Rallye Dakar „ordentlich grenzwertig“

Die Rallye Dakar war für Motocross-Weltmeister Matthias Walkner aus Kuchl (Tennengau) eine „ordentlich grenzwertige“ Erfahrung. Er habe in seinem Leben bisher „noch nichts Vergleichbares“ gemacht, erzählte er dem ORF Salzburg.

Motocrosser Matthias Walkner

ORF

Walkner schaffte bei seinem Debüt einen Etappensieg

Der 28-jährige Dakar-Debütant Walkner schaffte auf der dritten Teilprüfung ja sogar einen Etappensieg. Er musste dann aber krankheitsbedingt vor Beginn der zehnten Etappe absteigen. Und damit ist er bei Weitem nicht alleine: Von 170 Startern der Rallye quer durch Südamerika kamen heuer nur rund 50 ins Ziel.

„Jeder hat mich immer gefragt: Wie gehst du das an? Es ist eine so lange Distanz“, schilderte Matthias Walkner gegenüber dem ORF Salzburg. „Als Motocrossfahrer bin ich es gewohnt, dass ich vom Anfang bis zum Schluss mein Bestes gebe. Und das habe ich auch bei der Dakar so gemacht. Ich habe mir gedacht: Langsamer wirst du sowieso von selber, müder wirst du sowieso. Ich habe wirklich versucht, von Tag zu Tag alles zu geben. Ich glaube, dass man da viel konzentrierter und fokussierter ist.“

Motocrosser Matthias Walkner bei der Rallye Dakar in Bolivien

APA/EPA/Felipe Trueba

Etappen um die 900 Kilometer mit dem Motorrad waren für Walkner die Regel

Enorme Strapazen für die Fahrer

Die Bedingungen für die Motorradpiloten sind extrem, schildert Walkner: „Wir fahren da hinauf nach Bolivien auf 5.000 Meter. Ab 50 Kilometern ist es kalt geworden und bei 500 Kilometern war dann der Start - da ist es wieder ein bisschen wärmer geworden. Ich habe mir immer gedacht: Maximal noch 100 Kilometer, da muss es wieder hinuntergehen. Aber es geht hinauf, hinauf, hinauf. Es hat da droben minus fünf Grad gehabt - für mich war das ordentlich grenzwertig. Man hat da nicht so extrem viel an, weil man alles, was man hat, den ganzen Tag mitschleppen muss. Und gerade bei den Spezialetappen wird es doch heiß. Ich habe noch nichts Vergleichbares gemacht.“

Die Etappen sind meist um die 900 Kilometer lang, maximal 1.080 Kilometer: „Die längste gezeitete Etappe waren 750 Kilometer, am Motorrad mit vollem Tempo“, schildert Walkner. „Man bleibt nur alle 250 Kilometer für den Tankstopp stehen. Da hat man Zeit, dass am schnell auf die Toilette geht, das Camelbag auffüllt, Brillen putzt, eine Kleinigkeit isst.“ Die Schönheiten der Natur am Weg bewunderte Walkner erst im Nachhinein beim Betrachten von Videos der Etappen: „Beim Rennen ist man so fokussiert, das bekommt gar nicht mit.“

Motocrosser Matthias Walkner bei der Rallye Dakar in Argentinien

APA/EPA/Nicolas Aguilera

Nur 50 von 170 Startern sahen bei der Rallye Dakar das Ziel

Schwierige Navigation im weglosen Gelände

Vor allem das Navigieren sei schwierig, erzählt der Kuchler: „Man hat da eine durchgehende Rolle mit Kilometerangaben, Kreuzungen und Himmelsrichtungen - eher so wie eine Klopapierrolle. Aber in der offenen Wüste, einer Steinwüste oder einem ausgetrockneten Flussbett hat man keinen Anhaltspunkt. Wenn man sich da einmal ordentlich verkoffert, kann der Tag schon zwei, drei Stunden länger dauern.“

Dass man falsch dran ist, bemerke man aber erst, wenn die Kilometerangabe überhaupt nicht mehr mit der Realität zusammenpasst, sagt Walkner: „Wenn da steht, bei Kilometer 317,4 kommt eine Kreuzung mit einem Haus, wo man rechts fahren muss, und du hast zehn Kilometer schon kein Haus mehr gesehen, dann kannst du dich drauf verlassen, dass du falsch dran bist.“

Strapaziöses Leben im Riesencamp für 4.000 Leute

Das Leben im Rallyetross ist auch anstrengend, so Walkner: „Der Organisator hat ein Biwak mit Küche. Das umfasst 4.000 Leute - ein Riesencamp, das von A nach B fährt. Da geht es drunter und drüber, wenn alle am Abend hungrig etwas essen wollen. Da sind natürlich viele Bakterien und Viren herum - und die haben mich erwischt und mich zum Ausscheiden gezwungen. Ich war ein bisschen dehydriert, die langen Tage und die Anstrengung. Einmal habe ich mir gedacht: Ausnahmsweise keine Nudeln und ich habe mir eine Paella gegeben. Aber der Fisch in der Paella....“

Auch die Zeitumstellungen zwischen den verschiedenen Zeitzonen in Südamerika machten Walkner zu schaffen: „Ich bin um 0.00 Uhr aufgestanden, habe Frühstück gemacht, habe das Motorrad hergerichtet, das Roadbook eingefädelt. Und dann habe ich mir gedacht: Die stehen heute gar nicht auf. Normalerweise wäre um 4.00 Uhr Zeit zum Aufstehen. Und dann schaue ich erst aufs Handy und denke mir: Uh, jetzt bin ich früh dran.“

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