Apotheken durch Web-Handel bedroht?

Viele Apotheker fühlen sich wirtschaftlich bedroht, wenn künftig auch in Österreich rezeptfreie Arzneien und Wirkstoffe übers Internet verkauft werden dürfen. Das ging bisher nur übers Ausland. Kunden hoffen nun auf sinkende Preise.

Husten-Medikamente in Schachteln

ORF

Die Arbeiterkammer warnt vor möglichen Fälschungen von Substanzen. Ein neues Gütesiegel soll künftig die Qualität beim Web-Handel der Apotheken in Österreich garantieren

Der Salzburger Apotheker Friedemann Bachleitner sagt, wenn er seine Ware im Netz präsentieren und verkaufen will, dann müsse das gut überlegt sein: „Wenn ich im Internet tätig bin, muss ich immer der Bestbieter sein und dadurch sehr viel verkaufen. Da muss ich halt dann tausend Packungen verkaufen, um 500 Euro zu erlösen.“

AK verweist auch auf Nachteile

Was sich für Bachleitner und viele seiner Kollegen nicht rechnet, das rechnet sich für Kunden. Im Ausland bestellte Waren sind oft deutlich billiger als in heimischen Apotheken, sagt Angela Riegler vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer: „Es gibt auch Nachteile, die man nicht verschweigen sollte. Konsumenten könnten gefälschte oder gefährliche Substanzen angeboten bekommen.“

Jährlich beschlagnahmen die österreichischen Behörden tausende dieser Sendungen. Gehen österreichische Apotheken nun bald ins Netz, dann soll das neue Gütesiegel die Seriosität des Angebots garantieren, betont Christoph Baumgärtel von der Arzneimittelbehörde: „Das Logo kann man natürlich auch fälschen. Allerdings ist das Logo immer verbunden mit der Website der Arzneimittelbehörde. Dort finden Sie stets eine aktuelle Liste mit offiziell zugelassenen Apotheken, die den Versand durchführen.“

Bundesweit ca. 20 Web-Apotheken

Der Experte schätzt, österreichweit dürften sich rund 20 Apotheken um Online-Zulassungen bemühen. Mediziner haben wenig Bedenken angesichts der neuen Pläne, wie der Salzburger Ärztekammer-Präsident Karl Forstner schildert: „Wir gehen davon aus, dass die Apotheker die hohe Qualität der Waren via Internet gewährleistet. Wir sehen es nur als problematisch an, wenn verschiedene Medikamente unkontrolliert aufeinander wirken. Deshalb sehen wir es als wichtig an, dass man sich als Patient hier fachlichen Rat holt.“

Service und Beratung kann das Internet nur eingeschränkt bieten. Darauf setzen die klassischen Apotheken in Zukunft, wie Dietmut Strasser von der Apothekerkammer sagt: „Jede dritte Apotheke hat Nachtdienste und steht auch an Wochenenden und Feiertagen bereit. Das ist eine flächendeckende Versorgung. Sie bekommen auch einen Fieberthermometer bei uns. Und auch Kopfweh hält sich nicht an den Versandhandel und den Postweg.“

Preiskampf und Frage der Beratung

Bei den Preisen im Web könnten viele stationäre Apotheken aber nicht mithalten, sagen Fachleute. Und die Preise dürften noch weiter sinken, wenn mehr inländische Betriebe auch über das Internet verkaufen. Eine Umfrage unter Apothekern zeigt: Nur wenige sehen das Online-Geschäft als Chance, sondern mehr als Bedrohung, wie der Fachmann Friedemann Bachleitner bestätigt: „Das Internet ist nicht mehr wegzudenken. Und der Versandhandel wurde auf Druck von Brüssel eingeführt. Ob das sinnvoll ist, das wird die Zukunft zeigen. Aber ich sehe dem sehr sehr gelassen entgegen, denn Beratung wird es immer geben müssen.“

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