Das Novemberpogrom in Salzburg

Beim Novemberpogrom vor genau 75 Jahren wurden auch in Salzburg die Synagoge und Geschäfte zerstört und zum Teil auch geplündert. Die Salzburger Juden wurden nach der Nacht auf den 10. November aus ihren Wohnungen geworfen und mussten nach Wien übersiedeln.

Die Fotos von Franz Krieger, die jetzt im Stadtarchiv Salzburg liegen, dokumentieren, wie das Novemberpogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Salzburg ablief. Dass die Synagoge in der Lasserstraße nicht - wie in anderen Städten - in Brand gesteckt wurde, war nur dem Umstand zu verdanken, dass sich in nächster Nähe Wohnhäuser befanden.

Im Haus Linzergasse 5 lebten die jüdischen Kaufleute Arthur und Irene Fürst: „Das ist eines der Geschäfte, die sehr gut dokumentiert sind, weil wir Kontakt zur Familie gehabt haben“, schildert der Historiker Albert Lichtblau, der sich seit Jahren mit dem Schicksal vertriebener Juden auseinandersetzt.

„Leute aus der Nachbarschaft haben sich bereichert“

Das Geschäft des Ehepaars Fürst wurde „richtig ausgeräumt“, ergänzt Lichtblau. „Bei den anderen sieht man, dass die Waren noch drinnen sind. Die Nazis haben an sich verboten, dass es zu Plünderungen kommt. Hier scheint es, dass sich Leute aus der Nachbarschaft bereichert haben. Die Familiengeschichte ist so, dass jemand aus dem vierten Stock - der Sohn des Mieters - das Fenster zertrümmert hat und dass die einfach alles rausgeräumt haben. Und es gibt eine zweite Geschichte, die von Arthur Fürst erzählt wird, dass jemand aus dem gegenüberliegenden Haus auf die Wohnung geschossen hätte.“

„Niemand war mehr bereit zu helfen“

Bei den Übergriffen auf jüdische Geschäfte in der Getreidegasse gab es viele neugierige Zuschauer auf der Straße, sagt der Historiker: „Wenn man sich die Fotos anschaut, ist es erschreckend. Die Frauen versuchen, die zerstörten Geschäfte wieder aufzuräumen. Und rundherum stehen Leute und schauen einfach. Ich glaube, das ist ein Signal, dass niemand mehr bereit war zu helfen.“

Salzburg am 12. November 1938 „judenrein“ erklärt

Das Novemberpogrom war der tiefste Einschnitt in der Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Auch in Bad Gastein und Hallein wurde jüdisches Eigentum zerstört. Die Salzburg Juden wurden von den Nazis aus ihren Wohnungen vertrieben und musste nach Wien übersiedeln. Am 12. November 1938 wurde Salzburg für „judenrein“ erklärt.

Allen jüdischen Mitbürgern war nach der Novembernacht 1938 klar geworden, dass die Flucht die einzige Überlebensmöglichkeit war - doch viele schafften es nicht mehr. Mit der sogenannten „Reichskristallnacht“, wie sie im Nazi-Jargon hieß, begann die systematische Vertreibung, Enteignung und schließlich Vernichtung der Juden in ganz Österreich und Deutschland.

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Beitrag von ORF-Redakteurin Renate Lachinger zum Gedenken an das Novemberpogrom 1938

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