Fachärztemangel an Landeskliniken kritisiert

Ärztevertreter an den Salzburger Landeskliniken (SALK) schlagen Alarm: In einigen Abteilungen herrsche massiver Fachärztemangel, die verbleibenden Ärzte müssten deutlich mehr arbeiten. Die SALK-Geschäftsführung sieht dagegen kein Problem.

Eine vom Mangel betroffene Station ist die psychiatrische Abteilung an der Christian-Doppler-Klinik, die ja zu den Landeskliniken gehört. Von 38 Planstellen fehlen gleich acht Ärzte: „Auf den Stationen führt das dazu, dass die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen natürlich ein Mehr an Arbeit haben“, sagt der ärztlicher Leiter Klinik Reinhold Fartacek. „Das wird bisher mit großem Engagement kompensiert.“

„Dienste nicht mehr durch Stammpersonal besetzbar“

Im Landeskrankenhaus (LKH) sind aktuell an den insgesamt 25 Abteilungen rund 400 Fach- und Oberärzte beschäftigt. Die Ärztevertreter sehen ein großes Problem: „Es sind hier Fachärztinnen und Fachärzte teilweise in Pension, teilweise in Karenz gegangen, haben aber auch die Abteilung verlassen - und dadurch ist die Situation entstanden, dass Dienste nicht mehr durch das Stammpersonal besetzbar sind“, sagt Ärztevertreter Jörg Hutter. „In anderen Abteilungen sind Fach- und Oberärzte weggegangen, die eine große Lücke hinterlassen. Und diese Lücke lässt sich durch Auszubildende erst nach vielen Jahren schließen.“

Einfahrt in das Salzburger Landeskrankenhaus

ORF

Im Salzburger Landeskrankenhaus fehlten an einigen Abteilungen Fachärzte, sagen Ärztevertreter

„Auf die Fachärzte, die auf diesen Abteilungen weiter tätig sind, kommt eine zusätzliche Belastung zu“, weiß Betriebsrat Otto Straßl, selbst ein Arzt. „Und vor allem müssen sie oft auch noch die Verantwortung dafür tragen, dass Ärzte, die noch nicht die Facharzt-Qualifikation haben, eigenverantwortlich tätig werden müssen. Das ist grundsätzlich nicht vorgesehen, aber findet dann aus den Notwendigkeiten der Patientenversorgung heraus so statt.“ Ob etwas passieren kann, „hängt stark davon ab, wie die Sicherheitskultur der Abteilung entwickelt ist.“

Klage über schlechtes Betriebsklima

Das Problem sei zum Teil aber hausgemacht, ergänzt Betriebsrat Straßl. Denn einige Fachärzte verlassen das Landeskrankenhaus wegen der Arbeitsbedingungen, sagt er: „Schlechtes Klima bedeutet eine Belastung, bedeutet einen Druck, der über die normale Belastung der Arbeit weit hinausgeht.“ All das zusammen veranlasse etliche Fachärzte, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen.

SALK-Führung: „Sind über dem Stellenplan“

Der Geschäftsführer der Landeskliniken, Paul Sungler, sieht die Lage nicht so dramatisch: „Der gefühlte Mangel ist das eine, der wirklich nachweisbare Mangel ist das andere. Ich glaube, von einem massiven Fachärztemangel kann man nicht sprechen. Es sind auf einigen Abteilungen Stellen offen. Wir sind aber insgesamt im Landeskrankenhaus über dem Stellenplan - und damit insgesamt ganz gut versorgt.“

„Die Fluktuation ist mit 3,2 Prozent - gerechnet auf die 900 Ärzte, die wir hier im Landeskrankenhaus haben - eigentlich sehr, sehr gering. Es ist auch durchaus wünschenswert, dass nach oben hin - zum Beispiel bis nach London - Fachärzte, qualifizierte Leute, weggehen, damit die Jungen nachrücken können. Zum Betriebsklima kann ich nur sagen: Das sehen sogar die Betriebsratsvorsitzende und ihr Stellvertreter ein bisschen anders und durchaus besser, als es möglicherweise derzeit von einigen Leuten gefühlt wird.“

Assistenzärzte „können sich entwickeln“

Junge Assistenzärzte müssten „nichts übernehmen, wofür sie nicht qualifiziert sind“, betont der SALK-Geschäftsführer. „Dafür sorgen schon unsere Ordinarien und Chefs, dass da nichts passiert. Aber es ist auch eine tolle Chance für die jungen Leute, wenn sie in relativ große Schuhe nachwachsen können und sich entwickeln können.“

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Romy Seidl berichtet über die Klagen über den Ärztemangel an den Landeskliniken

Links: