Skitourengeher in Gletscherspalte: Schwierige Rettungsversuche
Bergrettung
Sonntagfrüh gab es wieder einen Telefonkontakt der verunglückten Skitourengeher mit Alpinpolizei und Bergrettung. Es wird nun weiter auf flugtaugliches Wetter gewartet, weil für einen bodengebundenen Einsatz die Lawinengefahr zu groß ist. Der 33-jährige Kärntner und der 60-jährige Niederbayer seien unterkühlt und durchnässt, es habe in der Nacht auf dieser großen Seehöhe auch geschneit, hieß es.
Die beiden Verunglückten mussten die Nacht in der Gletscherspalte im obersten Teil des Sandbodenkees nahe dem Nordgrat verbringen. Zuvor hatte das Team von Flug- und Bergrettung, Flug- und Alpinpolizei noch eine weitere Hubschraubermission zur Unfallstelle in 3.300 Metern Seehöhe versucht. Vorerst wieder vergeblich.
Hoffnung auf Flugwetter
Rund um das Massiv des 3.564 Meter hohen Wiesbachhorns habe es am Abend zwar aufgeklart. Nur auf der Ostseite des Gletscherriesen sei weiterhin dichter Nebel, sagte der Flug- und Bergretter Markus Amon am Samstagabend dem ORF: „Es bleibt nun nichts anderes übrig, als ab Tagesanbruch am Sonntag neue Flüge zu versuchen. Wir hoffen sehr, dass die beiden Verunglückten die Nacht den Umständen entsprechend gut überstehen.“ Die regionale und lokale Prognose für Sonntagfrüh sei recht gut, so Amon. Die Lawinengefahr und das relativ warme Wetter, das den Schnee noch unberechenbarer macht, verhindern laut Experten bisher den Einsatz von Bodenteams.
Notbiwak auf schmaler Schneebrücke
Samstagmittag entschied Paul Hasenauer, Einsatzleiter der Bergrettung Fusch (ÖBRD), seine Mannschaften wegen der Eigengefährdung nicht weiter in die Hochregion zu schicken. Sie stehen in Bereitschaft.
Gerald Lehner
Mit Experten der Flug- und Alpinpolizei wurde am Samstag ein neues Rettungskonzept für die beiden festsitzenden Skitourengeher erstellt. Die beiden sitzen nach ihrem Absturz ohne Seil über vier bis fünf Meter seit Samstagvormittag auf einer schmalen Schneebrücke in der Spalte. Diese öffne sich nach unten hin weiter, wie sie über Telefon mitteilten. Deshalb hätten sie auch keinen Selbstrettungsversuch riskiert, um nicht weiter abzustürzen.
Interview mit ÖBRD-Einsatzleiter Paul Hasenauer
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Spezialisten landesweit zusammengezogen
Es wurde am Samstag auch ein starker und höhentauglicher Transporthubschrauber bei der Betreiberfirma Wucher angefordert, um eventuell noch im letzten Tageslicht einige Bergretter an der Unfallstelle abzusetzen. Und die Salzburger Bergrettung zog angesichts der Lage landesweit einige ihrer erfahrensten Fachleute zusammen, darunter den Flugretter, Taubergungsspezialisten und Bergführer Markus Amon.
Unfallstelle kaum erreichbar, Duo nicht angeseilt
Einer der Skitourengeher soll leicht verletzt sein, mittlerweile drohe beiden auch Unterkühlung, sie seien durchnässt, heißt es bei Helfern. Es gehe ihnen bisher aber relativ gut, teilte Maria Riedler am frühen Samstagabend mit, die Sprecherin der Salzburger Bergrettung. Die Spalte biete auch einen Schutz vor dem Höhenwind, und beide hätten sehr gute Kondition.
Gerd Frühwirth
Das Duo war bei seiner Gletschertour laut Alpinpolizei nicht angeseilt, wie es Berg- und Skiführer für solches Gelände dringend empfehlen. Im Lauf des Tages verschärften sich die objektiven Gefahren und verhinderten eine schnelle Rettung. Am frühen Samstagnachmittag zog es über dem Großen Wiesbachhorn dicht zu. Nebel und Wolken behinderten die Sicht vom Gipfelbereich herunter bis in 2.200 Meter Seehöhe.
Zudem haben die Stürme der Osterzeit im Hochgebirge für Neuschneemassen gesorgt, die noch nicht umgewandelt sind. Zu Fuß und ohne Hubschrauber sei die Unfallstelle nicht erreichbar, ohne die Retter in große Gefahr zu bringen, so Einsatzleiter Hasenauer.
Gerald Lehner
Kein Flugwetter mehr
Nebel und Wolken zwangen schon am Samstagvormittag das Team des Rettungshubschraubers „Alpin Heli 6“ aus Zell am See zum Umkehren ins Tal. Die Besatzung fand bei einem Suchflug zuvor die Unfallstelle. Wegen des schlechten Wetters, starken Windes und der Lawinengefahr sei es nicht gelungen, ein Team abzusetzen.
Wenn dichter Nebel und Wolken bleiben, so wird noch erwogen und überlegt, vom Kapruner Tal auf der anderen Seite des Massivs ein Team in Marsch zu setzen bzw. mit Hubschraubern möglichst weit hinauf zu bringen. Dieses könnte das Massiv überschreiten und von oben her versuchen, die Unfallstelle zu erreichen und großen Lawinenhängen auszuweichen.
Markus Ecker
Lawinenwarnstufe drei
Der Unfall ereignete sich am frühen Samstagvormittag auf dem Sandbodenkees auf der Fuscher Seite des Großen Wiesbachhorns. Der Gletscher in dem Hochkar hat große Randklüfte auch im oberen Bereich, unten einen sehr zerklüfteten Abbruch und befindet sich hoch über dem Ortsteil Ferleiten. Für die Hohen Tauern gilt derzeit Lawinenwarnstufe drei, erhebliche Gefahr, bei der alle Hänge gemieden werden sollten, die steiler als 35 Grad sind. Und davon gebe es in dem Gebiet sehr viele, sagte ein Alpinpolizist.
Seil und Gletscherausrüstung wichtig
Im Zuge des zunehmenden Skitourenbooms wurden auf steilen Gletscherrouten auch beim Wiesbachhorn in den letzten Jahren immer wieder - auch erfahrene - Tourengeher und einzelne Tourenrennsportler mit mangelhafter Ausrüstung beobachtet. Sie waren ohne Sitzgurte, Seil, Pickel, Steigeisen und die empfohlene Zusatzausrüstung für Gletscherbegehungen unterwegs.
Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg