Nur wenige Migranten im öffentlichen Dienst

Rund 20 Prozent der Österreicher sind Zuwanderer oder kommen aus Zuwandererfamilien. Doch davon merkt man in Ämtern, Schulen oder Krankenhäusern oft nur wenig. Denn im öffentlichen Dienst arbeiten nur drei Prozent Migranten.

„Sprechen Sie Türkisch, Frau Doktor?“ - Diese Frage hört Fatma Gürel, Amtsärztin in Hallein (Tennengau) oft: „Obwohl sie sehen, dass Fatma Gürel ein türkischer Name ist, trauen sie sich nicht, türkisch zu sprechen. Nach meiner Aufforderung freuen sie sich dann, dass ich mich in meiner Sprache mitteilen kann.“ Fatma Gürel ist dennoch ein Einzelfall: Türkische Ärzte im öffentlichen Dienst gibt es nur wenige.

Amtsärztin in ihrem Büro

ORF

Die Amtsärztin von Hallein, Fatma Gürel, ist eine Ausnahme im öffentlichen Dienst

Landesklinik: Mitarbeiter aus 37 Nationen, kaum Ärzte

Doch gerade im Gesundheitswesen sind Mitarbeiter mit Sprachkenntnissen besonders wichtig. Rund 15 Prozent aller Patienten im Salzburger Landeskrankenhaus haben Migrationshintergrund. In dem Spital arbeiten auch Menschen aus 37 verschiedenen Nationen. Dementsprechend umfangreich ist mittlerweile der Dolmetschdienst, sagt dessen Leiter Herbert Herbst: „Die Notwendigkeit der unterschiedlichen Sprachen gestaltet sich so, wie sich die Weltpolitik gerade verhält. Vor drei oder vier Jahren hätten wir so gut wie kein Arabisch gebraucht. Jetzt ist es so, dass wir Arabisch durchaus als dominanten Sprachenpool aufgebaut haben und auf das regelmäßig zurückgreifen.“

Das Landeskrankenhaus setzt Dolmetscher in 36 Sprachen ein. Als Ärzte arbeiten können hier jedoch nur jene, die einwandfrei Deutsch sprechen. Fehler auf Grund von sprachlichen Missverständnissen will man nicht riskieren.

Mehrsprachigkeit wäre bei Polizei immer wichtiger

Auch bei der Polizei wird Mehrsprachigkeit in der Arbeit wichtiger - schließlich hat man hier tagtäglich mit kulturellen Konflikten oder grenzübergreifender Kriminalität zu tun. Ein Salzburger Polizist mit rumänischen Wurzeln, der nicht erkannt werden möchte, berichtet aus der Praxis: „Das ist mittlerweile schon sehr wichtig geworden - auf Grund der steigenden Kriminalitätsrate, auf Grund der EU-Erweiterung im rumänischen bzw. moldawischen Bereich. Da die Beteiligten immer mehr darauf spekulieren, dass man sie in ihrer Muttersprache nicht versteht und sie dann in dieser Sprache untereinander kommunizieren können.“

Doch mehrsprachige Beamte gibt es in Salzburg nur wenige. Ohne österreichische Staatsbürgerschaft und fehlerfreien Deutschtest kommt man hierzulande nicht auf die Polizeischule.

Großteil der Migranten sind Arbeiter

In Österreich haben 20 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund - sie oder ihre Eltern kommen aus dem Ausland. Der Großteil der Migranten sind jedoch Arbeiter - in der Industrie und im Gewerbe. „Wir haben Migranten hier, die seit 30 Jahren einen sehr unterdurchschnittlichen Bildungsverlauf aufweisen“, sagt der Soziologie Nikolaus Dimmel von der Universität Salzburg. „Bei den Türken sind das zu drei Vierteln Leute, die im Wesentlichen über einen Hauptschulabschluss oder den Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule nicht hinauskommen. Die haben keine weiterführenden Bildungsverläufe.“

Das sei ein Hemmschuh für eine Karriere im öffentlichen Dienst, so Dimmel: „Der öffentliche Dienst fragt ein deutlich überdurchschnittliches Qualifikationsprofil nach - und umgekehrt bieten Migranten ein deutlich umgekehrtes Qualifikationsprofil an. Der öffentliche Dienst ist sehr stark akademisiert. Und ein erheblicher Teil der Migranten, die wir traditionell in Österreich haben - Serbokroaten, Türken - bringen diese Qualifikation nicht in dem Ausmaß mit. Das dürfte ein wesentlicher Grund sein.“

Migranten zur Polizei: Versuche liefen bisher nicht gut

Doch Mehrsprachigkeit bei der Polizei sei sicher nützlich, ist Dimmel überzeugt. Doch zum einen sei das Interesse eines Teils der Migranten am Polizeidienst bisher nicht sehr groß gewesen. Und „zum zweiten sind bisherige Versuche, insbesondere im Polizeidienst Migranten zu platzieren, nicht so gut gelaufen wie erwartet. Aber es hat ernsthafte Versuche gegeben.“

Der öffentliche Dienst habe die Entwicklung hin zu Mehrsprachigkeit auch nicht „verschlafen“, sagt der Soziologe: „Schauen Sie in ein Sozialamt, in ein Jugendamt oder eine Baubehörde - da gibt’s überall im Wesentlichen mehrsprachige Informationsunterlagen und es gibt erheblichen Teils auch Mitarbeiter, die mehrsprachig sind.“

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Katharina Garzuly berichtet über Migranten im öffentlichen Dienst

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