Platzsturm in Bischofshofen: Fünf Angeklagte

Nach einem Platzsturm im Juli bei einem Fußball-Testspiel zwischen Maccabi Haifa aus Israel und dem OSC Lille in Bischofshofen (Pongau) werden jetzt fünf Männer angeklagt. Sie sollen israelische Spieler beschimpft und attackiert haben.

Der Tumult sorgte auch international für Empörung. In der 85. Minute des Testspiels am 23. Juli liefen pro-palästinensische Zuseher auf das Spielfeld, hielten den Ermittlungen zufolge Plakate mit dem Wortlaut „Fuck Israel“ und „Child Murderer“ hoch und riefen „Scheiß Juden“. Danach kam es zu Handgreiflichkeiten. Der israelische Spieler Eyal Meshumar wurde dabei verletzt.

Zwei der fünf jungen Männer werden wegen Verhetzung, die anderen drei wegen Körperverletzungsdelikten angeklagt. Es sind drei Österreicher und zwei Türken im Alter zwischen 18 und 20 Jahren. Alle stammen aus der Umgebung von Bischofshofen. Zwei Österreichern und einem Türken wird Körperverletzung beim Platzsturm vorgeworfen.

Videoaufnahmen der Attacke gegen Maccabi Haifa

ORF

Die wüsten Szenen bei dem Platzsturm wurden in Israel live im Fernsehen übertragen

Zwei der Anklagen wegen Verhetzung im Internet

Die zwei wegen Verhetzung Angeklagten müssen sich wegen Facebook-Postings verantworten: Ein 19-jähriger Österreicher habe einen Tag nach dem Spiel ein Video des Platzsturms mit den Worten „des passiert wenn die scheiss juden kinder umbringen!! Wir haben Sie platt gemacht!“ kommentiert. Dieses Schüren von Hassgefühlen ist der Staatsanwaltschaft zufolge für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar gewesen sei. Ein 18-jähriger Türke habe im Internet zudem „scheiß Israelis! scheiß Juden!“ gepostet.

Facebook-Hetze beim Platzsturm in Bischofshofen beim Spiel Maccabi Haifa gegen OSC Lille

ORF

Facebook-Postings brachten zwei jungen Männern Anklagen wegen Verhetzung ein

Zwei Haifa-Spieler mit Tritten verletzt

Der Haifa-Kicker Eyal Meshumar hatte bei dem Platzsturm eine Brustkorb-Prellung und offenbar auch eine Beinverletzung erlitten. Der 19-jährige Österreicher soll ihm einen Fußtritt gegen das linke Bein versetzt haben, und der 20-jährige Österreicher soll ihn durch einen „eingesprungenen Seitwärtstritt gegen die Brust“ getreten haben - die Staatsanwaltschaft wertete dies als versuchte, absichtlich schwere Körperverletzung.

Die Attacke sei durch Aufnahmen belegt, die Zeugen den Behörden zur Verfügung gestellt haben. Der 18-jährige Türke wiederum habe versucht, dem Spieler Dekel Keinan gegen den linken Oberschenkel zu treten. Die fünf Angeklagten schwiegen bisher gegenüber den Behörden zu den Anschuldigungen. „Ob sie die vorgeworfenen Taten tatsächlich begangen haben, wird sich in der Hauptverhandlung klären“, sagte ihr Verteidiger, der Salzburger Rechtsanwalt Kurt Jelinek, am Mittwoch zur APA.

Einige Verhetzungs-Anzeigen eingestellt

Ursprünglich wurde gegen elf Mitglieder der Demonstrationsgruppe ermittelt. Gegen sechs davon wurde das Verfahren wegen des Verdachts der Verhetzung, Körperverletzung, Raufhandel und Nötigung zur Gänze niedergelegt worden. Wegen der anti-israelischen Äußerungen auf dem Spielfeld hatte die Staatsanwaltschaft den Tatbestand der Verhetzung geprüft, aus rechtlichen Gründen diese Verfahren aber eingestellt, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft auf Anfrage der APA.

Die Begründung: Der Judikatur zufolge müsse das Schüren von Hassgefühlen vor einer breiten Öffentlichkeit ab etwa 150 Personen erfolgt sein und werde auch nur dann unter Strafe gestellt, wenn die „innerstaatliche Ordnung“ erschüttert wurde. Bei dem Fußballspiel in Bischofshofen seien aber rund 50 Zuseher und rund 20 Fußballspieler anwesend gewesen. Das Match sei zwar live übertragen worden, doch die TV-Aufnahmen seien nur in Israel zu sehen gewesen. Die unmittelbare Wahrnehmung vor einer breiten Öffentlichkeit in Österreich sei aber entscheidend für die Tatbestandsverwirklichung.

Friedlich geplante Kundgebung eskalierte

Den Ermittlungen zufolge planten die pro-palästinensischen Aktivisten eine gewaltlose Kundgebung bei dem Fußballspiel, sagte die Staatsanwaltschaft. Zuseher hätten mitgefilmt, was vor dem Hineinlaufen auf das Feld auf den Zuseherrängen gesprochen worden sei: Man habe mit Schildern und pro-palästinensischen Fahnen in der 85. Minute einmal kurz über das Spielfeld laufen und wieder auf die Tribüne zurückkommen wollen.

Das Ganze sei aber auf Höhe des Mittelfeldes eskaliert: Ein israelischer Spieler lief demnach heran, der 20-jährige Österreicher befürchtete eine Attacke und kam zu Sturz. Daraufhin versetzte der 18-jährige Türke dem israelischen Spieler einen Fußtritt. Daraufhin sei der Platzsturm losgebrochen: Zuseher und Ersatzspieler von Haifa rannten auf das Feld. Es sei zu Handgreiflichkeiten gekommen, die keiner geplant hätte. Vielmehr habe es sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt, woraus die Vorwürfe einer Körperverletzung gegen drei Personen der Aktivistengruppe resultiere.

Auch andere Verfahren gegen einige jetzt Angeklagte

Gegen den 20-jährigen Österreicher hat die Staatsanwaltschaft wegen eines Autounfalls im September 2014 noch den Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung erhoben. Weiters wird ihm noch Sachbeschädigung angelastet: Der Bursch soll im August in Bischofshofen eine Glastüre einer Bildungseinrichtung eingebrochen haben, weil er an einem Kurs nicht teilnehmen durfte. Den beiden 18-jährigen Türken und noch zwei abgesondert Verfolgten wird zudem schwere Körperverletzung im Zuge einer Rauferei im Mai 2014 vorgeworfen.

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