Qualen bei Tiertransport: Ermittlungen

Der Salzburger Magistrat ermittelt jetzt gegen mutmaßliche Tierquäler, die in Bergheim junge Kälber misshandelt haben sollen. Die ORF-Sendung „Report“ deckte das auf. Dort war zu sehen, wie Helfer die Kälber mit Gewalt aus Transportern zwangen.

Den Fall ins Rollen brachte der Verein gegen Tierfabriken (VgT): Er beobachtete mit versteckter Kamera heuer im Sommer und Herbst die Vorgänge bei der Be- und Entladestation in Bergheim. Die dabei gemachten Aufnahmen waren am Dienstag im „Report“ in ORF 2 zu sehen. In den Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Tier am Schwanz hochgehoben, aus dem Transporter gezerrt, getreten und mit Rohren geschlagen werden.

Die Be- und Entladestation in Bergheim gehört der Erzeugergemeinschaft Salzburger Rind. Die Station liegt direkt neben dem Alpenrind-Schlachthof, der wiederum betont, dass er mit dem Vorgängen nichts zu tun habe.

Prügel für Kälber bei der Verladestation in Bergheim

ORF/Verein gegen Tierfabriken

„Das ist indiskutabel“

„Über das, was wir gesehen haben, brauchen wir nicht zu diskutieren: Das ist einfach nicht in Ordnung“, sagte der Amtstierarzt der Stadt Salzburg, Christophorus Huber, gegenüber dem „Report“. „Dass es mitunter schwierig ist, ist klar. Dass es einen Grenzbereich gibt, ist auch klar. Ein Kalb am Schwanz zu halten und zu führen, wenn man es ganz an der Schwanzwurzel nimmt und schiebt, ist das in meinen Augen in Ordnung. Wenn man es natürlich an der Schwanzspitze nimmt - so wie es zu sehen ist - und dann hinten hochhebt, das ist natürlich indiskutabel.“

Auch die Prügel mit Rohren seien in dieser Form klar verboten, betonte der Amtstierarzt: „Das sind hohle Rohre, die klatschen sehr laut, ohne dass sie wesentliche Schmerzen verursachen. Es ist durchaus zulässig, dass er damit führend auf das Kalb einwirkt. Aber dass hier einer zu prügeln beginnt, das ist natürlich untersagt.“

Prügel für Kälber bei der Verladestation in Bergheim

ORF/Verein gegen Tierfabriken

„Solche Sachen passieren“, wenn niemand hinschaut

Als Amtstierarzt kontrolliere er natürlich Transporte, so Huber: „Aber es ist halt so, dass wir nicht überall gleichzeitig sein können. Und würde das einer so machen, müsste ich natürlich einschreiten.“ Auch der Bozener Viehhändler Moritz Lindner gestand im „Report“ ein: „Wenn der Fahrer, der Lieferant sich unbeobachtet fühlt, dann passieren auch solche Sachen - das muss man ganz ehrlich sagen.“

Vizebürgermeister will Täter ausforschen

„Bei den Szenen schaut es aus, als ob es Usus wäre, die Tiere am Schwanz hochzuheben“, kommentierte der Salzburger Tierschutz-Ombudsmann Alexander Geyrhofer. „Das ist nach der EU-Verordnung absolut verboten. Das muss entsprechende Konsequenzen haben, wenn jemand so mit den Tieren umgeht.“

Der für den Tierschutz verantwortliche Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP) will die Männer auf den Videos jetzt ausforschen und anzeigen: „Wenn wir die Namen herausbekommen, dann werden wir natürlich versuchen, das entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen abzuarbeiten.“ Außerdem will Preuner die Kontrollen bei Tiertransporten verstärken.

Kälbern wird „praktisch immer der Schwanz verdreht“

„Bei praktisch jedem Transport bekommen Kälber den Schwanz verdreht“, kritisierte Martin Balluch vom Verein gegen Tierfabriken. „Ich habe nie eine einzige Beladung oder Entladung gesehen, wo das nicht passiert.“

Kritik auch an langen Transportzeiten

Der Verein kritisiert auch die langen Transportwege mit unzureichenden Pausen für die Kälber: Rund 80.000 männliche Kälber werden jedes Jahr aus Österreich ins Ausland verkauft - vor allem nach Italien und Spanien: „Diese Tiere werden einem unglaublichen Leid ausgesetzt, das in der Öffentlichkeit nicht wirklich bekannt ist“, sagt Balluch. „Die Reise beginnt am Sonntag um 22.00 Uhr - wir haben um diese Uhrzeit die ersten Verladungen gesehen - und landen dann 90 Stunden später 2.500 Kilometer entfernt in einem Mastbetrieb.“

Der Vorwurf des Vereins: Die vorgeschriebenen Ruhepausen für die Kälber würden nicht eingehalten. Durch die Anstrengung seien einige Tiere sogar verendet. Die Tierschützer zeigten die Bozener Transportfirma deshalb an.

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