveranstaltung für die Europäischen Absolventen der FBI (Federal Bureau of Investigation) Akademie in Quantico/Virginia (USA).

Mehr als 300 Teilnehmer aus 35 Ländern

Mehr 300 Teilnehmer aus 35 Ländern diskutieren kriminalpolizeiliche Phänomene, tauschen sich über Methoden und Instrumente der Polizeiarbeit aus oder besprechen aufsehenerregende Fälle wie die aktuelle Flüchtlingstragödie auf der A4.

Dass nach dem Tod von 71 Menschen in einem Kühllaster schon 36 Stunden nach dem Auffinden der Leichen sieben Personen in vier verschiedenen Ländern festgenommen werden konnten, geht auf gut vernetzte Polizeiarbeit zurück", sagte Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts und selbst Absolvent der FBI-Akademie, am Rande der Konferenz. Geschwindigkeit bei der Ermittlungsarbeit werde dabei immer wichtiger - „egal ob bei einem Mordfall oder Bombenanschlag. Inzwischen muss jeder Ermittler unmittelbar über die Grenzen denken.“

Kindesentführungen und Cyber-Kriminalität

Im Fokus der Fachtagung stehen inhaltlich neben Langzeitentführungen in Österreich und den USA auch Themen wie Cyber-Kriminalität und Jihadismus. Zu Wort kommt in einem Vortrag auch ein FBI-Agent, der den ehemaligen irakischen Diktator Saddam Hussein nach seiner Festnahme persönlich verhört hat.

„Heute sitzen Kriminelle im Pyjama mit dem Laptop im Schlafzimmer und begehen in wenigen Sekunden in 200 Ländern 200 Verbrechen“, sagte Lang bei der Eröffnungsrede. „Es ist darum wichtig zusammenzuarbeiten.“ Bei der „Operation Mozart“ sei im Sommer etwa eines der größten Cybercrime-Netzwerke zerschlagen worden, das Europa je gesehen habe. „Dabei wurden zahlreiche Verdächtige in der Ukraine festgenommen, zwei davon in der Ostukraine. Das zeigt, dass Netzwerke trotz politischer Turbulenzen funktionieren.“ Darum seien Treffen wie jenes in Salzburg auch für den Aufbau von Vertrauen wichtig: „Es hilft, wenn die Leute wissen, wen sie an der anderen Ende der Leitung am Telefon haben.“

Salzburger zum Europa-Präsident gewählt

Auf der FBI NAA Conference 2010 in Zypern wurde Oberstleutnant Karl Heinz Wochermayr von der Landespolizeidirektion Salzburg zum Präsidenten des European Chapter der FBI NAA gewählt. Mit dieser Funktion ist Österreich bzw. die österreichischen Absolventen (Graduates) die Verpflichtung eingegangen heuer eine Konferenz auszurichten. Salzburg wurde aufgrund seiner zentralen Lage und der hervorragenden Tagungsmöglichkeiten gewählt.

„Besonders stolz bin ich, dass die Ehrengäste, die US-Botschafterin in Österreich Alexa Wesner und der Vertreter des FBI-Direktors, Executive Assistance Director Robert Anderson, Jr. nicht nur als Ehrengäste, sondern auch als Teilnehmer der Konferenz beiwohnen“, betont Wochermayr.

Größtes internationales Führungskräfte-Netzwerk

Als Nebeneffekt von 80 Jahren Ausbildung bei der FBI National Academy in Quantico ist ein Netz von polizeilichen Führungskräften auf der ganzen Welt entstanden. Die FBI Akademie wird bei der Nachbetreuung der Graduates und der Aufrechterhaltung dieses Netzwerkes von der FBI NA Associates, mit Sitz bei der FBI Akademie, unterstützt.

Diese Vereinigung ist eine internationale Non-Profit Organisation und hat über 17.000 Mitglieder in mehr als 150 Staaten. Die Associates ist in 48 Chapter gegliedert, 44 in den USA und Kanada und 4 Chapter in Europa, Afrika und Asien. Das Europäische Chapter ist sehr aktiv und mit 500 Mitgliedern, das stärkste Chapter außerhalb der USA.

Bisher 50 Absolventen aus Österreich

Das österreichische Innenministerium entsendet, auf Einladung des FBI, seit 1985 Führungskräfte an die FBI-Akademie. Bisher haben insgesamt 50 Absolventen aus Österreich die elfwöchige Elite-Ausbildung genossen.

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