Raubkunst-Debatte: Neue Website von Gurlitt

Die Anwälte des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt, der auch in Salzburg wohnt, gehen im Streit um mögliche Nazi-Raubkunst in die Offensive. Sie sehen „ungerechte Behandlung“ ihres Mandanten - und haben die Internetseite gurlitt.info eingerichtet.

Gurlitt sei der rechtmäßige Besitzer fast aller Bilder, betonten sie dort und fordern die Sammlung zurück. Der Kunstsammler sei demnach bereit, „nach rechtmäßiger Rückgabe der gesamten Sammlung durch die Behörden“ mögliche Verdachtsmomente zu prüfen. Nur bei einem Bruchteil der Werke aus seiner Sammlung bestehe überhaupt Raubkunst-Verdacht, sagen die Anwälte.

„Habe nur mit den Bildern leben wollen“

Auf der neuen Website ist auch ein persönliches Statement von Gurlitt (81) zu lesen: „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstinteressierte“, schreibt er. „So viel ist in den vergangenen Wochen und Monaten passiert und passiert noch immer. Ich habe nur mit meinen Bildern leben wollen, in Frieden und in Ruhe.“

Das Vorgehen gegen seinen Mandanten sei vor allem im Vergleich mit anderen Sammlungen nicht in Ordnung, kritisierte Gurlitts Anwalt Hannes Hartung am Montag. „In Deutschland gibt es viele öffentliche und private Sammlungen, in welchen der Anteil an potenzieller Raubkunst viel höher ist als in der Sammlung Gurlitt - für diese Sammlungen und die dort verantwortlichen Museumsdirektoren gibt es jedoch augenscheinlich keine Sanktionen.“

Anwalt weist Vorwürfe zurück

„Nur bei drei Prozent der 1.280 Werke“ aus dem spektakulären Schwabinger Kunstfund gebe es derzeit den Verdacht, es könne sich um Nazi-Raubkunst handeln, erläutert Hartung. Bei den Bildern aus Gurlitts Haus in Salzburg habe sich nach einem Abgleich mit Suchmeldungen in Verlustregistern keinerlei Verdacht ergeben. Mit sechs Anspruchstellern gebe es Verhandlungen. „Mehr haben sich bis dato nicht bei uns gemeldet.“

In den Verhandlungen gehe es derzeit vor allem um das Bild „Femme assise“ von Henri Matisse, Max Liebermanns „Zwei Reiter am Strand“ sowie um die Sammlung Dr. Glaser aus Dresden.

600 verdächtige Bilder laut Taskforce

Die Taskforce „Schwabinger Kunstfund“, die die Herkunft der Bilder im Auftrag der ermittelnden Staatsanwaltschaft Augsburg klären soll, geht von knapp 600 verdächtigen Bildern aus. Sie wurden in die Online-Datenbank lostart.de eingestellt.

"Cornelius Gurlitt war zu jeder Zeit überzeugt davon, von seinem Vater eine Sammlung geerbt zu haben, die im Wesentlichen aus der sogenannten „entarteten Kunst" aus vormals deutschem Reichseigentum in öffentlichen Sammlungen und Museen besteht“, heißt es auf der Internetseite. „Cornelius Gurlitt war nicht bekannt, dass sich in seiner Sammlung auch vereinzelt Gegenstände befinden, welche heute als Raubkunst qualifiziert werden könnten.“

Er sei bereit, „qualifizierte, nachvollziehbare und berechtigte Rückgabeansprüche von Erben jüdischer Verfolgter“ zu prüfen. Dies sei eine „freiwillige, moralisch fundierte Selbstverpflichtung von Cornelius Gurlitt“.

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