Erzbischof plant Reformen

Wegen des Priestermangels plant die Erzdiözese Salzburg einige Reformen. Das hat Erzbischof Franz Lackner am Montag zu seinem einjährigen Amtsjubiläum angekündigt. Es gibt immer weniger Priester, die sich um die Pfarren in Stadt und Land kümmern können.

Erzbischof Franz Lackner im Schnee in Thalgau

ORF

Erzbischof Lackner

Wegen des Priestermangels müssten auch neue Wege des Pfarrlebens angedacht werden, sagt Lackner. Pfarrverbände, in denen sich ein Priester um mehrere Pfarren kümmern muss, sind in Salzburg mittlerweile weit verbreitet.

Und da seit langer Zeit jedes Jahr nur einige wenige Neupriester neu geweiht werden, wird sich der Mangel weiter verschärfen.

Keine weiteren Zusammenlegungen

Da macht sich der Salzburger Erzbischof Franz Lackner keine Illusionen: „Die Priesternot ist sehr groß. Wir wissen nicht, wie die Lage in fünf oder zehn Jahren sein wird. Zusammenlegungen von Pfarren - wie sie nun in der Erzdiözese Wien gemacht werden - sind für den Salzburger Erzbischof aber kein Thema. Er will stattdessen eine Reform der Erzdiözese starten, um auch mit weniger Priesterpersonal die Seelsorge in den Gemeinden sicherzustellen.

Diözesanversammlung 2018

Lackner sagt, die Herausforderungen der Zukunft würden groß sein: „Da müssen wir unsere Kräfte bündeln und mit den Mitarbeitern abstimmen, diese voll einbinden.“

Bis zur großen Diözesanversammlung 2018 sollen konkrete Pläne ausgearbeitet sein, um die Reform umsetzen zu können, kündigt Lackner an. Für eines sieht der Erzbischof übrigens trotz Priestermangels keine Chance: Priesterweihen für Frauen werde es absehbarer Zeit nicht geben. Hier gebe es in Rom keine Bewegung. Und auch Lackner selbst kann sich Priesterinnen nicht vorstellen; auch wenn er mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen in der Kirche sehen will.

Schwerpunkt Flüchtlinge

Im ersten Jahr sei das Kennenlernen im Vordergrund gestanden. Er habe bisher 14 der 210 Pfarren der Erzdiözese visitiert, berichtet der Bischof. Ein Schwerpunkt der Arbeit war die Unterbringung von Flüchtlingen. Von den 1.700 Asylwerbern im Bundesland sind 186 in kirchlichen Häusern untergebracht. Derzeit prüfe man weitere mögliche Quartiere, sagte Lackner. Oft scheitere es aber an Kleinigkeiten, etwa weil ein Zimmer für die Unterbringung um zwei Quadratmeter zu klein wäre. „Ich habe den Eindruck, dass wir in Anbetracht dieser Not manchmal überregulieren“, beklagte er.

Franz Lackner Erzbischof Wolfgang Kumpfmüller

ORF / Peter-Paul Hahnl

Der Erzbischof (rechts) am Montag mit Wolfgang Kumpfmüller, Kommunikationsmanager der Erzdiözese

Terror in Frankreich: „Zutiefst verwerflich“

Angesichts der Gräueltaten von Paris rief Lackner zu Respekt und Toleranz auf. Solche Taten seien aus menschlicher und religiöser Sicht zutiefst verwerflich. Gott-sei-Dank gebe es eine breite Allianz gegen diesen Terror. Verschiedene Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen seien in einem säkulären Staat selbstverständlich und müssten sich auf Basis der Menschenrechte bewähren. Das Zugehen auf Brüder und Schwestern anderer Religionen müsse immer wieder geübt werden. Das gelte nicht nur für die oberste Ebene der Kirchen, sondern vor allem für das konkrete Zusammenleben der Menschen.

Kritik an Fortpflanzungsmedizin

Kritik übte Lackner am geplanten Fortpflanzungsmedizingesetz. Es sei „sehr fragwürdig“, dass es nur so eine kurze Begutachtungsfrist für so ein Gesetz gegeben habe. Die „Stimme des Kindes“ werde dabei nicht gehört. Man dürfe Anfang und Ende des Lebens nicht allein den medizinisch-technischen Möglichkeiten unterwerfen.

Wie die vielen Austritte stoppen?

Die Kirchenaustritte seien 2014 zwar nicht so viele wie 2013, aber sie gingen weiter. Viele Menschen würden heute meinen, dass gläubig sein auch ohne Institution ginge. „Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass sich Glaube sehr individualisiert hat“, sagt Lackner. Man müsse sich immer wieder die Frage stellen, wie der Glaube von den Menschen heute als lebensdienliche Kraft wahrgenommen werden könne und ihn auf die „Alltagstauglichkeit“ überprüfen. Nichts ändern will Lackner an der Pfarrstruktur in seiner Diözese, auch wenn die Priesternot groß sei.

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