Konflikt um teure Medikamente

Die hohen Teuerungsraten bei Medikamenten sorgen für einen Konflikt zwischen der Salzburger Gebietskrankenkasse und den Pharmafirmen. „Gesundheitssystem an die Wand fahren“ gegen „deutlich wirksamere Medikamente“ - so der Konflikt.

Anlass für den Streit sind die Preissteigerungen bei Medikamenten: die Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) gibt heuer um etwa zehn Prozent mehr dafür aus als im Vorjahr. Die Pharmafirmen sollen sich überlegen, ob sie mit ihren teuren Medikamenten das Gesundheitssystem an die Wand fahren wollen. Starke Worte, die aus der SGKK kommen. Die Hersteller hingegen erklären, die neuen Medikamente seien dafür auch deutlich wirksamer.

150 Millionen Euro für Medikamente

In diesem Jahr wird die SGKK rund 150 Millionen Euro für Medikamente ausgeben. Preistreiber sind dabei vor allem neue Medikamente gegen Krebs und gegen Hepatitis C.

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Konflikt um teure Medikament

Peter-Paul Hahnl berichtet über den Konflikt zwischen Gebietskrankenkasse und Pharmaindustrie

Ein Beispiel für die Behandlung mit den neuen, teuren Medikamenten ist Otto Schuster. Er leidet seit Jahren an Hepatitis C und hat schon zwei Lebertransplantationen hinter sich. Mit den neuen Medikamenten geht es ihm viel besser. Das merken nicht nur die Ärzte, sondern auch er selbst: „Die helfen gut, die Tabletten, das Hepatitis C ist fast weg, es gibt keine Nebenwirkungen und mir ist auch nicht schlecht.“ Das neue Medikament, das Otto Schuster bekommt, ist aber extrem teuer. Bei der Markteinführung waren fast 1.000 Euro pro Pille zu bezahlen. Die Mediziner sagen, dass dieses Geld das neue Präparat wert sei, denn schließlich könne damit Hepatitis C geheilt werden.

Patient bei einer Ärztin, Diabetes-Beratung

ORF

Teure Medikamente und viele Betroffene, wie bei Diabetikern, gehen für die Kasse zu sehr ins Geld

Auch große Zahl der Kranken geht ins Geld

Wesentlich billiger pro Stück sind dafür Medikamente gegen Diabetes. Aber auch hier sind neue Präparate auf dem Markt, die statt acht Euro pro Packung 20 bis 30 Euro kosten. Hier geht die große Anzahl der Kranken ins Geld, sagte Primar Friedrich Hoppichler vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder: „Seit dem Jahr 2000 kam es bei Diabetikern zu einer Zunahme von rund 40 Prozent. Wir sprechen hier von einer Epidemie. Dass damit die Behandlungskosten steigen, ist selbstverständlich.“ Für die Patienten haben die neuen Mittel den Vorteil, dass sie weniger oft spritzen müssen oder ihr Gewicht leichter halten können - auch wenn die Kasse mehr bezahlen muss.

Seiss: Patienten brauchen keine Angst haben

Für den Direktor der Salzburger Gebietskrankenkasse, Harald Seiss, sind die Steigerungen bei den Kosten deswegen besonders schmerzhaft, weil sie weitaus höher seien als die Beitragseinnahmen. Deswegen sei man auch in den roten Zahlen: „Unsere Beitragseinnahmen sind zur Zeit nicht berauschend, auch wegen der momentanen Arbeitsmarkt - und Wirtschaftssituation.“ Vor allem Medikamente aus dem Bereich der Onkologie, der Autoimmun-Erkrankungen oder Hepatitis C - Medikamente seien besonders teuer, erklärte Seiss. Patienten müssen sich aber nicht fürchten, dass die Kasse ihre Medikamente nicht mehr zahlt, versicherte Seiss: „Wir sind eine Gemeinschaft von Versicherten, die für diese Menschen da ist, die es sich nicht leisten können.“

Keine Retourkutsche der Pharmaindustrie

Seiss glaubte aber nicht, dass die jetzt teuren Medikamente eine Retourkutsche der Pharmaindustrie wegen der von der Kasse gewollten Generika sei: „Es ist wichtig, dass es gute Medikamente gibt und eine richtige und ökonomische Behandlung.“ Die Verhandlungen über Preissenkungen finden bundesweit statt. Ein Verhandlungsergebnis wurde aber bereits von den Medikamentenherstellern abgelehnt. Seiss war aber zuversichtlich, dass es eine Einigung geben werde. Die Diskussion wird es aber auch noch in den nächsten Wochen geben.

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