Gurlitt-Debatte: Scheibchenweise Aufklärung

Der neuerliche Fund von ca. 180 Kunstwerken im Salzburger Haus des Münchner Kunsterben Cornelius Gurlitt könnte der letzte gewesen sein. Das deutet ein Sprecher Gurlitts an und relativiert Angaben zum Wert gefundener Meisterwerke.

„Das Haus ist jetzt komplett geräumt“, sagt Gurlitts Sprecher Stephan Holzinger. Im Gespräch mit der APA relativierte er am Donnerstag auch Medienberichte bezüglich des Wertes sowie des Inhaltes der Sammlung.

Haus von Cornelius Gurlitt in Salzburg-Aigen mit Müllcontainer

ORF

Müllcontainer vor Gurlitts verwahrlostem Haus in Salzburg-Aigen

Neue Funde & Versionen

Nach dem ersten Fund von rund 60 Kunstwerken am 10. Februar erfolgten am 24. und 28. Februar weitere Begehungen des vollkommen verwahrlosten Hauses im Salzburger Stadtteil Aigen. Diese dienten laut Holzinger vor allem der Entfernung von sperrigen und unbrauchbaren Gegenständen auf beiden Etagen. Dabei wurden dann zahlreiche weitere Kunstgegenstände in einem zuvor nicht zugänglichen Teil des alten Gebäudes entdeckt und abtransportiert. Diese befinden sich - wie der erste Fund - inzwischen in einem gesicherten Lager.

Insgesamt 238 Exponate in Salzburg-Aigen

Insgesamt wurden im Haus in Aigen 238 Exponate gefunden, unter denen sich aber nicht nur Bilder befinden, wie in manchen Medien berichtet. Der mit Abstand größte Teil der Salzburger Sammlung besteht aus Zeichnungen - unter anderem von Pablo Picasso oder Edvard Munch.

Weiters befinden sich unter den Kunstwerken 39 Ölgemälde. „Die meisten eines einzigen Malers stammen von Louis Gurlitt, dem Großvater von Cornelius Gurlitt, der 1897 verstorben ist und ein sehr talentierter Landschaftsmaler war“, sagte Holzinger. Unter den weiteren Künstlern der Ölgemälde und Aquarelle befinden sich Claude Monet, Auguste Renoir, Edouard Manet, Paul Gauguin, Henri de Toulouse-Lautrec, Max Liebermann, Paul Cezanne und Emil Nolde. Weiters wurden in Salzburg Silbergefäße, Holzschnitte, Keramikschalen sowie Bronze-, Marmor- und Eisenkunstwerke - unter anderem von Auguste Rodin - sichergestellt.

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Wohlklingende Namen von Künstlern

Dass der Wert der 238 in der Mozartstadt aufgespürten Werke jenen der gesamten Münchner Sammlung mit rund 1.400 Werken übersteigt, wie in Medien behauptet, „kann ich nicht bestätigen“, sagte Holzinger. „Weder die Sammlung aus Salzburg noch jene aus München ist bisher seriös aufgearbeitet. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass zwar die Sammlung in Salzburg deutlich kleiner ist, aber viele Ölgemälde umfasst.“

Sämtliche Kunstgegenstände sind laut Holzinger an einem sicheren Ort aufbewahrt und werden - wo es erforderlich ist - derzeit von Restauratoren professionell bearbeitet und präzise dokumentiert. Außerdem ist Gurlitts Betreuer Christoph Edel zurzeit bemüht, ein Team von „hochrangigen Experten in Sachen Provenienzforschung“ zusammenzustellen, um die Herkunft zweifelsfrei zu klären. Diese Arbeit solle zügig geschehen, wobei Holzinger keinen Zeitrahmen nennen konnte. Die Ergebnisse der Forschung sollen der Öffentlichkeit präsentiert werden, damit sich etwaige Anspruchsteller melden können.

Kommt noch mehr ans Licht?

Ob der neuerliche Fund in Salzburg der letzte im Fall Gurlitt war, konnte Sprecher Holzinger nicht sagen. Aber: „Es gibt weder aus den vorliegenden Unterlagen noch aus den Gesprächen mit Herrn Gurlitt Anhaltspunkte, dass noch irgendwo weitere Lager sein könnten.“

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