Trakl-Preis für die Lust am Experimentieren

Donnerstagabend hat die Oberösterreicherin Waltraud Seidlhofer den Georg-Trakl-Preis von Stadt und Land Salzburg verliehen bekommen. Sie wurde für ihre Lust am Sprach-Experiment mit dem Lyrik-Preis ausgezeichnet.

In jenen Jahren, in denen sich Geburts- oder Todestag von Georg Trakl jähren, vergeben Stadt und Land Salzburg den mit 8.000 Euro dotierten Trakl-Preis für Lyrik. Heuer, zur hundertsten Wiederkehr des Todestages, ging der Preis an die 75-jährige Waltraud Seidlhofer.

Bücher habe sie schon als Kind geliebt, sagt die Preisträgerin. Bald habe sie auch begonnen, selbst Gedichte zu schreiben. Georg Trakl sei dabei eines der Vorbilder gewesen: „Am Anfang hat mich natürlich die Farbigkeit seiner Poesie und auch die Dunkelheit und die ganze Mystik fasziniert. Dann war’s relativ bald schon so, dass mich interessiert hat, wie er seine Gedichte konstruiert hat - mit immer wieder ähnlichen Bildern und ähnlichen Vorstellungen und Begriffen, die er immer wieder verschieden zusammensetzt, und dieses verschieden Zusammensetzen wieder neue Gedichte und neue Inhalte bringt.“

Waltraud Seidlhofer

LMZ/Neumayr/SB

Waltraud Seidlhofer bekam den mit 8.000 Euro dotierten Preis Donnerstagabend verliehen

„Suchen und Experimentieren mit der Sprache“

Gedichte zu konstruieren, das ist der Preisträgerin wichtig, denn Waltraud Seidlhofer experimentiert gern: „Es ist schon so, dass ich neue Ausdrücke finde, neue Strukturen finde. Ich habe auch manchmal ziemlich viel mit graphischen Texten gearbeitet, wo ich nur versucht habe, einen Begriff durch graphische Umrahmung von Wörtern zu umreißen. Es ist immer wieder ein Suchen und Experimentieren mit Sprache und auch mit Grammatik, die ich ja auch manchmal ein bisschen hinterfrage.“

Die Jury hat die Lust am Experiment besonders hervorhoben, Waltraud Seidlhofer arbeite an ganz eigenen Sprachbildern und sprachgraphischen Gebilden. Das mache es nicht leicht, die Gedichte zu verstehen, das gibt auch die Autorin zu: „Man kann ein Gedicht nicht immer entschlüsseln - das wäre ja eine direkte Gebrauchsanweisung. Ein Gericht geht ja darüber hinaus. Und bei einem Gedicht ist es ja doch so, dass ich es nicht erklären muss. Ich schreibe, damit die Rezipientin, der Rezipient umgehen können und einen Bezug dazu bekommen können.“

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