Boom bei Schutzbauten, um Gründe zu sichern

Die Salzburger Wildbach- und Lawinenverbauung hat zurzeit mehr Aufträge denn je, um Hänge und Gräben zu sichern. Denn Gemeinden im Gebirge brauchen zusätzliche Bauflächen - und diese müssen vorher erst geschützt werden.

Viele kleine Bäche in den Gebirgsregionen verwandeln sich bei Gewittern zu großen Gefahren. Ein Beispiel ist der Weißbach bei Saalfelden (Pinzgau). Dort stellt die Wildbach- und Lawinenverbauung gerade ein neues Schutzprojekt fertig. Der Anrainer und Genossenschaftsobmann Hermann Eder kann jetzt besser schlafen: „Wenn man den Graben nach innen schaut, sind dort irrsinnig steile Wände, wo eine Überlagerung vom Felsen her ist. Das rutscht bei extremen Regenmengen weg und in den Bach hinein. Der ist dann mit Bäumen, Wurzeln und so weiter verlegt. Das Wasser staut es auf - und wenn der Druck zu groß ist, dann kommt das alles auf einmal. Das ist dann die richtige Katastrophe.“

Hochwassersperre für einen Wildbach

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Die neue Wildbachsperre am Weißbach bei Saalfelden schützt eine Siedlung und macht neue Gründe bebaubar

Ein Rechen hält im Weißbach künftig Erde und Baumstämme zurück. Das Wasser fließt dann kontrolliert ab und tritt nirgends mehr über die Ufer. Drei Millionen Euro kostete der Bau bei Saalfelden - finanziert von Bund, Land und Gemeinde. Auch die Anrainer am Weißbach zahlen jährlich dazu, auf zehn Jahre: „Es sind pro Haushalt jährlich etwa 100 bis 150 Euro“, sagt Eder. „Die Landwirtschaft wird natürlich mit einem höheren Anteil berechnet.“

Neue Lawinensperren schützen Saalbach

Auch oberhalb von Saalbach (Pinzgau) arbeitet zurzeit die Wildbach- und Lawinenverbauung: Auf dem Schattberg werden neue Lawinensperren errichtet. Etwa 100 Jahre sollen sie halten und die weißen Massen im Winter zügeln: „Diese Lawine zielt genau auf das Zentrum von Saalbach-Hinterglemm. Man hat da im Winter immer ein bisschen mit Bauchweh hinaufgeschaut, ob sich das wirklich noch hält. Jetzt sind wir ein bisschen beruhigter“, schildert Bürgermeister Alois Hasenauer (ÖVP).

850.000 Euro kosten die Lawinenbrücken. In den vergangenen Jahren musste Saalbach hier immer den Schnee absprengen, sagt Genossenschaftsobmann Siegfried Feiersinger: „Das war schwierig, weil wir oft Nebel gehabt haben. Da hat man die Lawine oft nicht sprengen können. Das Problem für uns war dann, dass wir die Straße sperren mussten, wenn gesprengt worden ist. Das ist für den Verkehr nicht so ideal gewesen. Jetzt wird das zu 99 Prozent zurückgehalten. Ich würde sagen: Sprengungen sind da nicht mehr nötig.“

Lawinensperre am Berg über dem Zentrum von Saalbach

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Neue Lawinensperren auf dem Schattberg oberhalb von Saalbach werden gerade montiert

„Bekommen wichtige neue Baugründe“

Sobald die Verbauungen fertiggestellt ist, verschwinden dann auch die gefährdeten und für die Verbauung gesperrten rote Zonen im Tal. Die neue Sperre am Weißbach schütze nicht nur bereits bestehende Siedlungen, weiß der Saalfeldener Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ): „Wenn das Bauwerk errichtet wurde und die Schutzmaßnahmen greifen, dann wird der Gefahrenzonenplan überarbeitet. Natürlich werden die Grundstücke dann mehr wert und man kann neben dem Bach bauen. Wir bekommen wichtige neue Baugründe und Gewerbegründe.“

Die Kosten für die Verbauungen werden immer zwischen Bund, Land, Gemeinden und Anrainern geteilt. Allein das Land Salzburg investiert heuer in Summe 14 Millionen Euro in Schutzbauten. Dass die Bautätigkeit derzeit so rege ist, habe mehrere Gründe, ist Gebhard Neumayr, Chef der Salzburger Wildbach- und Lawinenverbauung, überzeugt: „Ein Grund sind sicher die Starkniederschlagsereignisse in den Jahren 2013 und 2014 - aber auch heuer. Da hat man sehr gut gesehen, dass Wildbäche, die mit Sperren verbaut sind, diese Sperren sehr gut funktioniert haben. Im Gegenzug ist es im Bereich unverbauter Wildbäche zum Teil zu massiven Schäden im Siedlungsraum gekommen.“

Mehr Baugrund durch Schutzbauten

Wildbach- und Lawinenschutzbauten werden immer wichtiger, um Baugründe im Gebirge zu sichern. Raffaela Schaidreiter berichtet darüber.

Kaum noch freie Flächen außerhalb der Gefahrenzone

Ein anderer wichtiger Grund für den Boom seien aber die mittlerweile sehr begrenzten Siedlungsflächen im Pinzgau, ergänzt Neumayr: „Es gibt kaum noch freie Flächen, die nicht durch Naturgefahren bedroht werden. Da ist es auch ganz wesentlich für eine Gemeinde, dass sie Entwicklungsmöglichkeit hat. Wenn Schutzprojekte der Wildbachverbauung umgesetzt werden, dann ist es uns auch ein Anliegen, dass der Gefahrenzonenplan dann auch sehr rasch angepasst wird, damit sich die Gemeinde wieder entwickeln kann.“

Aber auch die Anfälligkeit der Gebäude für Hochwasserschäden steigt, beobachtet der Chef der Wildbach- und Lawinenverbauung: „Früher hat man in den Kellern großteils einfaches Material gelagert. Heute sind die Keller sehr gut ausgebaut - es befinden sich Soundanlagen im Keller, es befinden sich dort elektrisch gesteuerte Heizanlagen, Öltanks, Pelletstanks. Da ist einfach die Anfälligkeit wesentlich größer, wenn Wasser in die Keller eindringt.“

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