Flüchtlingssituation ändert sich rasch

Der Ansturm von Flüchtlingen in Richtung Deutschland hat am Sonntag wieder zugenommen - das spüren die Einsatzkräfte am Salzburger Hauptbahnhof. Die meisten Flüchtlinge wollen aber möglichst rasch weiter - meist zu Fuß zur Grenze.

Am frühen Nachmittag war die Kapazitätsgrenze der Bahnhofstiefgarage mit rund 900 Flüchtlingen erreicht. Deshalb wurden 350 Neuankömmlinge in die alte Autobahnmeisterei in Salzburg-Liefering gebracht. Von dort und vom Bahnhof machten sich die Flüchtlinge zu Fuß auf den Weg zum Grenzübergang Saalachbrücke nach Freilassing. Am Nachmittag warteten dort vor den deutschen Grenzkontrollen rund 200 Menschen.

Warteschlange von Flüchtlingen auf der Grenzbrücke zu Freilassing (Bayern)

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Die Warteschlange auf der deutschen Grenzbrücke wuchs im Lauf des Nachmittags auf rund 200 Menschen an

In Kleingruppen über Grenze gelassen

Da die Flüchtlinge auch die ganze Nacht über zur Grenze kommen dürften, wurde die Notunterkunft im ehemaligen Zollgebäude an der Saalach-Grenzbrücke wieder aktiviert - hier sind Schlafplätze unter Dach und auch Toiletten vorhanden. Die deutsche Polizei lässt an der Grenze Familien mit Frauen und Kindern sowie Kranke und Schwache bevorzugt und in kleinen Gruppen durch. Junge Männer müssen hingegen länger warten, bis sie an der Reihe sind, bestätigt Rainer Scharf, Sprecher Bundespolizei Rosenheim.

Am Salzburger Hauptbahnhof lief der Betrieb trotz der wieder ansteigenden Flüchtlingszahlen reibungslos. Bei den Einsatzkräften hat sich mittlerweile schon Routine eingestellt: „Die Lage am Bahnhof ist ruhig, wir sind entsprechend vorbereitet“, sagte Polizei-Sprecherin Eva Wenzl. Es gebe nur einige wenige Asylanträge von Schutzsuchenden, die in Österreich bleiben wollen.

Flüchtlingsgruppe geht zu Fuß zur deutschen Grenze

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Die Flüchtlinge machten sich in Grüppchen zu Fuß auf den Weg

Viele kurzfristige Entscheidungen

Allerdings: Ob und wann in der Nacht Sonderzüge aus Ostösterreich nach Salzburg kommen, bleibt weiter unklar. Die kurzfristigen Entscheidungen sind neben der Betreuung der erschöpften, hungernden und oft kranken Flüchtlingen die größte Herausforderung für die Helfer und Organisatoren auf dem Bahnhof. Von einer Stunde auf die andere kann sich alles wieder ändern.

Zum Beispiel am Samstag: Bis in den Abend hinein hatte es geheißen, dass die Bahnhofsgarage mit 800 Füchtlingen die Kapazitätsgrenze erreicht habe. Um 23.00 Uhr war plötzlich alles anders: Ein Sonderzug brachte 400 Flüchtlinge noch in der Nacht nach Bayern. Damit verlief die Nacht für die Helfer entspannt, es wurden wieder Kapazitäten für die Aufnahme neuer Flüchtlinge frei.

Wann Züge aus Salzburg nach Freilassing fahren, ob Züge direkt von den deutschen Behörden übernommen werden und in Salzburg gar nicht Halt machen, das wird kurzfristig entschieden. Ebenso, ob Züge über Linz und Passau nach Deutschland fahren und gar nicht nach Salzburg kommen.

Zustrom hält an

Die ständig veränderte Situation fordert Flexibilität von den Einsatzkräften und Helfern. Die einzige Konstante scheint, dass der Zustrom an Flüchtlingen auch in den nächsten Tagen nicht abreißen wird - nicht auf der Route über Ungarn und das Burgenland, nicht auf der Südroute über Kroatien, Slowenien und die Steiermark.

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