Klöster: Fast überall Nachwuchssorgen

Die 23 katholischen Frauen- und 13 Männer-Klöster in Salzburg haben beinahe alle Nachwuchssorgen. Das zeigt sich im vom Papst Franziskus ausgerufenen „Jahr der Orden“. So trat im Kloster Salzburg-Nonnberg die letzte Nonne im Jahr 1999 ein.

Nonnberg ist das älteste Frauenkloster in Europa, in dem durchgehend eine Ordensgemeinschaft lebt. Es wurde vermutlich im Jahr 714 gegründet. Nicht einmal die Nationalsozialisten setzten es 1938 durch, seine Pforten zu schließen. Heute leben dort 21 Schwestern. Ihr Tagesablauf ist geprägt von Gebeten und Arbeit für die Gemeinschaft, sagt Äbtissin Perpetua Hilgenberg: „Als erstes einmal eine persönliche, private Betrachtung um 5.30 Uhr, dann anschließend die Laudes, das Morgenlob. Dann ist eine kurze Pause. Um 6.45 Uhr kommt dann die heilige Messe, danach noch eine kurze Gebetshore, dann Frühstück und dann beginnt die Arbeitszeit.“

Der Nachmittag ist ähnlich strukturiert. Die Schwestern sorgen fast zur Gänze für sich selbst - dazu gehört auch das wöchentliche Brotbacken. Die 91-jährige Alt-Äbtissin Gabriele arbeitet jedes Mal mit. Andere flechten die Körbe für den Garten und wieder andere haben Dienst in der Küche. Immerhin muss für viele Menschen gekocht werden, denn die Schwestern geben für Bedürftige täglich auch Essen aus. Selbst Schwester Walburga, mit 93 Jahren die älteste im Orden, hilft täglich mit.

Klosterschwestern (Nonnen) in der Küche

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Auch die 91-jährige Alt-Äbtissin Gabriele arbeitet täglich in der Küche mit

„Man lernt, sich zurückzunehmen“

„Sicher gibt es auch Unterschiede, es gibt Meinungsverschiedenheiten“, sagt Schwester Miriam Eisl. „Aber im Glauben und im Vertrauen auf Jesus kann man das überwinden. Man lernt, sich selber zurückzunehmen und auf den nächsten einzugehen. Gottes- und Nächstenliebe gehören einfach zusammen. Je mehr man Gott liebt umso mehr ist man auch auf den anderen ausgerichtet. Daher macht man alles mit Liebe - und das ist das Wichtigste für mein Leben. Und das macht auch glücklich.“

Die ehemalige Klosterapotheke ist bereits seit 1978 geschlossen, obwohl eine der Nonnen Pharmazeutin ist. Anna Schierghofer kam als Spätberufene mit 48 Jahren in die Klostergemeinschaft auf dem Nonnberg: „Meine Mutter war bereits an die 80 - und es war eine große Hürde, sie alleinzulassen. Aber ich habe dann schließlich 1990 diesen Schritt getan.“

Jüngste im Kloster ist 39 Jahre alt

Vor 15 Jahren ist die letzte Nonne in das Benediktinerinnenstift eingetreten. Die 39-jährige Eva-Maria Saurugg ist nach wie vor die Jüngste im Kloster: „Ich komme aus keiner religiös geprägten Familie. Es war für meine Eltern sehr schwer, die Entscheidung anzunehmen, weil ich bis zu meinem Eintritt zu Hause wohnte. Und dann war ich von einem Tag auf den anderen ganz weg. Das hat doch sieben Jahre gedauert, bis meine Eltern das ganz annehmen konnten.“

Nonnen in Klosterkapelle

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Eva-Maria Saurugg (rechts) ist mit 39 die Jüngste im Kloster Nonnberg

„Die Nachwuchssorgen sind überall. Sie sind auch in der Gesellschaft, in der Kirche“, weiß Äbtissin Perpetua Hilgenberg. „Und es setzt sich natürlich fort. Wir haben jetzt gerade eine Probe-Postulantin auf drei Wochen, die sich eigentlich sehr gut eingefügt hat, die aber selber erkennen musste, dass sie noch eine Zeit braucht, um zu einer Entscheidung zu kommen. Das respektieren wir voll. Das ist auch wichtig, weil so ein Leben in Abgeschiedenheit ist ja auch kein einfacher Schritt.“

Heutzutage viele Alternativen für Menschen

Auch Abt Johannes Perkmann vom Benediktinerstift Michaelbeuern (Flachgau), Vorsitzender der Männerklöster in Salzburg, kennt die Nachwuchssorgen: „Wir sind sehr offen für junge Menschen, die heute das Leben als Mönche beginnen und nach der Regel des heiligen Benedikt ihren Lebenssinn suchen.“

Die Gründe für das geringere Interesse am Klosterleben seien vielfältig, weiß Perkmann: „Zum einen sind die Ausbildungsmöglichkeiten weiter geworden oder die kirchlichen Berufe sind in Diskussion gekommen. Man weiß nicht so recht, wie es weitergeht und ob man sich dann heutzutage auf dieses Leben und diesen Dienst einlässt.“

Das Benediktinerinnen Kloster Nonnberg in der Stadt Salzburg

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Das Kloster Nonnberg unterhalb der Salzburger Festung ist das älteste Frauenkloster Europas, in dem durchgehend Nonnen leben

„Interesse an Spiritualität ungebrochen“

Aber eines ist für den Abt ein Hoffnungsschimmer: „Das Interesse an Spiritualität ist ungebrochen, wenn nicht sogar größer geworden in den letzten Jahren. Und unser Leben macht ja nicht der dauernde Rückzug aus, sondern der gesunde Wechsel zwischen In-sich-Gehen, Gemeinschaft haben und auch seelsorglich für die Menschen zu wirken.“ Auch in 50 Jahren wird es noch Klöster bei uns geben - „in ganz verschiedenen Lebensmodellen“, sagt Perkmann. „In den Kontinenten wird’s noch einmal verschieden sein und auch in den Modellen, wo man in den Klöstern als Gast oder als Gast auf Zeit mitleben kann. Da wird sich noch Einiges tun.“

Es gibt aber auch Ausnahmen: So zum Beispiel die Schwestern von Betlehem auf der Kinderalm in St. Veit im Pongau, wo zurzeit rund 35 relativ junge Frauen leben, obwohl es ein Schweigeorden ist. „Die Nonnen dort widmen sich sehr dem individuellen, stillen Leben, können damit auch viel in unserer Gesellschaft abdecken, die so hetzt, wo Burn out ein Stichwort ist“, sagt Perkmann. „Da kann man sozusagen wieder von innen her brennen. Und die haben auch ein Einzugsgebiet über ganz Mitteleuropa.“

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Romy Seidl berichtet über die Nachwuchssorgen in Klöstern

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