Roma, Sinti: Was tun gegen Rassismus?

Die EU müsse mehr für Sinti und Roma tun, sagt Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). Er fordert auch Bulgarien und Rumänien auf, Minderheiten besser zu integrieren. Daneben gibt es einen neuen Bericht über Rassismus gegen Roma und Sinti in Österreich.

Roma Respekt

Rom vasteras

Bis 1945 wurden viele Roma-Familien vollständig oder nahezu ausgelöscht durch den Massenmord der Nationalsozialisten

Schaden nahm vor kurzem an einer Sitzung der EU in Brüssel teil, bei der es um Armutsmigration ging. Wenn die EU sowie Staaten Ost- und Südosteuropas endlich fundamentale Grundrechte für Roma und Sinti garantieren und durchsetzen würden, würde sich die Zahl jener Menschen verringern, die wegen Ausgrenzung, bitterer Armut und Chancenlosigkeit in andere Länder ziehen.

Die Stadt Salzburg sei ebenso wie andere Städte in Mitteleuropa mit dem Bettlerproblem mittlerweile überfordert, so der Salzburger Bürgermeister.

Auch Übergriff in Bischofshofen im neuen Bericht

Der Verein Romano Centro hat Donnerstag den ersten Bericht zu Antiziganismus in Österreich präsentiert. Darin sind rassistische Vorfälle der letzten acht Jahre gegen Menschen, die als „Zigeuner“ wahrgenommen worden, dokumentiert. „In den letzten Jahren ist die stereotype Darstellung nach außen vorangetrieben worden“, sagte Claudia Schäfer vom Verein ZARA. „Diese Entwicklung ist beängstigend.“

Kern des stereotypen Bildes ist die Vorstellung, dass „Zigeuner“ nicht zivilisiert sind und sich nicht in die Gesellschaft integrieren wollen, sagte Andrea Härle von Romano Centro. Auch der Vorwurf einer parasitären Lebensweise, also dass sie betteln oder stehlen würden, und die Vorstellung von Heimatlosigkeit gehörten zu diesem Bild. Besonders betroffen von diesen Vorurteilen seien Roma und Sinti.

Einseitige Medienbilder, Rassismus

In dem Bericht ist eine Auswahl von Fällen aus den Jahren 2005 bis 2013 dokumentiert. Besonders häufig dokumentiert sind Beleidigungen und Hetze im Internet, aber auch Diskriminierungen beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen und Benachteiligungen am Arbeitsmarkt. Die Initiatoren des Berichts kritisierten außerdem rassistische Äußerungen der Polizei und die stereotype Darstellung in den Medien.

„In den Medien wird ein sehr einseitiges Bild vermittelt, was dazu geführt hat, dass die Begriffe Bettler und Roma schon fast zu Synonymen geworden sind“, sagte Ferdinand Koller, Redakteur des Berichts. Hier müsse vorsichtiger mit ethnischen Zuschreibungen umgegangen werden, forderte er. Vor allem die Onlineplattformen von Zeitungen seien ein „zentraler Ort der Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen“.

Pogromstimmung in Bischofshofen

Ein „besonders schockierender Vorfall“ habe sich im September dieses Jahres ereignet, als eine Gruppe junger Erwachsener eine durchreisende Romafamilie in Bischofshofen (Pongau) attackierte. In einer Facebook-Gruppe haben sich die Täter davor zum Angriff aufgehetzt und zu Gewalt aufgerufen, erzählte Koller. Unter anderem sei die „Ausrottung“ der Roma gefordert worden. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verhetzung und Widerbetätigung läuft. In einem ähnlichen Fall seien die Ermittlungen eingestellt worden, kritisierte Koller. Es gebe zudem leider nicht so wenige Fälle, in denen die Polizei selbst zum Täter wird, so Koller.

Der Bericht soll künftig alle zwei Jahre erscheinen. Damit soll Aufmerksamkeit für das Thema in der Öffentlichkeit erzeugt und Betroffenen gezeigt werden, dass es möglich ist, sich zu wehren, so Härle. Es gebe kein „Generalrezept“ gegen Antiziganismus, wichtig sei aber, dass die Vorfälle gerichtlich behandelt werden und ein Bewusstsein und Umdenken in der Öffentlichkeit entsteht.

Der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, forderte in Reaktion auf den Bericht „Aufklärungsstrategien und eine generelle Sensibilisierung in unseren Behörden, in den Schulen und im Gesundheitswesen. Die Lebenswirklichkeit der Roma und Sinti muss öffentlich thematisiert und dargestellt werden. Eine nationale Roma-Strategie, wie sie seit Jahren im Bundeskanzleramt erarbeitet wird, muss diese Punkte beinhalten“, so Zinggl in einer Aussendung.

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