Zu wenig Investitionen: Hotels „überaltern“

In Salzburgs Tourismusorten wird allerorts gebaut und renoviert - auch in vielen Hotels. Und dennoch warnt die Hoteliervereinigung davor, dass zu wenige Betriebe investieren. Die Hotels würden so langsam, aber sicher „überaltern“.

Bis zu zwei Mrd. Euro müssten jährlich österreichweit in Aus- und Umbau investiert werden, sagt eine aktuelle Studie, auf die sich die Hoteliervereinigung beruft. Es wird aber weniger als eine Mrd. Euro verbaut. Und auch wenn die Banken davon sprechen, dass es keine Kreditklemme gibt: Für Betriebe wird es immer schwieriger, an Geld zu kommen.

Qualitätsanspruch steigt: Regelmäßig Umbauten nötig

Trotzdem investieren auch heuer im Sommer Hotels in Salzburg bis zu zehn Mio. Euro. Denn wer sich dem steigenden Qualitätsanspruch stellen woll, muss regelmäßig umbauen oder neubauen - oft gewaltige, teils fremdfinanzierte Summen. Bei der Familie Schwabl aus Hinterglemm (Pinzgau) sind es aktuell sechs Mio. Euro: „Die kann man nicht so einfach aus der Geldtasche herausschütteln“, sagt Hotelier Stefan Schwabl. „Wenn man das hätte, weiß ich nicht, ob man das unbedingt machen würde, das Ganze. Aber so kann man’s doch mit guten Partnern finanzieren. Und wenn in der Familie der ganze Zusammenhalt da ist, dann kann man das immer wieder realisieren.“

Baustelle bei Hotel in Wintertourismusort

ORF

Wer mit seinem Hotel konkurrenzfähig bleiben will, muss regelmäßig um-, zu- oder neubauen

Preisdruck steigt durch Buchungsplattformen

Auch der Preisdruck wird - gerade durch die beim Gast beliebten Buchungsplattformen wie zum Beispiel booking.com - immer größer. Es gewinnt, wer den günstigen Preis anbieten kann - aber nur dann, wenn neben dem Preis auch die Bewertung der Gäste passt. Darum wird investiert und auch neue Konzepte sind gefragt.

„Unser Konzept ist: Sportlich, jung, ein Stern weniger - dafür machen wir das Ganze ein bisschen legerer“, sagt Hotelier Thomas Schwabl. „Aber uns ist genauso bewusst, dass wir in vier Jahren wieder investieren müssen. Der Rückschritt ist, wenn man stehenbleibt.“ Ziel ist es, die geforderten Qualitätsstandards zu halten. Man befindet sich aber in einem Teufelskreis aus großem Preisdruck, weniger Einnahmen und mehr Ausgaben.

Das Handwerk - zumindest in den großen Tourismusgemeinden - scheint darunter noch nicht zu leiden: "Wir spüren’s Gott sei Dank nicht, sagt Tischler Andreas Bauer aus Saalbach. „Freilich sieht man im Tal herinnen nicht mehr so viele Kräne. Aber die Struktur der ganzen Gebäude ist ja sehr gut. Und es wird immer mehr in Komfort für die Gäste investiert - der wird sehr gefordert. Da haben wir eine sehr gute Auftragslage.“

„Schlaflose Nächte“ für Hoteliers

Viele Hoteliers stehen unter Doppelbelastung: Einerseits muss man sich ums Tagesgeschäft kümmern, andererseits um Aus-, Um- und Neubau. Im Fall von Alois Schwaiger vom Gästehaus Lederer ist das eine Zwei-Jahres-Baustelle am Bärenkogel in Saalbach. Um fünf Mio. Euro entsteht dort eine Alm mit rund 500 Sitzplätzen.

„Es ist auch eine schöne Herausforderung“, weiß Schwaiger. „Es ist natürlich ein Haufen Geld dafür notwendig, das man in die Hand nehmen muss. Und das soll sich in den Jahren danach einmal auch rechnen. Man hat ab und zu schon einmal schlaflose Nächte, wo man sich Gedanken macht, wie der Baufortschritt ist und wie man das Ganze richtig koordiniert. Aber es macht Spaß.“

Was gehört eigentlich noch dem Hotelier selbst?

Was durch Reinvestition herauskommen kann, sieht man am Beispiel des Großhotels „Übergossene Alm“ in Dienten (Pinzgau). Im Vorjahr wurden dort 6,5 Mio. Euro in einen High-End-Wellnessbereich, Kinderbereiche und einen eigenen Turnsaal investiert.

Und hier stellt sich die Frage: Was gehört den Hoteliers bei all den Millionen, die man investiert, eigentlich noch selbst? Wolfgang Burgschwaiger, Chef der „Übergossenen Alm“ sieht das entspannt: „Seit 50 Jahren ist das Hotel im Besitz der Familie Burgschwaiger, das wird auch die nächsten 50 Jahren so sein. Die Bank hat ein großes Vertrauen zu uns - dafür sind wir dankbar.“ Doch bereits jetzt plant der Hotelier bis ins Jahr 2030: „Wir haben eine große Investition gemacht - und jetzt müssen wir im Grund die Hardware optimieren, die Software optimieren und vor allem das Marketing verbessern.“

„Viele Betriebe haben nicht Geld, um zu investieren“

Walter Veit, Vorsitzender der Salzburger Hoteliervereinigung freut sich zwar über einzelne Vorzeigebetriebe, hat aber gleichzeitig große Sorgen: „Es wird nicht einmal die Hälfte reinvestiert, was wir brauchen würden. Das heißt: Unsere Betriebe überaltern - und das ist ganz schlecht. Sie haben einfach nicht das Geld, um zu reinvestieren, um am Ball zu bleiben.“

Die Rahmenbedingungen für die Hotels seien schlecht, betont Veit: „Wir haben die höchsten Steuern und Abgaben, die es europaweit gibt, wir zahlen unseren Mitarbeitern ordentlich - und die Erträge gehen erheblich zurück.“

Zwar bejubeln Tourismusverantwortliche und Politiker beinahe jährlich neue Nächtigungsrekorde. Veit sieht das aber kritischer: „Man kann den Erfolg eines Hoteliers nicht in Nächtigungen messen, sondern in Erträgen. Und diese Erträge werden selbstverständlich wieder reinvestiert. Tatsache ist aber auch, dass wir eine völlig weltfremde 33-jährige Abschreibung auf unsere Hotels haben und kein Gast und kein Politiker möchte gerne in einem 32 Jahre alten Hotelzimmer wohnen.“

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Michi Frey berichtet aus Dienten

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