Kuhglockenverbot: Skepsis und Verständnis

Die Forderung bayrischer Tierschützer, Kuhglocken zu verbieten, stößt bei den Bauern auf Ablehnung. Verständnis für den Vorstoß gibt es aber auch: Gerade bei Almabtrieben grenzten die schweren Glocken an Tierquälerei.

Der Vorstoß des Deutschen Tierschutzbundes in Bayern, Kuhglocken zu verbieten und durch geräuschlose GPS-Sender zu ersetzen, sorgt für Diskussionen. Die Tiere könnten unter dem Gewicht und dem Dauerton leiden, so die Begründung - auch wenn Nicole Brühl, Präsidentin des bayrischen Landesverbands, das gegenüber dem ORF Salzburg etwas abschwächte.

„Tiere ohne Glocke findest du nicht“

Doch gerade für die Almbauern gehören die Kuhglocken seit Generationen zur Grundausrüstung für die Tiere - und das aus gutem Grund, sagt Martin Maier, Stallmeister der Landwirtschaftsschule Winklhof in Oberalm (Tennengau): „Oft ist auf der Alm oben Nebel, dass man gerade einmal zwei bis drei Meter sieht. Und wenn die Tiere keine Glocken oben haben, findest du sie nicht - und wenn sie sich versteigen, ist das ein großes Problem.“

Kuh mit Kuhglocke

ORF

Ohne Glocke seien Kühe im Nebel am Berg kaum zu entdecken, sagen Bauern

Das Bimmeln der alten, erfahrenen Kühe gehöre für die Jungtiere zum Lernprogramm, ergänzt Maier: „Die Vorbildwirkung ist das: Es gehen die älteren Kühe hinauf und die Kälber gehen hinten nach. Jedes Kalb lernten von der alten Kuh: Da kann man hingehen und dort kann man hingehen. Sie gehen einfach der Glocke nach. Und irgendwann sind sie auch in den Alter, dass sie auch eine Glocke tragen dürfen - dann kommen die nächsten Kälber nach.“

GPS-Sender als Geschäftemacherei?

Kuhglocken abzuschaffen und durch ein GPS-System zu ersetzen - da ist auch der Tierarzt Karl Traintinger aus Lamprechtshausen (Flachgau) skeptisch: „Das müssten ja ortbare GPS-Sender sein. Das heißt, es müsste jede Kuh quasi ein Handy eingebaut haben - sonst könnte man sie ja nicht orten. Dann sind wir halt wahrscheinlich preislich in Dimensionen, die auch an das denken lassen, dass da jemand etwas verkaufen möchte.“

Schon jetzt sind die Kühe im Stall und auf der Weide nicht frei von Technik: In Offenställen steuert beispielsweise ein Transponder um den Hals die Kraftfutteraufnahme. Auch in den Ohrmarken steckt jede Menge Information.

"Aufgekranzte" Kuh beim Almabtrieb

ORF

Die schwere Last für die Kühe beim Almabtrieb stimmt den Tierarzt skeptisch

Almabtrieb „tierschutzmäßig grenzwertig“

Kritisch sieht Tierarzt Traintinger allerdings den jährlich inszenierten Almabtrieb: „Wir glauben, dass wir die Kühe als Touristenattraktion - und was anderes ist das letztendlich ja nicht - großartig aufkranzen müssen. Die müssen da irre Gewichte tragen, nur damit sie schön ausschauen, und über viele, viele Stunden gehen. Meiner Meinung nach ist ein Almabtrieb in vielen Bereichen tierschutzmäßig grenzwertig zu beurteilen.“

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Glocken-Verbot sorgt für Diskussionen

Die Forderungen bayrischer Tierschützer nach einem Kuhglocken-Verbot regt auch in Salzburg auf.

Links: