Wieder Bilder bei Gurlitt entdeckt: Raubkunst?

Die viel diskutierte und umstrittene Kunstsammlung des 81-jährigen Cornelius Gurlitt ist noch deutlich größer als angenommen. In seinem Haus in Salzburg befanden sich bis Montag noch mehr als 60 wertvolle Kunstwerke - darunter Monets, Renoirs und Picassos.

Diese Informationen teilte Gurlitts Sprecher am Dienstag der Öffentlichkeit mit. Diese Kunstwerke seien nun in Salzburg gesichtet und gesichert worden. Gurlitt steht seit Ende 2013 unter Betreuung durch den Rechtsanwalt Christoph Edel. Dieser hat nun die Sicherstellung der Salzburger Werke veranlasst, „um sie vor Einbruch und Diebstahl zu schützen“, wie betont wurde.

Auch der deutsche Rechtsanwalt Hannes Hartung arbeitet für Gurlitt. Er betont in einem Interview, die nun aufgefundenen Bilder seien laut einer ersten Recherche auf keiner Liste von Nazi-Raubgut aufgeführt.

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Wie berichtet, beschäftigt der Kunstbesitz Gurlitts seit Monaten die internationalen Fachwelten und Medien. Es wird erst erforscht, ob und wie viel davon mutmaßliches Raubgut der Nazis sein könnte, das diese ihren Opfern gestohlen haben.

Wolfgang Gurlitt

APA/Magistrat der Landeshauptstadt Linz

Der Kunsthändler Wolfgang Gurlitt soll geschäftlich einst auch im Umfeld nationalsozialistischer Sammler und Kunsträuber aktiv gewesen sein, sagen Historiker. Er war der Vater des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt

Hinweise auf NS-Beute?

„Im Auftrag von Cornelius Gurlitt werden diese Exponate von Experten auch hinsichtlich eines etwaigen Raubkunstverdachts in Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus geprüft“, versichert der Sprecher Gurlitts: „Nach vorläufiger Einschätzung auf Basis einer ersten Sichtung hat sich ein solcher Verdacht nicht erhärtet.“

Indes deutet vieles darauf hin, dass die Sicherstellung der Salzburger Bilder rein privat erfolgt ist. Die heimischen Behörden waren offenbar nicht in die Aktion eingebunden und hatten am Dienstag auch keine Kenntnis über das Auftauchen von mehr als 60 Kunstwerken im Salzburger Haus von Cornelius Gurlitt.

Rein private Aktion

„Mir ist das völlig unbekannt. Von uns aus ist keine Hausdurchsuchung angeordnet und auch keine Verfügung getroffen worden“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher. Bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien lag ebenfalls nichts gegen den Kunstsammler vor. „Es gibt kein Verfahren gegen Gurlitt“, sagt WKStA-Sprecher Erich Mayer.

Und auch die Polizei und die Finanzbehörden waren offenbar nicht involviert. „Bei uns weiß niemand etwas davon. Das Bundeskriminalamt weiß ebenfalls nichts“, so Polizei-Sprecher Anton Schentz. „Der österreichische Zoll war nicht involviert“, lautete die knappe Stellungnahme aus dem Finanzministerium.

Was bisher geschah

In Cornelius Gurlitts Münchner Wohnung hatten Ermittler die verschollen geglaubte Sammlung seines Vaters Hildebrand entdeckt und bereits im Februar 2012 beschlagnahmt. Gurlitt war einer von Hitlers Kunsthändlern. Unter den Bildern befanden sind Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde. Publik war der spektakuläre Fund mit weit mehr als 1.000 Werken erst im vergangenen Herbst geworden. Nach Angaben der eingesetzten Taskforce von Ende Jänner wurden bisher 458 Objekte als mögliche NS-Raubkunst identifiziert. Eine Arbeitsgruppe wurde eingerichtet, der unter anderen auch die Wiener Restitutionsforscherin Sophie Lillie angehört.

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