Fischzucht um 250 Mio. Euro geplant: Betrugsprozess

Seit Dienstag stehen am Landesgericht Salzburg ein 72-jähriger Geschäftsmann und seine Lebensgefährtin wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs vor Gericht. Sie sollen unter anderem ein 250-Mio.-Euro-Fischzuchtprojekt in Saudi-Arabien geplant haben.

Das Paar soll sich als vermögend dargestellt und erreicht haben, „dass ihnen die Getäuschten das auch abgekauft haben“, sagte der Staatsanwalt. Für vier konkrete Anlagen zur Speisefischherstellung habe der 72-jährige Angeklagte - er ist deutscher Staatsbürger - zwar eine Fischtechnik GmbH als Generalplaner gewinnen können, doch Geld sei keines geflossen, erläuterte der Anklagevertreter.

Bis Ende August 2013 hätte die Finanzierung für das Projekt stehen sollen. Der beschuldigte Geschäftsmann habe allerdings seine Partner auf Dezember vertröstet und gemeint, bis dahin lukriere er Geld von einem Unternehmen aus den USA. „Der Angeklagte war aber tatsächlich nicht in der Lage, die Finanzierung zu bewerkstelligen. Er hat der Gesellschaft durch Täuschung einen Schaden von über 50.000 Euro zugefügt“, so der Staatsanwalt.

Mitarbeiter für Flugzeugkäufe eingestellt

Im Zusammenhang mit dem Fischzuchtprojekt gab es aber noch weitere Vorwürfe. So soll der Deutsche, der vor der Verhaftung mit seiner 67-jährigen Partnerin in Salzburg lebte, geplant haben, vier Flugzeuge des Herstellers Bombardier um jeweils 55 Millionen Euro zu kaufen. Zuerst soll er noch mit einer Gulfstream geliebäugelt haben. Es fand auch tatsächlich ein Testflug in Salzburg samt Catering statt.

Der 72-Jährige stellte einen Mitarbeiter an. Dieser sollte Kaufangebote für die Flugzeuge samt Crew einholen und auch Personal für die Fischzuchtanlage zusammentrommeln. Der Mitarbeiter blieb laut Staatsanwalt aber auf seinen Leistungen von über 3.000 Euro sitzen.

Vorwürfe um Villenkauf

Weiters wollte der Geschäftsmann offenbar auch Anteile einer Salzburger Immobilienfirma um 2,4 Millionen Euro erwerben. Dazu kam es mangels Liquidität nicht mehr. Damit soll es sich nur um versuchten Betrug handeln. Ein weiterer Vorwurf betrifft den Kauf einer Immobilie: Im Jahr 2013 habe das Paar beabsichtigt, die „Lürzervilla“ in der Stadt Salzburg um 2,85 Millionen Euro zu kaufen, erläuterte der Staatsanwalt. Der Anklage zufolge gaukelte der Deutsche einem Mitarbeiter der Immobilienfirma vor, bereits eine Anzahlung geleistet zu haben und erhielt deshalb den Hausschlüssel.

Das Paar habe daraufhin Firmen zur Sanierung des Hauses beauftragt, diese Unternehmen aber nicht bezahlt, so die Anklage. Der Geschäftsmann sagte am Dienstag zur Richterin, er habe die Villa nur gemietet. Die Immobilienfirma habe den Umbau in Auftrag gegeben, ergänzte sein Verteidiger.

Hotel um 11.000 Euro geprellt

Das Paar wurde schließlich mit einer Räumungsklage konfrontiert. Es engagierte einen Rechtsanwalt, laut Staatsanwalt wurden seine Kosten von rund 2.000 Euro aber nicht beglichen. Nach der Delogierung wohnten die beiden Beschuldigten von Juli bis zu ihrer Verhaftung im September 2014 im Hotel Sheraton in Salzburg. Sie blieben der Hotelkette einen Betrag von 11.000 Euro schuldig, einige Rechnungen konnten sie aber bezahlen.

„Der Erstangeklagte war teilweise in der Lage, durch ‚Loch auf, Loch zu‘ die dringendsten Mäuler zu stopfen - durch private Darlehen und durch Belastung von Kreditkartenunternehmen. Aber er war nicht in der Lage, seinen finanziellen Verbindlichkeiten nachzukommen“, erklärte der Staatsanwalt.

Verteidiger: „Kein Bereicherungsvorsatz“

Doch der bisher unbescholtene Angeklagte gab an, dass er Geschäftsführer, Direktor oder Präsident von mehreren Unternehmen sei. Diesen befänden sich in Deutschland, Irland, Saudi Arabien, Abu Dhabi, im Irak und in den USA. Den Wert dieser Firmen bezifferte er mit insgesamt 3,6 Milliarden Dollar (3,41 Mrd. Euro). Er hätte von einer Finanzierungsgruppe aus Saudi Arabien auch eine Milliarde für Projekte erhalten, erklärte der Beschuldigte. Da er aber am 28. September 2014 schon verhaftet war, sei es zu der Freigabe der Gelder nicht mehr gekommen.

„Mein Mandant verfügte vor seiner Verhaftung über ein erhebliches Vermögen, vorwiegend im Ausland. Er ist kein mittelloser Gauner, sondern ein vermögender Geschäftsmann, der internationale Großprojekte betreut hat, aber nicht liquide war“, erklärte der Verteidiger. Im Jahr 2013 sei sein Mandant hinsichtlich eines Projektes von einem Geschäftspartner aus Deutschland über den Tisch gezogen worden. Der Angeklagte „hat ein Großteil seines Privatvermögens hineingesteckt“, erklärte der Anwalt. „Die Anklage ist völlig haltlos, er hatte keinen Bereicherungsvorsatz.“ Auch die Lebensgefährtin des Geschäftsmannes beteuerte ihre Unschuld. Der Prozess dauert noch bis Freitag.